Interessant, dass ihr auf die Modifikation "geringeres Würfelmaximum (8 statt 10) und dafür ein freischaltbarer Worker mehr (3 statt 2)" nicht eingeht. Das wäre für mich in der Fortgeschrittenenversion ein ganz klares Plus, auch weil es den Fluss aufwertet.
Stimmt. Danke für die Erinnerung, diesen Punkt hatte ich total vergessen.
Auch in dem Punkt sehe ich den Vorteil bei der Basisversion. Aus meiner Sicht ist es die viel interessantere Entscheidung, wenn man einen der Arbeiter eben nicht bekommt. Einerseits für zwei der Arbeiter, andererseits gegen einen der Arbeiter. DAS ist für mich eine interessante und gleichzeitig simple und elegante Entscheidungsebene. In der Variante ist dies keine wirkliche Entscheidung. Denn ich kriege sie ja eh alle...
Darüber hinaus sehe ich den Fluss nicht als schwächer an, als die anderen Leisten. Ganz im Gegenteil. Wenn man Aktionsfeld 6 zu Beginn sinnvoll nutzt kommt man schnell an den neuen Arbeiter und hinten an die sehr starken Fluss-Felder mit denen man die zögerliche Spielweise auf einer der anderen Leisten sehr gut ausgleichen kann.
Wenn einer mit der Anzahl an Arbeitern hinterher hinkt, dann werden seine Provinz-Ziele automatisch besser. Das finde ich gut und der vermeintlich führende wird nicht abgewatscht.
Da hast du nicht ganz unrecht. Das finde ich auch durchaus interessant. Eine Sonderregel, die aber bei der Erhöhung auf das Maximum an 5 Arbeitern wohl auch nötig war, denn sonst gehen Spieler, die schnell auf viele Arbeiter spielen durch die Decke vor allem, da die Relation sich erhöhen kann. Mechanisch gesehen ist in der Basisversion der Maximale Unterschied 4 zu 2. Wobei er sich normalerweise relativ schnell egalisiert, denn der Arbeiter auf der Geld-Leiste ist schon recht früh erreichbar. Tendenziell haben wir hier nur wenige Runden unterschiedliche Arbeiteranzahlen bei den Spielern.
In der Variante ist der Unterschied maximal 5 zu 2. Wobei es realistisch eher auf 5:3 hinauslaufen wird, wenn man extreme Spielwiesen zugrunde legt. Trotzdem ist dies ein beachtlicher Unterschied bei deinem Spiel, bei dem es darauf ankommt schnell zu sein und die Entwicklungsschere zwangsläufig irgendwann aufgeht. Hinzu kommt, dass die Variante wahrscheinlich eine leicht längere Spielzeit hat, da die Spielertableaus nicht so wertvoll sind und man sich wertvollere Belohnungen erst erarbeiten muss. Was mehr Zeit bedeutet um einer Entwicklungsschere Entfaltungsraum zu geben. Dem wurde mechanisch sehr gut ein leichter Ketchup-Mechanimus entgegen gestellt. [Meine Kritik auf ganz, ganz hoher Ebene ist, dass dies eine Sonderregel nötig macht, welche man normalerweise versucht zu vermeiden... Diese Regel ist nötig und gut, aber ohne wäre eben besser. Auch daher finde ich das Grundspiel gelungener.]
Rajas of the Ganges ist in Bezug auf das Worker Placement-System sehr simpel designed, was ich sehr gut finde. Normalerweise ist es in solchen Spielen notwendig einen Ausgleich zu schaffen zwischen den Spielern, die mehr Arbeiter haben als andere Spieler. Was eben im Falle von Worker Placement-Spielen zusätzliche Aktionen pro Runde bedeutet. Man kann diesen Unterschied herstellen, indem man die Kosten für die Beschaffung des Arbeiters hoch ansetzt. Man muss also erst über eine Hürde um den Arbeiter zu bekommen. Oder man macht so etwas wie erhöhte, dauerhafte Kosten. Schönes Beispiel hierfür ist Agricola: Je mehr Arbeiter, desto höher mein Nahrungsbedarf. Ich habe mehr Aktionen, muss aber auch mit einem gestiegenen Aufwand Rechnung tragen.
Bei RotG bekommt man die Arbeiter sogar kostenlos, wenn man dem Spielziel entgegen strebt. In der Basisversion gibt es keinen Ausgleich, es ist schlicht eine Timingfrage. Die Arbeiter kommen sehr früh dazu. Entscheide ich mich bsw. nicht so schnell wie möglich auf den Geld-Arbeiter zu spielen so profitiere ich davon früh mein Geld zu investieren. Bsw. in den Bau von Plättchen. Ich verzichte auf den Arbeiter, komme aber schneller an die wertvollen Boni auf dem Tableau. Das ist Ausgleich genug gegenüber einem Spieler, der früh zum Arbeiter strebt und sich früh entsprechend zurückhalten muss beim investieren seines Geldes.
Übrigens auch ein Gleichgewicht, dass in der Variante ein wenig aus den Fugen gerät, denn da muss man sich erstmal die wertvollen Boni erspielen, was für den Spieler, der früh sein Geld investiert, einen zusätzlichen Kraftakt bedeutet.
Ohne es zu wissen vermute ich, dass die Variante das Spiel darstellt, welches ursprünglich designed wurde. Oder es wurde redaktionell wirklich hervorragend die Variante gleich mit umgesetzt. Mir kommt es so vor (und ich rate hier wirklich ins Blaue), dass beim fertigen Spiel nochmal gesagt wurde: "Schön wäre eine etwas vereinfachte Einsteigervariante!" Und dann wurde wirklich sinnvoll an einigen Kernpunkten reduziert und am Ende stand sogar noch ein wesentlich runderes Spiel.
Wenn das so stimmt, wie ich es vermute, dann halte ich das für außerordentlich gelungene Entwicklungsarbeit. Großes Kompliment an Autoren und Verlag!