Beiträge von MetalPirate im Thema „Investition in Hybrid-Spielen“

    [...] Aber als ich die Pressemitteilung las, überlegte ich mir persönlich, wie ich entscheiden würde, wenn ich den Geldfluss für eine Investition mit Hybridspielen verwalten würde. [...]

    Genau das bringt dein Problem in einem Satz auf den Punkt: derjenige, der auf staatlicher Seite über solche Anträge auf Forschungsförderung entscheidet, tut das eben nicht nach Lust und Laune aus dem Bauch heraus, wie du anscheinend denkst, sondern nach sehr strikten Regeln und Vorgaben, die man an dieser Stelle nicht einfach mal ausblenden kann. Oder höchstens dann, wenn man dafür jeden Bezug zu Forschungsförderung aus der Frage herausnimmt und alles auf eine allgemeine Ebene hebt; das wäre auch okay. Aber staatliche Förderung ohne irgendwelche Förderprogramme und Förderrichtlinien diskutieren zu wollen, das führt zu nichts Sinnvollem.

    Mir geht es bei der Umfrage überhaupt nicht um einen Realitätsbezug - sondern lediglich um das Bauchgefühl von Spielern.

    Dann hast du die falsche Frage im Startposting gestellt. Wenn du eine Antwort auf "Ist Augmented Reality in Gesellschaftsspielen nutzbar?" haben willst, darfst du nicht fragen, ob eine real in Oberösterreich passierte Bewilligung eines Forschungsantrages für uns nachvollziehbar ist. Dein Startbeitrag ist randvoll mit dem Realitätsbezug, um den es dir jetzt nicht mehr gehen will.



    Aber gerne kriegst du auch von mir noch eine Antwort auf "Ist Augmented Reality in Gesellschaftsspielen nutzbar?", nämlich diese: Ich will Elektronik beim Brettspielspiel nicht haben. Maximal als Punktezähler oder sowas, in jedem Falle 100% optional. Ansonsten bin ich in diesem Bereich mit 100% analog glücklich. Von irgendwelchen elektronischen Helferlein ist man sonst schon genug abhängig.

    Was mich an diesem Vorgang etwas stört, ist, dass ein Wirtschaftsunternehmen, dessen einziges Ziel die Veräußerung von Hybridspielen ist, sich die Entwicklungsarbeit vom Steuerzahler bezahlen lässt und Konkurrenzunternehmen diese selbst zu tragen haben.

    Siehe dazu mein Edit oben: je nach Förderquote trägt das Wirtschaftsunternehmen einen mehr oder weniger großen Anteil seiner Kosten selbst. Solcherlei Eigenbeteiligung ist im Normalfall zwingend erforderlich, gerade wenn es um anwendungsnahe Forschung und Produkte geht. Damit sichert sich der Geldgeber auch ein Stück weit ab, dass da nicht nur Lari-Fari gemacht wird. Ebenso gehört so einen solchen Forschungsantrag auch fast zwingend ein Verwertungsplan dazu, mit dem plausibel dargelegt werden muss, dass man dem geförderten Projekt/Produkt nachher Geld verdient werden kann und wie das geschehen soll. Man soll sogar manchmal bei Antragsstellung schon zu möglichen Patenten etwas schreiben, und spätestens da wird's manchmal albern.


    BTW: Wenn dann die Förderquote für KMUs um 5% oder 10% höher ist oder wenn von irgendwelchen Konsortien eingefordert wird, einen bestimmten Mix aus universitären Einrichtungen und Unternehmen zu haben, dann ist solche Forschungsförderung auch immer sehr nah dran an Wirtschaftsförderung.


    Ich kenne nicht die österreichische Situation, auf die der Link von dir sich bezieht, aber eine sinnvolle Diskussion könnten wir hier nur führen, wenn man die öffentliche Ausschreibung für das Forschungsförderungsprogramm kennen würde. Da steht in der Regel recht genau drin, was der Geldgeber für förderungswürdig hält und was er dafür verlangt. Diese Ausschreibung ist für alle Firmen verfügbar. Jeder, der in Frage kommt, darf Anträge stellen. Insofern ist für mich auch keinerlei Benachteiligung irgendwelcher Konkurrenzunternehmen erkennbar.

    Christian (Spielstil.net) : Ob die Entscheidung über Forschungsförderung davon abhängt, dass man den Entscheider schmiert? Dann nein. Forschungsförderung ist etwas anderes als öffentliche Großbauprojekte wie irgendwelche Flughäfen.


    EDIT: Eines wollte ich noch zum Startposting loswerden. In der öffentlichen Wahrnehmung wird "Firma X bekommt Y Euro Forschungsförderung" gerne so verstanden, dass die Firma "einfach so" Geld bekommt. Das ist im Normalfall so nicht richtig. Es Förderquoten, die von allerlei Faktoren abhängen. Das kann dann z.B. heißen, dass die Firma selbst 400.000 EUR investiert und davon 150.000 EUR (mit allerlei Verwaltungsaufwand) wieder erstattet bekommt.

    Die Fragestellung mit derart eingeschränkten Antwortmöglichkeiten ist so Mumpitz. Als jemand, der schon so einige Forschungsförderungsanträge geschrieben und gelesen hat, sage ich dir: es kommt drauf an. Auf die Kompatibilität des Antrags mit der Ausschreibung für die Förderlinie, auf die inhaltliche und formale Qualität des Antrages, auf die fachliche Expertise des Antragsstellers, auf die geografische und strukturelle Zusammensetzung des beantragenden Konsortiums, auf die Antragshöhe relativ zu dem Betrag, den man im Durchschnitt pro Antragsteller auszuschütten gedenkt, und nicht zuletzt darauf, wie sehr sich der Antrag mit irgendwelchen unausgesprochenen höheren politischen Zielen verträgt, insbesondere den gerade angesagten politischen Moden, was oder wer besonders gefördert werden soll.