Beiträge von MetalPirate im Thema „ Richard Garfield's Carnival of Monsters“

    Wenn die (Amigo) das mit dem klassischen Crowdfunding-Ansatz fahren, d.h. nur die reine Idee präsentieren und alle benötigten Finanzmittel erst einwerben, dann würde ich auch nicht mal ausschließen wollen, dass sie es bis zum Ende auslaufen lassen und dann nach dem Scheitern sagen: "Okay, kein Bedarf, also machen wir's halt nicht."

    Ich habe mir das Video von Tom Vasel auch angeschaut. Ein Drafting-Spiel mit unterschiedlichen Kartenarten und der Möglichkeit, gedraftete Karten nicht sofort zu spielen, sondern stattdessen gegen Geld für später aufzuheben, um dann idR gezielt auf die Ausspielbarkeit dieser starken Karten hinzuarbeiten. Denn die Karten mit besonders vielen Punkten haben schwierig zu erfüllenden Bedingungen, die man vorher mit anderen Karten erreichen muss. Das hat schon einen gewissen Reiz und ich kann mir schon vorstellen, dass da ein paar interessante Spielentscheidungen drin stecken. Aber für ein teures Kartenspiel bei Kickstarter ist mir das alles nicht überzeugend genug. Zumal ich den Eindruck habe, dass der "unique selling point" hier das Artwork diverser Künstler aus dem Magic-Kontext ist und das reizt mich persönlich relativ wenig, wie auch Magic mich nie gereizt hat.


    Nun zum Projekt selbst... Wie das "System Kickstarter" funktioniert, hat Amigo nicht wirklich begriffen, und das fängt schon damit an, dass man erst englischsprachige Hochjubel-Videos (sponsored previews) verfügbar hat und dann die Kampagne startet. Tag 1 ist enorm wichtig im Crowdfunding-Bereich. Wenn erst an Tag 2 ein Tom Vasel hochgeladen wird, dann ist das, freundlich ausgedrückt, suboptimal.


    Die wollen ein Kartenspiel mit 222000 Euro Förderziel (ja, wirklich!) über Crowdfunding finanziert, und zwar nach dem klassischen Crowdfunding-Modell, dass vorher noch nichts da ist und alles erst während der Kampagne entsteht. Da hat jemand den Schuss nicht gehört. Bei Projekten dieser Größenordnung ist Kickstarter ein reiner Vorverkauf, bei denen der Kunde mindestens halbfertige Sachen (insbesondere im Bereich der hier besonders wichtigen Grafik!) erwartet und dann am besten noch von Firmen mit erfolgreicher Kickstarter-Historie. Dazu kommen dann noch haufenweise Kleinigkeiten, die jeder KS-Kenner den Machern hätte sagen können, etwa dass bei teuren Spielen vom Kunden mittlerweile Solo-Varianten erwartet werden, mindest jedoch 2er (Lebenspartner spielt mit, auch im übertragenden Sinne bei Kickstarter-Geldausgaben). Spielerzahl 3-5 ist in jedem Falle bei Kickstarter schwer zu verkaufen, da können Autor und Grafiker noch so bekannt sein.


    Den Preis sehe ich übrigens nicht als Problem. Richtig aufgezogen und ein paar Edel-Komponenten spendiert, ein nettes Komponenten-Upgrade dabei von Anfang an Kickstarter-Exklusiv, dann hätten die auch noch locker 10-20 Euro mehr verlangen können. Aber hier ist so viel so falsch aufgezogen. Ähnlich wie bei Pegasus bei "Die Zwerge" kann ich wieder mal nur meinen Kopf schütteln, wie dilettantisch hier eine etablierte Firma an die Crowdfunding-Welt herangeht...