Beiträge von Toadstool im Thema „[2017] Berge des Wahnsinns“

    Großes Kino! Ich glaube auch, dass das Spiel vernünftig funktioniert. Die Frage ist nur: Wie lange?


    Gut, das habe ich mich bei Mysterium auch gefragt und das funktioniert trotz seiner limitierten Karten in den verschiedenen Köpfen immer anders, von daher sehe ich das Problem dort noch nicht. Aber bei Berge des Wahnsinns bin ich mir da noch nicht stimmig.

    Es scheint zumindest die Möglichkeit zu geben, dass man sich eigene Wahnsinnsformen ausdenken kann. Das brächte natürlich einiges an Variabilität ins Spiel, aber ob das auf die Dauer reicht, kann man bezweifeln. Andererseits könnte Berge des Wahnsinns so ein Spiel sein, dass man nur bei bestimmten Gelegenheiten rauskramt, wie bspw. bei Betrayal at house on the hill, das bei uns meistens nur an Halloween auf den Tisch kommt.

    Das ist so ein Spiel, bei dem die richtigen Spieler zueinanderfinden müssen, damit das Konzept aufgeht. Außerdem bräuchte es vmtl. ein paar "Schauspiel-Hilfen" o.ä. um bestimmte Wahnsinnsformen einigermaßen darstellen zu können. Wenn ich bspw. einen Reim-Irrsinn aufgehalst bekäme, brächte ich vmtl. kein Wort raus, auch wenn ich mehr als 30 Sekunden Zeit hätte.
    Zudem bin ich mir auch gar nicht sicher, ob das Spiel nicht eher dämlich statt lustig ist. Man müsste es halt mal live erleben und vielleicht auch mal mitspielen. Ein Review alleine hilft mir in diesem Fall nicht wirklich weiter.


    Andererseits, so als Lovecraft-Fan, frage ich mich, was wäre, wenn man tatsächlich versucht das Spiel "ernsthaft" zu spielen.
    Die Herausforderung an die Spieler wäre natürlich enorm hoch, aber Spielgefühl und Atmosphäre könnten schon krass sein. Vermutlich wäre es hilfreich, wenn man die verschiedenen Formen des Wahnsinns mit allen Spielern vorher durchgeht und sich gemeinsam auf bestimmte Darstellungsformen einigt. Beim Reimen bspw. muss ja nicht unbedingt ein Stabreim oder ein sechsfach gehobener Jambus draus werden.
    Einen Reim könnte man auch so verstehen, dass man die letzte Silbe eines Wortes unterschiedlich oft wiederholt, zum Beispiel könnte einer sagen: Ich brauche fünf Werkzeug, Werkzeuch, Werkfleuch, Wergseuch ... (und das Ganze am Besten gestammelt oder genuschelt in verschiedenen Lautstärken). Im Hintergrund läuft dabei ein Ambiente-Sound, wie bspw. das hier:


    Und vielleicht stellt man die Soundkulisse etwas lauter ein, so dass die Spieler fast schreien müssen, um sich verständlich zu machen. Natürlich ist Abend und am Tisch flackern ein paar Kerzen. Und dann geht die Reise los. Die ersten Spieler fangen an sich seltsam zu verhalten, bis plötzlich einer aufsteht, sich in die Ecke stellt und dreimal "CTHULHU" murmelt. Ein anderer bläst die Kerzen aus, weil er nur noch im Dunkeln flüstern kann und der letzte kriecht unter den Tisch, von wo er sich nur noch mit Klopfzeichen verständigt.
    Einige Zeit später umklammert der Expeditionsleiter eine Taschenlampe, als letzte verbliebene Lichtquelle. Noch immer ertönt ein Klopfen unter dem Tisch, aber sie scheinen jetzt keine Fragen mehr beantworten zu wollen. Jenseits der Schwärze, heult der Flüsterer nun mit dem Wind, während in der Ferne ein atonales Cthulhu ertönt. Seine Kameraden sind verloren, doch die Reise ist fast geschafft. Nur noch ein letztes fehlt. Doch noch während seine Lippen mit dem Wort "Waffen" ringen, bahnt sich ein Schrei an. Plötzlich erlischt die Lampe und Dunkelheit verschlingt das letzte Mitglied der Expedition. Ein letztes Mal ertönt aus weiter Ferne ein einsames Pochen, als ob es besagen will, dass die Flucht gescheitert ist. Am Ende gibt es nur noch den Wind.