Beiträge von Puma im Thema „Ex Libris [2017]“

    Wobei das Material hier auch nicht ganz zu verachten ist: 152 unterschiedliche Bücherkarten mit insgesamt 510 Buchtiteln, alle unterschiedlich. Die Übersetzungsarbeit ist sicher nicht ohne (wobei ich befürchte, dass die Übersetzung mit dem Witz des englischen Original nicht mithalten kann und ich daher froh über die englische Ausgabe bin). Dazu 12 individuelle große Meeple, viele dicke Papptableaus (12 allein für die Bibliothekare, dazu 18 für die Aktionen), dazu weitere Meeple, Karten und das tolle Klemmbrett für die Schlusswertung mit Marker; alles im passenden Inlay versteht sich. Alles in allem für mich eine Ausstattung, für die heute üblicherweise schon Preise um die 50 € aufgerufen werden. Finde ich zumindest - kann mich auch täuschen. :)

    [Mod] verschoben aus Wochenthread 16.07.-22.07.2018 . So ausführliche Beiträge sollten im entsprechenden Thread unter Spielebesprechungen stehen. Wäre doch schade, wenn sowas in einem Wochenthread verloren ginge. (MP)



    Ich habe gestern Ex Libris geschenkt bekommen und es abends direkt auch zu zweit spielen können. Es gibt hier schon einige gute und längere Beiträge, u.a. von Pikmin und MetalPirate, wenn ich mich nicht täusche. Habe diese Beiträge jetzt aber nicht vor Augen und bitte Doppeltes daher zu entschuldigen.


    Das Spiel hat mich jedenfalls direkt gepackt und begeistert mit seinem Thema und der Aufmachung. Wir sind in einer Fantasystadt alle Bibliothekare und sammeln rare und wertvolle Bücher, tolles Thema. Der Bürgermeister hat die Stelle des Großbibliothekars ausgeschrieben und wir alle kämpfen um diese Stelle. Zum Ende Spiels wird der Bürgermeister seinen Inspektor vorbeischicken, um unsere Sammlungen zu bewerten. Dabei schaut er zunächst, ob alles alphabetisch geordnet ist, Besucher sollen schließlich schnell fündig werden. Er überprüft die Stabilität des Regals, schließlich sollen die Einwohner beim Besuch der Bibliothek nicht in Gefahr sein. Dann gibt es eine Kategorie von Büchern, die dem Bürgermeister und dem Stadtrat besonders wichtig ist, davon sollte man also möglichst viele Bücher haben. Es gibt aber auch eine Kategorie, die verbannt ist und die man meiden sollte. Aber auch die Vielfalt im Regal wird belohnt, so sollte man – bis auf die verbannte Kategorie – jede Kategorie möglichst gleichmäßig verteilt haben (oder zumindest keine völlig aus den Augen verlieren). Zuletzt versucht jeder Spieler noch mit einer Spezialisierung zu punkten (eine Kategorie, die die Spieler zu Beginn geheim ziehen). Das was hier steht, was man – finde ich jedenfalls – thematisch so gut nachvollziehen kann, ist auch gleichzeitig die Schlusswertung des Spiels. Dafür liegt übrigens tatsächlich eine Art Klemmbrett bei mit entsprechend wasserlöslichen Stift. Toll!




    Bevor es losgeht, bekommen die Spieler aber noch einen von 12 individuellen Bibliothekaren mit der jeweils eigenen ganz speziellen Bibliothek. Hier ist echt alles dabei vom klassischen Zauberer über einen Müllgolem hin zum Bücherwurm oder einem Glibberwürfel. Jeder der 12 Charaktere hat eine individuelle Eigenschaft. Und: jeder hat einen eignen individuellen Meeple. Auch hier: toll gemacht im Hinblick auf die Ausstattung. Ich bin begeistert!




    Im Spiel geht es dann im Wesentlichen darum, ein Bücherregal zu bauen, welches aus Bücherkarten ausgelegt wird. Auch hier sei erwähnt: es gibt 152 Bücherkarten mit insgesamt 510 Büchern, keines doppelt! 510 individuelle Titel, auch das ist stark und thematisch und die Buchtitel sind oft wirklich komisch bzw. beinhalten tolle Wortspiele. Auch hier hat man sich nicht lumpen lassen – Hut ab! Es mag Humbug sein (um im Forenslang zu bleiben), aber ich bezweifle, dass man das gut übersetzen kann. Also wer nicht zwingend deutsch braucht oder will, dem würde ich spontan die englische Version empfehlen. So sah mein Regal am Ende aus:




