Beiträge von MetalPirate im Thema „ Darien Apocalypse von Ragnar Brothers“

    Okay, dann sind wir uns ja einig. Mir ist nur zuletzt in so manchem Crowdfunding-Projekt aufgefallen, dass von Backer-Seite "Add-Ons" als zusätzliche Finanzierungsquelle vorgeschlagen wird, wenn die Finanzierung insgesamt fraglich ist. Dabei wird dann gerne mal übersehen, dass die Kalkulation für ein Projekt mit unter 1000 Backern wesentlich schwieriger als als bei CMON & Co, wo praktisch jedes x-beliebige Add-On mindestens 1000 mal mitbestellt wird.


    Das einzige, was in solchen Fällen geht, ist das Angebot einer Standard- und einer Deluxe-Version schon bei Kampagnen-Start, wohlwissend, dass mindestens 95% der Backer Deluxe wählen werden. Außerdem hat man in diesem Falle eine schöne Begründung für den höheren Preis bei etwas mehr Bling-Bling, Motto: "Bittesehr, du kannst auch alles ohne die ganzen Extras haben, dann ist's mit $45 ein normaler Preis. Mit den ganzen tollen Extras kostet's halt $65."

    Bei einem KS könnte man natürlich das Tischtuch für alte Fans als Add-On anbieten

    Die Kampagne hat derzeit gerade mal 190 Backer. Da kann man irgendwelche optionalen Add-Ons direkt vergessen. Diese Option haben Kleinverlage nicht. Kein Macher kann das Risiko eingehen, nachher bloß ein Dutzend Exemplare von irgendwas liefern zu müssen.

    In den Frühzeiten der Crowdfunding-Spiele konnte dort so ziemlich jeder Erfolg haben. Aber je mehr Macher sich dort tummeln, umso eher kriegen diejenigen Probleme, die nicht wirklich verstanden haben, wie Kickstarter funktioniert. Worauf Backer achten, was sie erwarten, wie sie behandelt werden wollen, all sowas. Wer das nicht begreift, bekommt immer mehr Probleme. Das geht dann den Ragnar Brothers genauso wie den Crowdfunding-Veteranen TMG. Anderes Niveau, schon klar, aber letztere haben bei ihren Crowdfunding-Spielen zuletzt auch fast immer wesentlich weniger Stretch Goals erreicht als geplant, so dass ihr ganzes "Deluxified"(TM)-Konzept wackelt, weil sich ganz wesentlich durch die Stretch Goals der Unterschied zwischen Retail und Deluxe definiert. Bei den Kleinverlagen wie Ragnar Brothers wackeln dann bei Fehlern eben nicht nur die Stretch Goals, sondern gleich die komplette Projektfinanzierung.


    Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Um zu verstehen, wie Kickstarter funktioniert, muss man sich eigentlich nur mit offenen Augen umschauen. Schauen, was die erfolgreichen Kampagnen richtig und was die weniger erfolgreichen falsch machen. Wer wirklich ernsthaft etwas kickstarten will, der findet auch völlig kostenlos die entsprechenden Infos in den Blogs von Jamey Stegmaier (Stonemaier Games) oder bei James Mathe (Minion Games). Wenn dann Newcomer wie jüngst bei Clans of Caledonia ankommen und handwerklich einfach alles richtig machen -- wohl gemerkt: handwerklich in Bezug auf das Crowdfunding-Geschäft; das Spiel Clans of Caledonia ist für mich nur leicht überdurchschnittlich --, dann haben die es einfach auch verdient, die "alten" Firmen zu verdrängen, die partout nicht dazu lernen wollen. In diesem Zusammenhang verweise ich auch mal auf ein lesenswertes Designer Diary, das zuletzt bei BGG News zu lesen war, wie zwei komplett unbekannte Erstlings-Autorinnen mit ihrer Idee bei Kickstarter erst $135K eingeworben und dann ihr Spiel bei Mattel untergebracht haben. Wer den Kickstarter-Weg gehen will, muss es richtig machen, und je größer die Konkurrenz dort wird, umso eher gilt das.

    Die Grafik ist sicher ein wichtiger Punkt, aber wer es nur darauf schiebt, macht es sich meiner Meinung nach auch ein bisschen zu einfach. Ich habe mir die Kampagne angeschaut (sowohl damals den ersten Versuch als auch jetzt wieder) und da hat mich auch sonst eher wenig angesprochen. Und -- Achtung, Sakrileg! -- vielleicht sind Ragnar Brothers auch nicht der tolle, die Massen anziehende Name, für den ihn manche Vielspieler in ihrer Blase halten.