Beiträge von MetalPirate im Thema „[2017] Rajas of the Ganges“

    Interessant, dass ihr auf die Modifikation "geringeres Würfelmaximum (8 statt 10) und dafür ein freischaltbarer Worker mehr (3 statt 2)" nicht eingeht. Das wäre für mich in der Fortgeschrittenenversion ein ganz klares Plus, auch weil es den Fluss aufwertet.


    Bei den erspielbaren, dann legbaren und später anzuschließenden Plättchen bin ich nur nach Regellektüre (d.h. ohne es bisher so gespielt zu haben) tendenziell und mit aller Vorsicht auch der Meinung, dass das wohl eher eine unnötige Verkomplizierung ist, auch weil es im 4er-Spiel nicht wirklich planbar ist, welche Wegeplättchen man zum passenden Verbinden abbekommt.

    #RajasOfTheGanges

    Nils (wundert auch die vielen Materialqualität beanstandenen Meldungen des aktuellen Nachdrucks)

    Nachdem ich gestern ein Exemplar des Nachdrucks gesehen habe, kann ich das nur bestätigen. Würfelaugen teils nicht richtig mit Farbe ausgefüllt (für sich genommen kein Ding), bei einem blauen Worker der Fuß abgebrochen (für sich genommen kein Ding; kann passieren, reklamieren und gut ist's), aber was wirklich gar nicht geht ist die Stanzqualität der Bögen, insbesondere bei dem mit den lila Teilen. Wenn man dem Besitzer glauben darf, ließen die sich nur mit Bastelmesser so halbwegs unfallfrei rauslösen, und gerade die lilanen sahen bei dem ungespielten Spiel schon sehr mitgenommen aus. In der Summe der kleinen und größeren Problemchen ist das einfach weit unterdurchschnittliche Billig-China-Qualität.

    AndreasB78 : Ich habe keine Zweifel daran, dass das schnelle Fortschreiten auf dem Fluss sehr sinnvoll sein kann. Aber wenn die Balance diesbezüglich für die Fortgeschrittenenversion passt, dann kann es in der Basisversion, wo nur 2 von 3 zusätzliche Worker freigeschaltet werden können, nicht mehr so recht passen. Ganz ohne Geld- oder Ruhmesleiste geht's nicht, d.h. diese beiden Arbeiter wird man ohnehin freischalten ... und dann war das Freischalten des Fluss-Workers in der Basisversion eben umsonst. Für nur 1-2 Runden Tempogewinn lohnt es sich nicht.


    Dass man nicht ausschließlich auf Ruhm oder Geld setzen kann, sondern immer auf einen gewissen Mix daraus, waren zumindest meine Erfahrungen in einem 4er-Spiel mit tendenziell starken Mitspielern gestern. In unserer Partie war das Angebot an Bauplättchen ziemlich wenig planbar, d.h. gezieltes Bauen bestimmter Markt- oder Gebäudetypen war nur eingeschränkt möglich (bzw. erforderte glückliche Umstände). Bis man die passenden Würfel hatte und wieder dran kam, hatte sich die Auslage immer immer deutlich verändert. Nur-Märkte oder Nur-Gebäude kaum spielbar, auch weil es Plättchen mit beidem gibt und man die auch manchmal wegen der besseren Wege haben will. Und mit Freischalten der beiden Geld- und Ruhm-Worker früher oder später wird der Fluss-Worker dann eher sinnlos, weil der Fluss im Gegensatz zu den beiden anderen Leisten eben kein Siegkriterium darstellt.

    Zurück vom Spieletreff. Endlich konnte ich mal das aktuelle Hype-Spiel #RajasOfTheGanges spielen. Nun ja. Ich fand's nur mäßig gut. Euro-Einheitsbrei. Habe ich zuviel erwartet? Hmm, eigentlich ja nicht, denn vom Ehepaar Brand erwarte ich nicht viel mehr als seelenlose stromlinienförmige Massenware und freue mich, wenn es wie im Falle des tollen #Village doch mal anders kommt...


