Beiträge von Annabelle78 im Thema „Macht doch was ihr wollt... [war: Die Zukunft von online ist offline?]“

    Nachdem die Frage aufkam, wer solche Menschen kennt, die keinen Bock aufs Arbeiten haben und mit Absicht alles versauen, um mit dem A... zu Hause zu bleiben: ich leider ein paar und ich fange mit der lustigsten Begebenheit an:


    • Ich habe mal im internen Bereich für eine Zeitarbeitsfirma gearbeitet, ist wohl so knapp 20 Jahre her. Da kam ein Bewerber zum Gespräch, der in der Bewerbung angegeben hat, dass er erst 2,5 Monate später anfangen könne. Beschäftigungsstand derzeit aber Arbeitslos. Auf unsere Frage hin, warum das denn so wäre, wir würden ihn ja gerne sofort einstellen war seine lapidare Antwort: "Ich habe ausgerechnet, dass ich in den letzten Jahren XY DM an Arbeitslosenversicherung eingezahlt habe und diesen Betrag habe ich eben erst in 2,5 Monaten wieder raus und erst dann fange ich wieder an zu arbeiten" - ah ja.....
    • wir haben einen Bekannten, der knapp über 50 ist. Wir kennen den seit 10 Jahren. Lebt alleine in einer runtergekommenen Gegend, lebt gefühlt von Brot und Kaffee (und Zigaretten) und sieht nicht ein, dass er arbeiten geht. Kerngesund, sportlich (durch das viele Fahrradfahren) und durchaus in der Lage, noch einige Jahre etwas zu tun. Ihm reicht, wie er lebt. Er braucht nicht mehr. Und sollte es mal zu sozialen Diskussionen am Spieltisch kommen, muss ich leider wütend aufstehen, um nicht ausfallend zu werden.

    Und genau auf solche Menschen bezieht sich Bandida meines Erachtens und erhält dafür meine volle Zustimmung. Woher hat der Mann das Recht, auf unsere Kosten zu leben - wenn auch kein Leben in Saus und Braus - und jeden Versuch der Arbeitsagentur irgendwie zu torpedieren? Warum müssen wir genau dafür aufkommen?

    • Dann gibt es noch die Menschen, die sich ganz lange nicht um ihre Angelegenheiten kümmern, sich dann nicht mehr kümmern können und dann daran zu grunde gehen. Die stehen auch irgendwann beim Amt, weil sie plötzlich die Wohnung verlieren und ihnen alles über den Kopf gewachsen ist. Hier leistet das Amt schnell finanzielle Hilfe sofort in bar - mehrfach erlebt. Wenn die Leute danach allerdings noch immer nichts auf die Reihe bringen, geht diese Amtshilfe auch schnell wieder zurück. Die Leute sind im Grunde selbst schuld aber mental nicht in der Lage, sich wieder selbst in die Waage zu bringen. Die bräuchten eben andere als finanzielle Hilfe...

    Das Problem ist, dass es für das Amt immer Einzelfälle sind und die sind bei dem Aufkommen an Bedürftigen echt schwer herauszufiltern ohne noch mehr Verwaltungsaufwand und somit noch mehr Geld da reinzustecken. Dadurch fallen solche Menschen nicht auf. Manchmal kommt es halt zu Sanktionen oder Weiterleitung an Sozialarbeiter, die den Menschen zurück ins Leben helfen. Aber die vollkommen unbelehrbaren? Niemand sollte auf der Straße schlafen müssen (und müsste das mit ein bisschen eigenem Zutun m.E. in D auch nicht).


    Aber wie könnte denn ein Mittel gegen - Entschuldigung - Schmarotzer aussehen, die das nicht zur Folge hat??? Ich habe keine Idee... Und anscheinend auch sonst niemand. Und wenn Fall 2 plötzlich ein Grundeinkommen von 1T€ hätte - was würde er mit seinem Reichtum anfangen? OK: Bis jetzt bekommt er den Mindestsatz + Sozialversicherung + Miete - aber bei ihm m.E. durchaus unter 1T€.... Und wer garantiert, dass er dann seine Sozialversicherung und seine Miete auch tatsächlich zahlt und nicht das Geld für Zigaretten einsetzt oder doch noch anfängt zu saufen?


