Beiträge von MetalPirate im Thema „ Warpgate“

    Die Kampagne wurde soeben abgebrochen.
    Das war nach dem Verlauf leider abzusehen gewesen.

    Yep. Eine Kickstarter-Kampagne, die nicht am ersten Tag mindestens 40%, besser 50% vom "funding goal" erreicht, ist tot.


    (Und interessanterweise lässt sich da auch mit "wir geben alle Stretch Goals vorab frei" oder ähnlichen Korrekturmaßnahmen des Project Creators im Nachhinein nicht mehr viel retten. Dafür habe ich schon einige Beispiele erlebt. Während umgekehrt mit Abbrechen und Neustarten schon einige Kampagnen im zweiten Versuch voll durchgestartet sind, z.B. Quodd Heroes oder Epoch: The Awakening. Wobei ich Warpgate nicht in diese Kategorie stecken möchte; für ein Durchstarten ist's grafisch einfach zu schwach, da müsste man quasi alles auswechseln.)


    Aber an fehlenden Minis hat es wohl kaum gelegen.

    Sehe ich ähnlich. Es gibt Kundschaft, die auf schöne Minis steht, und es gibt Kundschaft, denen Spielmechanik wichtiger ist. Gerade in einer Zeit, wo es Miniaturen-Kampagnen gleich dutzendweise gibt, hätte diese Kampagne die Chance gehabt, diejenigen anzusprechen, denen Mechanik wichtig ist. Denn (Weltraum-)4X mit kurzer Spielzeit ist eine nicht allzu stark besetzte Nische.


    Dass eine Tabletopia-Umsetzung zum Ausprobieren mir persönlich nicht reicht und ich mir ein Spiel lieber vorher in Essen ansehen will, das habe ich oben schon geschrieben. Ich persönlich fand es etwas unglücklich, die Kampagne vor Essen, d.h. vor der Möglichkeit, das Spiel auszuprobieren, enden zu lassen. Aber das ist nur meine Einstellung, andere ticken da sicher anders.

    Ach ja - in Esen ist er auch

    Ja, in Essen ist er auch, und den Warpgate Prototyp gibt es dort auch zu sehen, wie ich gerade bei BGG nachgelesen habe. Dann aber verstehe ich das Timing der Kickstarter-Kampagne nicht ganz. Warum endet die Kampagne kurz vor Essen und nicht kurz danach? Warum sollte man das jetzt unterstützen anstatt bis Essen zu warten, um sich das erstmal anzuschauen? Das ist doch echt dämlich gelöst...



    EDIT: Ich habe auf BGG mal freundlich angefragt, warum die Kampagne kurz vor Essen endet anstatt danach. Antwort des Autors: weil er nicht beides zugleich ordentlich betreuen kann (soweit nachvollziehbar) und außerdem weil Tabletopia genügend Testmöglichkeiten vorab bieten würde (damit holt er zumindest mich nicht ab).

    Es gibt auch noch Spiel bei Kickstarter, die nicht völlig überladen sind und dann sofort deutlich über $50 kosten. Spiele von unbekannten Autoren, die vielleicht auch nicht absolut perfekt getunt aussehen, aber irgendwo Interesse wecken, wenn man näher hinschaut. Zum Beispiel dieses hier eines Autors aus Lettland:



    Genre und Setting: Weltraum-4X (mit Forschung, Handelsrouten, Raumschiffen, Kampf)
    Daten: 2-4 Spieler, Spielzeit ist mit 40-90 Minuten angegeben.
    Kampf: Ja, jeder zieht zwei Kampfkarten wählt eine. Ein bisschen was von Stein-Schere-Papier. Auf jeder Karte ist ein Stärke-Modifikator mit einer Sonderfähigkeit verknüpft; ist das eine stark, ist das andere schwach.
    Hauptmechanismus: Pro Runde 4 Karten ziehen und nacheinander reihum je eine spielen auf Felder mit unterschiedlicher Stärke der Aktion (1x, 2x, 3x, 4x).


    Sonstiges: Modulares Spielfeld. Asymmetrische Spielertableaus, zwei unterschiedliche Seiten zur Auswahl für jeden. Area Control. Zwei Aktionen zur Auswahl auf jeder Karte. Geheime Endzielkarten. Keine Würfel, nur Kartenziehen, dabei aber immer Wahlmöglichkeiten bzgl. Einsatz.


    BGG: Warpgate | Board Game | BoardGameGeek


    Regeln: warpgate_rules_draft.pdf - Google Drive
    (Links für Print'n'Play Version und Tabletopia auf Kickstarter-Seite)



    Ich mag Spiele, bei denen Reihenfolgen eine Rolle spielen, denn das gibt oft interessante Abwägungen. In diesem Falle: Welche Karte will man schnell und schwach spielen, welche andere dafür spät und stark? Insgesamt sehe ich das klare Design-Ziel, das Spiel auf interessante Entscheidungen zu reduzieren, überflüssigen Ballast abzuschmeißen, ein klares Streamlining. Gefällt mir. Ebenso gefallen mir ein paar clevere Details, z.B. dass bei der Ausbreitung Richtung Planeten nur die leeren Felder dazwischen gezählt werden und nicht das Zielfeld selbst; das rückt die Planeten etwas mehr in den Fokus, weil die Planeten so die Ausbreitung beschleunigen. Auch möglich Probleme des Designansatzes wie Einigeln ("turtling") wurden bedacht.


    Die Grafik ist solide, aber löst jetzt nicht direkt Begeisterung aus. Auch ist zu viel Text auf den Karten. Erkennbar ein Klein-/Eigenverlagsspiel ohne viel Manpower von Experten dahinter. Aber ich schaue bei Kickstarter auch ganz bewusst nach interessanten Ideen von Newcomern; die müssen dann auch nicht unbedingt grafisch perfekt aufpoliert sein. Crowdfunding war ursprünglich für genau sowas da, bevor etablierte Firmen die Erwartungshaltung der Kunden hochgetrieben haben auf ein Maß, bei dem der Neuling unter den Machern einfach nicht mehr mitkommt.


    Wie die Spielbalance ausfällt, ist bei solchen Newcomer-Projekten natürlich irgendwo Glückssache, und das gilt umso mehr, wenn "variable player powers" als Mechanismus drin ist, aber mich reizt es irgendwie, hier mal die $39 (incl. Abholung in Essen 2018) bzw. $50 (mit Versand) zu riskieren. Der Autor hofft übrigens, deutlich vor Essen 2018 ausliefern zu können; das ist nur eine worst case Abschätzung, nachdem sein vorheriges, erstes Crowdfunding-Projekt Verzögerungen aufwies. Das "kommuniziert offen auf BGG" und "hat aus vorherigen Kampagnen gelernt" sind übrigens auch Pluspunkte bei mir.


    Frage in die Runde: Was haltet ihr von dem Ganzen?