Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Jurymitglieder ihre Exemplare hinterher nicht verkaufen, sondern behalten oder verschenken.
Bei Rezensenten (völlig unabhängig von der Jury), von denen man weiß, dass sie ihre Spiele hinterher an Einrichtungen verschenken, würde meine Idee mit dem Verleih deshalb wenig Sinn ergeben. Man müsste also überlegen, eine Liste zu führen, welchen Rezensenten man Spiele gratis überlässt und welchen Rezensenten man Spiele nur verleiht. Ob das sinnvoll ist, weiß ich nicht. Wie gesagt, es ist bisher nur eine Idee von mir, von der ich selbst nicht überzeugt bin. Aber die Diskussion dazu finde ich großen Teilen spannend (bis auf die Beiträge, die zu emotional geschrieben sind).
Ich kann gern noch einmal betonen, worauf du nicht eingegangen bist: Wenn Verlage keinen positiven Effekt aus der Abgabe der Rezensionsexemplare ziehen würden, würden sie es nicht machen. Es ist doch zunächst der Verlag, der etwas will, weil er profitiert. Nicht anders herum! Dass man sich im gegenseitigen kooperativen Miteinander abstimmt, was sinnvoll ist und was beidseitig geht, gehört doch dazu. Dass es außerdem Schnorrer gibt, ist doch wiederum erst einmal normal, aber dann Sache des Verlages das zu unterbinden. Auf solche leute fällt doch hoffentlich kein Verlag zweimal rein. Gleiches gilt auch für Schmalspurblödsinnsspielevorstellungen ohne Leser/Adressaten.
Wenn du aber eine Zweiklassengesellschaft der Rezennten willst, muss ich dich leider völlig kopfschüttelnd angucken. Und ob die Juryleute nichts verkaufen, das müsste erst einmal überprüft werden. Und wer sonst etwas verkauft, das wohl auch. Das war ja dein Ausgangspunkt. Dabei ist es ganz einfach: Dann gebt doch nicht allen ein Exemplar! Es ist doch EUER Job, die Graupen auszusortieren.
Und ganz konkret: Wenn aber ein Verlag mit so etwas wie generellem Verleih anfängt, weil er diese Aufgabe des Aussortierens nicht hinbekommt, dann würde ich verzichten. MIr ist das bei rund 250 Exemplaren im Jahr und über 40 Leuten, an denen ich Spiele auf eigene Kosten weiterschicke und dann zurückholen und wieder in Verlagspaket packen und zurücksenden müsste, viel zu viel Aufwand. Das ist so schon extreme Arbeit. Dann rezensiere ich bzw. wir für den Verlag eben nicht mehr und DER VERLIERT einen faktisch kostenlosen WERBEPLATZ mit super Reichweite und Multiplikatorfunktion! So ist es nämlich. Soll ich es noch einmal sagen? Verlage machen das, weil es sich für sie lohnt! Die machen das doch nicht, weil sie die Rezensenten glücklich machen wollen. Eine solche Regelung vergrätzt allein wegen des Aufwands die ernsthaft arbeitenden Leute, während die Kostenlosgeier so zumindest die Chane haben, das Spiel in Ruhe auszuprobieren. Von daher: Humbug! Und zwar total.
Es gibt übrigens einen bekannten mittleren Verlag, der bei Reich der Spiele aus bestimmten anderen Gründen außer bei Ausnahmen nicht mehr vorkommt. Haben wir einen Nachteil dadurch? Nein! Dem Verlag entgeht aber eine Werbechance. Klar, wenn wir jetzt mit zehn Verlagen dieser Größe nicht mehr zusammenarbeiten würden, wäre es vielleicht anders. Normal sehen unsere Partner aber keinen Grund, das nicht zu machen. Warum auch!?
Und @widow_s_cruse: Genau! Wenn mein Magazin mal vierstellige Jahresüberschüsse schreiben würde, wäre ich der erste, der für Rezensionen Kohle zahlt. Das ist aber trotz Vermarktung derzeit nicht denkbar. Von Rezensionen leben können nur Leute, die sie als Mitarbeiter in großen Medien platzieren können oder eben der Chefredakteur der Spielbox. Selbst die Juryleute leben lange nicht alle von Rezensionen.
Und in dem Zusammenhang sollten Verlage froh sein, wenn Sie mit kostenlosen Exemplaren Reichweite erzielen können. Abgesehen davon, dass es inzwischen Verlage zu geben scheint, die lieber Rezensionsexemplare sparen und dann über eine Agentur eine Rezension (MIT Exemplar) gegen Geld platzieren wollen (von uns abgelehnt, aber ziemlich kurios, oder?). Wäre das nichts für Pegasus, @Thygra?