    Man kann darüber echt noch Ewigkeiten diskuttieren. Vielleicht liest ja jemand von der Regierung mit und bringt einen unserer Vorschläge ein (gab es überhaupt welche?) Ein "gerechtes" System - außer dem zum Scheitern verurteilten Sozialismus, weil sich immer einer übervorteilt fühlt - kann es vermutlich nicht geben. Denn jeder Mensch ist anders. Schon die Fähigkeiten, Intellekte, körperlichen Eigenschaften schaffen große Unterschiede. Und gerade diese Diversität macht das Leben lebenswert...

    nicht nur Rumänen und Polen (Polen waren nur mein Anschauungsbeispiel, vermutlich geht es denen aufgrund der Heimatnähe noch am Besten...) Die Art von Beschäftigung zieht sich meiner langen Erfahrung auf dem Bau durch alle Niedriglohnländer (inzwischen bei uns nur noch der EU). Die sind teilweise Wochen und Monate für einen Hungerlohn von zu Hause weg, schlicht weil die Fahrt den Lohn komplett auffressen würde, nur damit die Mama zu Hause den Nachwuchs mehr schlecht als recht versorgen kann. (Vermutlich würde manch einer von uns morgens noch nicht einmal für den Tageslohn, der am Ende rauskommt, aufstehen, wenn er diesen als Stundensatz bekäme...).


    Das mit dem über Wochen und Monate ausstehenden Lohn ist noch einmal eine ganz andere Sache... Ich musste mich vor Jahren schon auf der Baustelle einschließen, weil die Arbeiter irgendwann einen Aufstand probten und den Firmeninhaber nahezu mit Gewalt unter Druck gesetzt haben. Das kommt zu den ohnehin üblen Bedingungen sehr oft leider noch dazu... :(

    Das Problem ist ja mit der Bezahlung des Mindestlohns noch nicht gelöst. Sicher wären bei Vollbeschäftigung und Zahlung des Mindestlohns rund 1.300 € brutto drin. Die Firmen, die aber den Mindestlohn zahlen, haben ja noch Tricks dahinter, wie die Angestellten den Mindestlohn doch nicht erhalten.


    Beispiel (selbst erlebt) Sicherheitsbranche, Baubewachung: Die Leute werden für 10-12 Stunden zur Bewachung abgestellt. Da werden dann gaaaaanz großzügig Pausen abgezogen. Ich als Bauherr zahle die 10-12 Stunden, die der Mann auch da war, der Kollege erhält aber nur die Entlohnung für 8-10 Stunden. Schwupps. Im Durchschnitt raus aus dem Mindestlohn. Pausen machen die so gut wie nie, da die meist nicht viel zu tun haben und am Platz nebenbei essen und fernsehen etc. (Seit der Story müssen bei mir alle persönlich bestätigen, dass sie auch im Durchschnitt mindestens den Mindestlohn bekommen inkl. aller sonstigen Abzüge, die ein unfairer AG vornehmen könnte). Allerdings sind die Leute meist froh, dass sie überhaupt etwas haben, wo sie Geld verdienen und bestätigen dann alles...


    Aber die Mindestlohnempfänger sind noch nicht das unterste Glied in der Kette. Es gibt - besonders in der Bau-, Sicherheits,- oder Reinigungsbranche die Forderung von Firmen an die Arbeitswilligen sich selbständig zu machen. So arbeiten Subs für Subs für Subs. Keine Mindestlohnforderungen mehr notwendig. Ein selbständiger Arbeiter kann sich für nahezu jeden Preis "verkaufen". Warum Menschen das tun frage ich mich auch immer wieder. Aber das sind meistens keine Deutschen und das bisschen Knete, was dabei rumkommt, landet in der polnischen Pampa, wo der Euro nicht wie bei uns 50 Cent wert ist sondern 5 Euro... Und solange sie aus Mitgliedsstaaten der EU stammen hat man kaum eine Handhabe dagegen.


    Bis jetzt ist bei Zollkontrollen bei uns immer alles gut gegangen - aber das ist echt mein Horror, dass doch irgendwo so ein schwarzes Schaf dabei ist. Und bei kleineren, privaten Auftraggebern oder kleinen Bauunternehmern kann ich mir schon vorstellen, dass es durchaus häufiger zu diesen Situationen kommen kann.


    Und so kann ich mir vorstellen, dass es ähnlich auch im Einzelhandel und in der Logistik ist. Alles Selbständige, die 'n Appel und 'n Ei verdienen... :( DHL hat kaum noch angestellte Fahrer...