Beiträge von MetalPirate im Thema „Macht doch was ihr wollt... [war: Die Zukunft von online ist offline?]“

    yzemaze : Sorry, ich bin müde, vor einer halben Stunde von einer Weihnachtsfeier zurück gekommen. Ich finde gerade per Google keinen besseren Beleg als das hier:

    Steuerdatenkauf in NRW - An dieser Personalie könnten Milliarden hängen

    Die neue CDU/FDP-Regierung wird sich hüten, öffentlich zu verkünden, dass Steuerbetrüger in Zukunft deutlich weniger konsequent verfolgt werden. Es wird einfach so kommen, weil die FDP es so will und die CDU spätestens seit der Merkel-Ära sowieso keinerlei Prinzipien und Werte mehr hat.

    ... und der Artikel ist auch wieder 4,5 Jahre alt. 4,5 Jahre in denen einiges in Sachen Bekämpfung von Steuerflucht passiert ist.

    Ja. Die neue schwarz-gelbe Landesregierung von NRW (ich gebe es zu: von mir mitgewählt) hat als eine der ersten Amtshandlungen die Steuerfahndung Wuppertal (das sind die mit dem Datenankauf in der Schweiz) kastriert. Genauso wie Linke nicht mit Geld umgehen können, haben die sogenannten "Bürgerlichen" leider nichts besseres zu tun, als mit allerhöchster Priorität erstmal Steuerbetrüger und die wahren Sozialschmarotzer zu schützen. :cursing:

    Die Rahmenbedingungen für Besteuerung setzen unsere Politiker.

    Theoretisch ja. Praktisch muss man allerdings fragen, wie groß der Einfluss der Wirtschaftsverbände und anderer Interessenvertreter auf eben diese Politiker ist, die die Rahmenbedingungen setzen. Dazu muss man nicht in die USA schauen, wo gerade per Steuergesetzgebung Milliardengeschenke an die Superreichen gemacht werden, auch der Blick nach Brüssel und Berlin gibt genug her. Die beliebten Steuerschlupflöcher und Steuervermeidungstechniken sind doch seit Jahren bekannt. Warum werden sie denn nicht geschlossen?


    Wieso haben wir z.B. einen überall gefeierten und vielfach ausgezeichneten Lügner als EU-Kommissionspräsidenten, der als luxemburgischer Finanzminister mit Amazon (und anderen Firmen) einen Steuersatz von 0,5% (!!) ausgehandelt hat? Das geschah doch ziemlich offensichtlich auf Kosten anderer EU-Länder, deren dort erzielte Gewinne dann nach Luxemburg verschoben werden, um dort quasi keine Steuern zahlen zu müssen. Wieso wird so jemand noch als großer Europäer gefeiert?! Das Gegenteil ist der Fall!


    Abhilfe in Sachen Steuergerechtigkeit ist leider auch nicht in Sicht; sobald es um konkrete Taten und nicht um hehre Worte geht, passiert bei der herrschenden Politikerkaste nichts mehr. Die könnten theoretisch die Rahmenbedingungen für die Besteuerung der Superreichen und der multinationalen Großkonzerne setzen, allein, sie tun's nicht, und wenn, dann so, wie man das gerade in den USA sieht. X(


    Lesenwert z.B.:

    Luxemburg-Leaks – Wikipedia

    Aber mal Spaß beiseite, durch die stetige "Digitalisierung" werden in erster Linie die "einfachen" Jobs wegfallen bzw. merklich weniger werden.

    Noch. Noch sind's in erster Linie die "einfachen" Jobs. Aber nicht mehr lange. Irgendwann wird auch die (Co-)Pilot komplett durch den Autopiloten oder der Programmierer in bestimmten Bereichen durch automatisch erzeugten Code ersetzt, und das ist alles jetzt schon absehbar.

    Meiner Meinung nach gäbe es einen Schritt, der vor einem BGE anzugehen wäre, nämlich das Steuersystem auf eine zukunftsfähige Grundlage umzustellen. Die Besteuerung von Arbeitseinkommen ist dies offensichtlich nicht mehr, wenn nennenwerte Anteile der Bevölkerung entweder gar kein Arbeitseinkommen erzielen (die tatsächliche Arbeitslosenquote übersteigt die offizielle Quote bereits deutlich) oder in prekäre Jobs gedrückt werden, wo man ihnen nicht mehr viel an Steuern wegnehmen kann (und obendrein massive Problem in Sachen Altersarmut für die Zukunft aufbaut).


    Ich bin definitiv kein Sozialist, aber da müsste man ganz klar über Vermögungssteuer, Erbschaftssteuer, Finanztransaktionssteuer und ähnliches reden. Auch darüber, wie erzielte Gewinne fair dort versteuert werden, wo sie erzielt werden; es kann ja wohl nicht sein, dass stinkreiche multinationale Konzerne wie Amazon, Apple, Nike, Ikea & Co in Deutschland kaum Steuern zahlen, obwohl sie hier kräftige Gewinne machen. Ganz besonders gilt dies auch für den Online-Handel, wo Konzepte von anno dazumal wie "Betriebsstätten" aus dem Steuerrecht raus müssen. Außerdem gibt es unter Zukunftsforschern auch neuartige Konzepte wie etwa die Besteuerung von Roboter- und Maschineneinsatz, die vorurteilsfrei diskutiert werden müssten, wenn man einen solidarisch über Steuern finanzierten Nationalstaat für die Zukunft fit machen will.


    Ich habe allerdings wenig Hoffnung, dass notwendige Reformen vorrausschauend umgesetzt werden. Politiker denken nicht über die nächste Wahl hinaus (außer wenn es um eigene Versorgungspöstchen geht) und sobald die herrschende Politikerkaste an der Macht ist, dient sie mehr den diversen Lobbyisten als dem Volk, das sie vertreten soll.

    Wer sich die Entwicklung im Bereich Künstliche Intelligenz / Machine Learning anschaut, der kann eigentlich auch nicht mehr länger denken, dass das Wegfallen der Jobs durch Automatisierung dauerhaft auf den Bereich niedriger Qualifikationen beschränkt bliebe. Das wird noch spannend in den nächsten Jahren und Jahrzehnten, gerade in Kombination mit der immer stärkeren Verschiebung des Gesamtvermögens in Richtung von immer weniger Superreichen... :/

    Hat jetzt nicht direkt mit Amazon und deren stationären Läden zu tun, aber gestern gab es ein interessantes Interview zur Zukunft des Online- und Offline-Handels im DLF:

    interview_mit_alexander_graf_exp_e_commerce_zum_dlf_20171218_0817_897f2cbc.mp3


    Bei der Aussage des Experten: "Man sieht es aber auch daran, dass sehr, sehr viele onlineorientierte Unternehmen, die große Lagerkapazitäten betreiben und auch ausbauen und weiterbauen müssen, dass die momentan gar nicht so einfach wachsen können, weil die in den Standorten, wo sie ihre Läger haben und Logistikkapazitäten aufbauen wollen, gar keine Leute mehr finden." musste ich direkt an einen gewissen Online-Spielehändler aus Merseburg denken...