So, wir haben ihn uns gestern angeschaut. Ich werde mal einige Punkte ansprechen, die bisher nicht gesagt wurden, bin gespannt darauf, ob jemand dem folgen möchte:
Der Film an sich ist ein ziemlich typischer Star Wars-Film der neueren Generation. Leider. Er unterhält und lässt einen gespannt auf die nächste Episode zurück. Das ist ja nicht schlecht.
Aber er verschenkt SO. VIEL. POTENZIAL! Die Anlagen sind da, und ich war enttäuscht, dass sie auf keiner Ebene weitergeführt werden. Was also meine ich?
Den ganzen Film durchzieht ein Thema: die Sinnlosigkeit des Krieges und des ewigen Konflikts zwischen Gut und Böse. Luke hat richtig erkannt, dass er als Jedi nichts letztlich Gutes erreichen kann und zieht sich zurück. Er ist aber immer noch zerrissen: soll er wirklich Schluss machen mit dem Jedi-Orden? Alles Niederbrennen und dafür sorgen, dass keiner mehr nachkommt? Letztlich zögert er, zieht es nicht durch und muss dann zusehen, wie dieser Job von einem offenbar allmächtigen Geist-Yoda erledigt wird (Der Brennende Baum....SYMBOLISM....). Was lernt Luke daraus? Offenbar nichts. Er geht nochmal zum Loch der Dunkelheit, aber es wird nicht aufgeklärt, was er dort erfährt. Aber er öffnet sich wieder der Macht und greift in den Kampf ein, wie Rey sich das gewünscht hat. Er zementiert mit seiner eigenen Legendenbildung den weiterern Kampf ("The war has just begun!"). Von Yoda nimmt er nichts mit, der ihm ja buchstäblich sagt, dass die ollen jahrtausendejahre alten Texte in der Gegenwart nicht helfen.
Kylo/Ben ist ebenfalls ein sehr gutes Beispiel dafür, dass tolle Anlagen inkonsequent verschenkt wurden. Er ist ebenfalls total zerrissen, seine Teenage Angst-Rebellion kommt immer wieder heraus, unbändige Wut auch ob der Manipulation seitens Snoke. Er weiß nicht, wo er hingehört. Soweit kann man dem Ganzen gut folgen. Dann aber scheint er total abgeklärt, geradezu visionär in den Gesprächen mit Rey. Da geht es darum, den alten Ballast hinter sich zu lassen, neue Wege zu beschreiten, die ganze Gut-Böse-Konstellation aufzulösen, gemeinsam. Er sieht, das beide Gutes und Böses in sich tragen und bietet Rey an, daraus eine neue Ordnung aufzubauen. Erst als Rey ihn ablehnt, fällt er offenbar in alte Muster zurück und schlägt wütend um sich. Wenn das konsequent dargestellt worden wäre, hätte ich das durchaus interessant gefunden, aber irgendwie nehme ich dem Charakter das nicht ab. Woher die Einsichten? Und warum bleiben die nicht ein größeres Handlungsmotiv? Warum wird das nicht weiter verfolgt?
Die Casino-Szene und der Codebreaker: Ich fand den ganzen Handlungsstrang sehr interessant und ein tolles Beispiel für die vermittelte Botschaft, die man dann nur leider völlig vergessen zu haben scheint. Die 1% der Galaxie verdienen sich an Waffengeschäften buchstäblich dumm und dämlich, ihre Grausamkeit und der Egozentrismus wird wunderbar dargestellt. Es wird aufgedeckt, dass der Krieg nur diesen Leuten nutzt, denn sie versorgen beide Seiten mit den Mitteln, ihn ewig weiterzuführen. Wenn eine Seite gewinnt, wer bräuchte dann noch neue Waffen? Dann würde ja das ganze Geschäft zugrunde gehen. In so einem Milieu gibt es natürlich auch nur Opportunisten, die nur um sich selbst besorgt sind. Natürlich verrät der Codebreaker die Rebellen, wenn er dadurch einen Vorteil erhält bzw. sich selbst retten kann.
