Beiträge von ravn im Thema „Wie wichtig ist Euch das thematische Gewand eines Spiels?“

    Bei den für mich lesenswerten Wochenspielreports der Westpark Gamers - Informationen und Rezensionen über Brettspiele und Kartenspiele bin ich über folgenden Halbsatz gestolpert:


    "... die Einleitung der Spielregel, die wir, wie üblich, nicht vorgelesen haben."


    Da ich in diversen halb-öffentlichen Spielrunden unterwegs bin, treffe ich auch immer wieder auf Erklärer, die direkt mit den Mechanismen einsteigen und zum Hintergrund und Thema kein Wort verlieren wollen. Teils die Einleitung selbst noch nicht gelesen haben. Als thematisch fixierter Spieler finde ich das immer ein wenig schade, weil es ein Spielerlebnis auf seinen mechanischen Kern reduziert und damit einen Teil des Spiels ausblendet, der positiv zum Spielerlebnis beitragen kann. Ich frage dann meist nach, wer wir hier sind und um was es überhaupt geht.


    Bei Battlestar Galactica (um ein Beispiel zu nennen) finde ich das Thema extrem wichtig, damit überhaupt so etwas wie Stimmung am Spieltisch aufkommen kann. Weil rein spielmechanisch betrachtet, ist es doch eher Magerkost und lebt für mich erst auf, wenn es die Metaebene erreicht, in der auf Basis der Mechanismen gespielt wird, aber die Mechaniken nur die Grundlage für die eigenen Handlungen sind. Man sozusagen in seiner Rolle spielt, ohne dass es zum ausufernden Rollenspiel werden braucht.


    Bei Merlin von Queen Games hat mich das Thema eher genervt, weil es so dünn und für mich unpassend auf die Spielmechanismen gepinselt ist. Warum bekomme ich als Gralsfinder einen Apfel geschenkt, mit dem ich dann später meinen Aktionswürfel umdrehen kann? Da fühle ich mich, in meiner mir aufgedrückten Rolle als Ritter der Tafelrunde, nicht erst genommen: "Hier Dein Apfel und gibt den Gral wieder her." WTF?


    Da es immer mehr gute Spiele gibt, sind für mich persönlich die wirklich überragenden Spiele überwiegend die, bei denen Thema und Mechanismen passen. Wenn eines fehlt, muss das andere schon eine extrem gute Komponente haben, um mich trotzdem begeistern zu können. Wie seht Ihr das inzwischen im Zuge der Marktüberflutung an guten Spielen? Ist das Thema wichtig für Euch?


    Cu /Ralf