    Raja of the Ganges fand ich gemessen an vielen positiven Berichten, auch hier, jedenfalls völlig enttäuschend. Das Spiel hat keinerlei Pfiff. Es ist die komplett seelenlose und interaktionsarme Euro-Optimier-Kopfenrechen-Übung mit völlig aufgesetztem Thema, auf die ich immer weniger Lust habe. Vor allem wenn alles drei geballt auftritt: nix Besonderes dran, interaktionsarm und kopfrechenlastig mit Fokus darauf, hier und da mal ein Siegpünktchen mehr rauszuquetschen als die Mitspieler. Gibt's dutzendweise. Nicht immer so hübsch von Dennis Lohausen illustriert, nicht immer mit (zumindest theoretisch vorhandenem) Indien-Thema, aber spielerisch ist RotG bloß JASE-Massenware.


    RofG ist ein Wettrennen. Es geht es darum, die Summe aus doppelten Ruhmespunkten plus Geld auf 120 zu bringen. Ruhmespunkte lassen sich (über Gebäude) immer nur einmalig generieren, Geld (über Märkte) mehrfach durch gezielte Worker-Placement-Aktionen. Wieviele Ruhmespunkte man über Gebäude bekommt, lässt sich steigern. Daraus ergeben sich sofort mögliche zwei Hauptstrategien. Variante A ist, erst die Ruhmes-Multiplikatoren zu steigern und dann bauen. Oder man kommt, Variante B, über die Märkte voran; dann gilt erst bauen und dann immer wieder nutzen. Variante B hängt natürlich davon ab, ob man die entsprechenden Aktivierungsfelder bekommt.


    Einer der vier Spieler hat heute von Anfang an auf Bauen gesetzt. Sein Hintermann hat dann je einen 3er-Markt pro Sorte gebaut (Maximum) und dann pro Aktivierung der Gemischtwarenmärkte 9 Geld verdient. Wegen des rotierenden Startspielers hatte er die Nutzung in 3/4 aller Runden sicher; sein Vordermann hat's ihm ja nie weggenommen. Er hat klar gewonnen. Es war zwar nur eine Erstpartie für mich, aber ich bin bisher geneigt, die Meinungen zu den teilweise zu lesenden Balance-Problemen zu teilen.


    Verstärkt wird dieser Eindruck auch davon, dass Basis- und Fortgeschrittenenversion mathematisch eigentlich nicht beide gleichzeitig balanciert sein können. In der Basisversion kann man nur 2 zusätzliche Worker auf den drei Leisten freischalten. In der Fortgeschrittenenversion alle drei. Zwei der drei Leisten bestimmen das Siegkriterium. Deshalb erscheint es mir nur logisch, in der Basisversion die dafür nicht relevante Leiste, d.h. Fortschritt auf dem Fluss, tendenziell zu ignorieren. Es können jedenfalls kaum beide Varianten gleichermaßen gut ausbalanciert sein.


    Auch sehe ich die Regelung mit dem Startspieler als etwas problematisch an. Zum einen könnte ein Spieler, wenn er es denn wollte, immer Startspieler bleiben, was den dann immer Letzten aus dem Rennen nehmen würde, ohne dass er etwas dafür kann. Deutlich problematischer finde ich allerdings, dass in der heute erlebten 4er-Situation mit einen Bau-Spieler und einem links davon (d.h. dahinter) sitzendem Gemischtwaren-Märkte-Spieler keiner eine Motivation hat, den Startspielerstein zu nehmen. Mit zwei nutzbaren Gemischtwarenfeldern hat der Märkte-Spieler hinter dem Bau-Spieler einen Riesenvorteil. Wenn die Sitzreihenfolge die Siegchancen bestimmt, ist das immer Mist.


    Der Startspielerausgleich von 1/120 Spielziel pro Spieler erscheint mir auf den ersten Blick auch etwas zu schwach gemessen daran, dass der Erstzugriff auf die stark unterschiedlich guten Bauplättchen bzw. sonstigen Einsetz-Felder zur Definition einer Strategie, gerade am Anfang, viel wichtiger ist als das eine Geld Ausgleich für die Nachfolgenden.


    Insgesamt ist Rajas of the Ganges für mich irgendwie ein typisches Brand-Werk: grundsolide, aber kein bisschen mehr als das. 6 bis 6.5 auf der BGG-Skala; mit ein bisschen gutem Willen für das Lohausen-Artwork maximal 7/10. Braucht man nicht. Ich würde mich nicht weigern, das nochmal zu spielen, aber haben muss ich das nicht. Und wenn ich es nochmal spielen sollte, dann bitte mit der Fortgeschrittenen-Version mit drei freischaltbaren Workern. So scheint mir das Spiel wirklich gedacht zu sein.