    Der Spielablauf selbst ist dann klassisches Workerplacement. Wir haben unseren Bibliothekar mit seiner Sonderfähigkeit und 2 Assistenten, die wir einsetzen können. Dies können wir in unserer eigenen Bibliothek, um eine neue Bücherkarte zu ziehen oder eine Karte auszuspielen (das ist bei jedem Spieler gleich). Dazu gibt es Locationcards, die nach einem interessanten Prinzip ins Spiel kommen: es gibt 18 und diese werden gemischt (bzw. 17, denn die 1 liegt immer aus) und es werden so viele ausgelegt, wie Spieler teilnehmen. Diese Locationcards bieten ganz verschiedene Aktionen rund ums Sammeln und Auslegen der Karten oder der Optimierung unseres Regals. Jedes Spiel verläuft also ein wenig anders. Die Locationcard mit der kleinsten Zahl bleibt allerdings liegen, sodass die Auswahl an Orten für die Arbeiter immer größer wird. Ist eine von der Spieleranzahl abhängige Gesamtgröße des Regals erreicht, endet das Spiel mit einer letzten Runde und dann geht es ab ans Klemmbrett. So sehen die Locationcards aus (man sieht, dass der Platz auf dem Brett für die "permanent locations" bei uns nicht gereicht hat):




    Meiner Frau hat das Spiel sehr, sehr gut gefallen, ich fand es solide bis gut (7/10 bei BGG vielleicht, also an der Grenze zum Weiterverkauf). Was hat mich gestört? Das waren zum einen kleine Ungenauigkeiten. Die Fähigkeit meines Zauberers auf dem Tableau (eine Lücke von einer Karte frei räumen) entspricht z.B. nicht der Erklärung seiner Fähigkeit in der Regel (eine beliebig große Lücke frei räumen), sowas nervt. Die Ortsplättchen, die Locationcards, halte ich für außerordentlich unübersichtlich. Zu Gunsten der tollen Illustrationen hat man keine Symbolsprache genommen, sondern die Funktion sehr klein in weiß darauf geschrieben. Kann man nicht lesen, wenn man etwas weg sitzt und will man auch nicht dauernd nachlesen, wenn man es vergessen haben sollte. Fand ich sehr, sehr unelegant gelöst. Letztlich hilft nur, alle 18 Orte irgendwann zu kennen. Zur Ehrenrettung: es liegen Spielerhilfen für die Orte bei. Auch hier gab es kleine Ungenauigkeiten. Auf einem Ort heißt es „discard 1 card from your hand and/or your library“, auf dem anderen nur „discard 1 card to …“. Beim 2. Ort ergibt sich nur aus der Regel, dass man hier ebenfalls aussuchen darf, ob Hand oder Auslage. Warum schreibt man es bei einer Ortskarte drauf und bei der anderen nicht, obwohl genug Platz ist. Muss nicht sein. Ich weiß auch nicht, ob es Zufall war, aber wir fanden einige der Örtlichkeiten völlig belanglos und unattraktiv, zumindest im 2er. Die wurden dann nicht 1x besucht. Das ist auch merkwürdig bzw. schlecht angepasst.


    Zuletzt bleibt auch die Erkenntnis, dass das Thema trotz aller Nachvollziehbarkeit und der grandiosen Ausstattung nur bedingt durchkommt. Auch wenn die Anleitung mit einem Augenzwinkern schreibt, wer keine Gags und Wortspiele mag oder gar Humor im Allgemeinen nicht leiden kann, der kann alle Bücherrückseiten komplett ignorieren, so haben sie Recht. Das spielt keine Rolle. Und dann ist es eigentlich so, dass es sich ab einem gewissen Zeitpunkt im Spiel lohnen würde, alle 6 Bücherkategorien zu zählen, um optimal zu spielen. Haben wir nicht gemacht und hätte ich auch keine Lust drauf. Regal anschauen und dann abschätzen, was gut wäre und fertig. Aber theoretisch wäre es möglich und ziemlich heftig.


    Es bleibt für mich im Ergebnis ein Spiel, das wunderschön illustriert ist und mit tollem Material aufwartet, spielmechanisch aber nur so halbwegs funktionierte und das Thema auch nur so teilweise rüberbringen konnte. So sah es am Ende aus:



    63:59 konnte ich gewinnen. Ich hatte leider 11 Bücher der verbannten Kategorie und habe es damit unnötig spannend gemacht. :)


    #ExLibris