Der Film scheint an so vielen Stellen die Botschaft zu transportieren, dass sich etwas grundlegend ändern muss, damit es weitergehen kann - und unterläuft sich dann permanent selbst. Es könnte natürlich sein, dass all diese Dinge im nächsten Teil aufgegriffen werden und zu einer großen Veränderung bei und durch Kylo, Rey, Leia/Poe/Rebellen führen und der Konflikt zu Grabe getragen wird. Dass sie lernen und erkennen, dass der Gut-Böse-Gegensatz niemandem hilft und keiner je wirklich erfolgreich sein wird. Dann war der Film mit dem totalen Scheitern der Figuren ein grandioses langsames Aufbauen.
Vor dem Hintergrund, dass es im erweiterten und mittlerweile gelöschten Kanon ja die Grey Order gegeben hat, könnte man immerhin vermuten, dass ein ähnliches Element auch hier nun offiziell eingeführt werden könnte.
Dagegen spricht aber (mindestens) die letzte Szene mit dem Force-Boy und der "Legenden sterben nicht"-Geschichte. Da wird klar, dass die Rebellen weiterleben, dass es weiterhin die guten Jedis geben wird, die sich den bösen Sith entgegenstellen, die woherauchimmerwieder plötzlich auftauchen.
Puh. Noch ein paar Dinge, die einfach nur schade und doof waren:
Chewie als Comedic Relief und Taxifahrer: verschwendet.
Porgs: hätten ganz rausgekonnt, waren nur blöd.
Ein einziger Crystal Critter bleibt zurück und führt die Rebellen aus den Tunneln wie Lassie es mit Timmy gemacht hat. Warum? Das sind doch wohl wilde Tiere, oder? Oder wurde der von Luke ferngesteuert? Gab keinen Hinweis darauf.
Yoda: hätte gern im Jenseits bleiben dürfen, wirft aber die Frage auf, warum es keine Sith-Geister gibt.
Das Schweigen der Admiralin: wow, wie blöd.
C3PO: hat nur noch genervt.
Leia ist Force-User: och bitte.
Leia überlebt, Luke stirbt: doof, dass c. Fisher tot ist, aber Hamilton noch verfügbar wäre...Force-Geist Luke wird dann wohl Pflicht.
Rey auf Acth-Tho: "What are these?" - als seien die - offensichtlich humanoiden, vernunftbegabten - Caretaker einfach seltsame Tiere. In einem Universum voller sentient species mit seltsamsten Aussehen war das richtig herablassend und blöd.
Ansonsten richtig gut: Poes Entwicklung vom unüberlegten Hitzkopf zum Anführer. Leia übergibt ihm die Fackel in der Szene vor dem Exodus aus den Tunneln, damit ist er der neue Rebellenführer.
Lukes Szene vor der versammelten First Order-Armee und der Kampf mit Kylo: dass er keinerlei Schaden nimmt, ist erstmal total angsteinflößend für Kylo (weil übermächtig), der darauf wie bei Snoke nur mit Wut überreagieren kann. Dass Luke keine "rotes Salz"-Spuren hinterlässt, ist aber ein deutlicher Hinweis, dass er gar nicht physisch anwesend ist.
Der Überlicht-Kamikaze-Sprung, überhaupt Laura Dern: tolles Opfer der Admiralin, eine beeindruckende Persönlichkeit - bis auf die unfassbare Entscheidung, niemandem was von der Rebellenbasis und dem Fluchtplan zu erzählen. Die Zerstörungsszene war richtig cool.
Cthulhu im Casino!
So. Klingt insgesamt echt negativ, aber ich wurde zumindest gut unterhalten. Ich fürchte fast, dass keine "große Erzählung" gedacht ist, weshalb man (ich) auch immer vergeblich auf den großen Wurf hofft. Von daher muss man die Filme wahrscheinlich einfach als Popcorn-Kino hinnehmen und nicht zu sehr nachdenken