Beiträge von brettundpad im Thema „Was bedeutet "Legacy" tatsächlich (für Dich)?“

    Ich stelle auch mal eine grundsätzlichere Frage: Kann Legacy (im Sinne von irreversiblen Entscheidungen) mit kompetitiven Spielen überhaupt funktionieren oder droht sowas bei unterschiedlichem Spielerniveau immer zu scheitern, weil man den Gewinner einzelner Spiele nicht gleichzeitig belohnen und bestrafen kann? Belohnen im Sinne der übergreifenden Legacy-Story und Bestrafen als Catch-Up-Mechanismus, damit das nächste Spiel auch noch spannend bleibt. Wenn "runaway leader" bei einzelnen Spielen der 90+ Minuten Spielzeit Kategorie schon zum Problem werden kann, wie ist es dann bei einer Serie von zwölf (oder ähnlich vielen) zusammen gekoppelten Spielen, die sich über viele Abende erstrecken sollen?

    Meiner Erfahrung nach, begründet auf Charterstone und vor allem Seafall, geht das bei den bisherigen Spielen leider kaum, beziehungsweise liegt es an der Gruppe. Falls bei einem kompetitiven Spiel die Erfahrung des Legacy-Mechanismus für alle wichtiger ist, als der Spielsieg, dann geht das. Je kompetitiver aber die Gruppe spielt, umso weniger Spielspaß kommt auf. Und die Mechansimen in den Legacyspielen torpedieren ja auch jeglichen Wettkampfgedanken. Bei keiner Sportart wird dem Sieger ein Bleirucksack umgehängt und der Verlierer kriegt irgendeinen Vorteil. In Legacy-Spielen wird der Führende aber ausgebremst. Das ist absolut demotivierend. Auf der anderen Seite ist es aber auch für die Gruppe absolut demotivierend schnell zu ahnen das sie eh nicht mehr gewinnen können.

    Gleichzeitig weiß man oft auch gar nicht wohin die Reise geht. Da kann man ein Spiel gut spielen, dann werden Spielbedingungen geändert und plötzlich gerät man ins Hintertreffen. Kooperativ würde man nun gemeinsam nach einer Lösung suchen, kompetitiver denkt man, warum ich und nicht er. Wie oft in Seafall das Glück bei uns eine Rolle gespielt hat, ist abtörnend! Ich bin eigentlich ein Fan von dem Legacy-Aspekt, ich liebe die Überraschung, die Spannung und Neugierde auf das Unbekannte, aber irgendwie kann man das als Gruppe mehr genießen.

    zumindest wenn man es wie vorgegeben 1x im Monat spielt und sich auch sonst nicht damit beschäftigt.

    OH GOTT! Was ich aus Seafall gelernt habe. Kleine Gruppe, oft hintereinander in einem kurzen Zeitrahmen. Man ist immer drin, total dabei und das Feuer brennt. Man beendet eine Partie und will gleich die nächste spielen. Das "wissen wollen" wie es weitergeht, das ist für mich dann ein gutes Legacy-Spiel. Dann wird ein Legacy-Brettspiel dann ein Ersatz für Serien und Co. Pandemic habe ich mit meiner Frau gespielt, war super! Seafall mit ner 5er-Herrenabend-Gruppe, eher der Horror.

    Ich spiele gerade Charterstone, dazu läuft...äh schippert Seafall noch rum. Auch wenn ich Charterstone für wesentlich besser ausgearbeitet finde, merke ich auch hier, Legacy und Gegeneinander ist glaube ich dann doch nicht mehr meins. Sobald man etwas ernster an das Gewinnen rangeht, fühlen sich glaube ich schnell Leute unfair vom Spiel behandelt. Das fängt dann mit Glück bei Gebäuden an, die schnell coole Combos ermöglichen, geht bei Seafall über 5-Spieler Probleme und wie du schon sagst, weiß man eigentlich nicht wohin die Reise geht. Je nachdem wie sich Spieler entscheiden, kann das zu Frust führen. Das kann ja sogar unbegründet sein, weil man nicht weiß was da noch kommt, aber das nützt dem Spielgefühl in der Gegenwart wenig.