Beiträge von Dumon im Thema „Was bedeutet "Legacy" tatsächlich (für Dich)?“

    FischerZ
    Also sprechen wir tatsächlich über ein (noch) theoretisches Konstrukt, aus Deiner Sicht.

    Ich finde, man muss in Pandemic: Legacy schon einige Entscheidungen treffen. Ja, diese haben nicht direkt mit dem Ablauf der Ereignisse (bzw. der Story) zu tun, aber indirekt mit dem Spielverlauf. Wann lasse ich einen Ausbruch in einer Stadt zu? Welche Städte dürfen untergehen? Wo baue ich das Forschungszentrum, das ich später dann permanent machen will? Welche Vorteile sind für uns relevant, welche nicht?

    Du hast Recht, es gibt natürlich Möglichkeiten, das in größerem Stil zu machen.
    ABER
    Das würde zu Lasten der "coolen" Dinge gehen. Zusätzliche Spielaspekte (die "Boxen" bei Pandemic, die Aktionen, Aufkleber etc.) lassen sich viel, viel schwerer in ein Spiel einbinden, wenn die Spieler quasi in einer Sandbox unterwegs sind.

    7th Continent bietet zwar einige permanente Veränderungen der Welt, wenn man es spielt, aber diese sind eben "nur" durch verschlossene, veränderte oder neu eröffnete Möglichkeiten der Erkundung dargestellt (wenn man jegliche Aktion mal drauf runterbrechen will). Hier kann man zwar auch scheitern...

    ...aber genau das ist ja ein Problem. Wenn ich als Spieler x Stunden investiert habe, vielleicht sogar das Spielmaterial verändert - wie kommt dann ein endgültiges Scheitern bei mir an? Nehmen wir als Beispiel mal wieder Pandemic: Legacy her. Da zerreißt man Karten, "entdeckt" neue Möglichkeiten, öffnet Boxen und erhält Aufkleber...
    ...und dann, kurz vor dem "großen Finale" (keine Ahnung, wir haben tatsächlich gerade erst den Februar hinter uns), im November, scheitern wir, und das Spiel ist vorbei. Wie frustrierend wäre das denn? Da habe ich so viel Zeit investiert, habe das Spielmaterial nachhaltig verändert - und muss nun das Spiel beenden, ohne zu einem wirklichen Ende gekommen zu sein? Das Problem: ich kann keinen Reset machen! Die Wow-Effekte der neu-entdeckten Materialien mal ignoriert - ich kann das Spiel nicht mehr in seinen Ausgangszustand versetzen (was ja die Idee des Ganzen ist). Ich müsste es neu kaufen...
    ...und was, wenn wir früher scheitern? Dann hat sich der gezahlte Preis ja nochmal weniger "gelohnt"?

    Da bei 7th Continent (bei dem wir auch über die erste Insel noch nicht raus sind) nichts permanent verändert wird, also "nachhaltige" Konsequenzen nur für diese Spielpartie ihre Nachhaltigkeit besitzen), ist es auch möglich, ein Scheitern einzubauen. Denn es ist eben möglich, bei Null wieder anzufangen. Auch, wenn dann die Entdeckungen und Wow-Effekte für den bereits bekannten Teil primär ausbleiben.
    Und trotzdem wäre es massiv frustrierend, nach (sagen wir mal) 9 Stunden Spielzeit, kurz vor dem Ziel, zu scheitern. Und dann nochmal von vorne anfangen zu müssen. Das kann Spielern den Spielspaß auch bei diesem so massiv gehypten Produkt übel vergällen.

    7th Continent ist da natürlich mit den Abenteuer-Spielebüchern vergleichbar. Auch die kann man vorne wieder anfangen. Auch bei diesen wird nichts permanent verändert, dass nicht ohne Probleme wieder auf Null zurückgesetzt werden kann (zumindest wäre mir keines bekannt, bei dem das so wäre).

    Für mich hat beides seinen Reiz.
    Bei "Legacy"-Spielen jedoch ist es das permanente Verändern des Spieles, bei dem es dann kein Zurück mehr gibt (Karten zerreißen, Dinge beschriften, bekleben, etc.), dass für mich den "Legacy"-Aspekt ausmacht. Der "Rest" (das kontinuierliche Verändern von Regeln) ist für mich nichts weiter als ein Kampagnen-Spiel. Und das ist nun ganz und gar nicht neu.

    Und bestimmt wäre es möglich, beide Aspekte in einem Spiel zu vereinen - das permanente Verändern und die Möglichkeit des endgültigen Scheiterns VOR Erreichen eines Kampagnen-Endes. Ich würde für ein solches Spiel jedoch keinen Euro ausgeben, denn bei einem vorzeitigen Scheitern fühlte ich mich einfach um den Spielspaß betrogen...

    FischerZ
    Ich bin irritiert. Auf der einen Seite sagst Du, dass ein "echtes" Legacy-Spiel Deiner Meinung nach von Spielern Entscheidungen abverlangen sollte, die das Spiel stark verändern, auf der anderen schreibst Du über Pandemic Legacy (von vielen als DAS Legacy-Spiel bezeichnet), dass es zwar auch schön sei, aber eben "nur" geskriptete Ereignisse beinhalte...

    Was ist denn Deiner Meinung nach dann ein gutes Legacy-Spiel? Oder debattieren wir hier nur ein theoretisches Ideal?