fjaellraeven
Danke für den Bericht. Ich kann die meisten Aspekte nachvollziehen. Bzgl. der Spieldauer. Leider ist es so, wenn Unerfahrene am Tisch mitsitzen, wird es immer länger dauern. Das ist irgendwie schade, da das Spiel dadurch seltener auf den Tisch kommt.
Warum ging es dir 2 Stunden zu lange? Lag es an der Spielmechanik oder den Mitspielern?
Das mit der Spieldauer war mir von Beginn an klar. Die Aussage mit den zwei Stunden ist auch keine wirkliche Kritik, denn ich hatte auch während der 11 Stunden Partie Spaß. Es ist eher eine Empfinden, dass die Züge anfangs eben ein Vielfaches der Zeit in Anspruch genommen haben, die sie am Ende gedauert haben. Das ist ein ganz normaler Prozess, hat aber nichts mit der Spielmechanik zu tun. Ein paar Mitspieler waren zum Ende hin einfach müde, da sie nicht damit gerechnet hatten, so lange zu spielen. Bei weiteren Partien in gleicher Besetzung oder mit erfahreneren Spielern wird die Spieldauer auch nur in Ausnahmefällen im zweistelligen Bereich liegen.
Für mich ist Twilight Imperium aber auch dieses epische Spiel, was ab und wann auf den Tisch kommt, für das man sich dann aber auch den Tag freiräumt. Für Twilight Imperium verabredet man sich ja schließlich extra. Ansonten trifft man sich zum Spielen, an solchen Tagen trifft man sich jedoch für Twilight Imperium. Aus diesem Grund finde ich auch, dass ich das Spiel nicht effizient und in kürzester Zeit spielen möchte. Ich mag es am Tisch, wenn andere ihre Möglichkeiten durchgehen, ich gebannt zuhöre und Auswirkungen auf mich abzuschätzen versuche, wenn verhandelt oder dreist gelogen und hintergangen wird. Das ist für mich Twilight Imperium und da bin ich um jede Minute dankbar. Spieler, die 20 Minuten überlegen, welche Strategiekarte sie am Ende nehmen, gehören da nicht unbedingt dazu, sofern es nicht ihr erstes Mal am Tisch ist. Am Anfang räume ich jedoch jedem die Zeit ein, die er benötigt, schließlich habe ich noch genug Freunde am Tisch, mit denen ich mich in diesen 20 Minuten unterhalten kann.
Die Idealbesetzung soll sechs Spieler sein. Mit acht ist es dann etwas wirklich episches und auch zu viert funktioniert TI4 sehr gut. In den ungeraden Besetzungen hätte ich bis zum Erscheinen der Erweiterung wahrscheinlich auch andere Spiele vorgeschlagen - wobei, wenn man ehrlich ist, kein Spiel dieses Gefühl erzeugt und damit auch keine wirkliche Alternative darstellt. Die Erweiterung bohrt das Grundspiel aus meiner Sicht minimal auf, aber auf eine Weise, die dem Grundspiel gut tut. Die Hyperlanes machen das Spiel auch in ungeraden Besetzungen zu einem gelungenen Erlebnis, da die Aufteilung dem eines Spiels mit gerader Besetzung entspricht.
Ich für meinen Teil kann auch sagen, dass ich auch abseits der "idealen" Besetzung Spaß mit TI4 hatte. Wenn ich ehrlich bin, dann sogar nicht weniger, denn mit je mehr Freunden ich dieses Erlebnis teilen kann, desto besser. Es ist einfach schön, sich für ein solches Spiel zu treffen und mit Freunden zu spielen, die man sonst seltener am Tisch begrüßen darf. Mit acht Spielern werden, wie im Spiel zu viert, alle Strategiekarten gespielt. Bei sieben Spielern bleibt eine ungenutzt. Trotzdem gilt es immer abzuwägen, welche Sekundäraktion man wählt und ob das Ausgeben des Strategietokens nötig ist oder man ihn sich lieber aufspart. Natürlich ist es so, dass Nationen, die auf bestimmte Strategiekarten ausgelegt sind, davon profitieren, wenn diese immerzu gewählt werden können. Aus meiner Sicht balanciert sich das Spiel in diesem Fall jedoch über die Spieler, die dieses vermeintliche Ungleichgewicht wahrnehmen und dagegen vorgehen.
Twilight Imperium ist nie fair. Spielt man gut, wird man zur Zeilscheibe. Schwimmt man mit, muss man irgendwann anderen für den eigenen Vorteil in den Rücken fallen. Liegt man zurück, ist dies oft eigenes Verschulden, man wird aber ein umworbener Verbündeter und Königsmacher. All das ist Interaktion in Reinform. Die Sekundärfähigkeiten der Strategiekarten können einem im Zug einen entscheidenden Vorteil bringen, sind aber nicht absolut kriegsentscheidend, zumal ich selten mehr als zwei/drei der Sekundärfähigkeiten nutzen kann. Natürlich ist es spannend, wenn nicht immer alles verfügbar ist, aber dadurch, dass immer alles verfügbar ist, können auch meine Mitspieler Synergien entwickeln, die auf dieser Verfügbarkeit fußen und dies unabhängig von Startfähigkeiten der eigenen Fraktion. Für mich gibt es - auch durch neue Technologien, das Erkunden und Aufwerten von Planeten, Artefakte - so viele unterschiedliche Wege das Spiel anzugehen, die jeweils von der Fraktion, der Verteilung der Planeten und meinen Mitspielern abhängen, dass ich ein Spiel mit fünf oder acht Spielern als nicht weniger reizvoll erachten würde. Bei unter vier Spielern würde ich es aber definitiv nicht auf den Tisch bringen.
Bei Twilight Imperium würde ich immer mitspielen, aber nie, wenn ich nur sechs Stunden dafür Zeit hätte. Dieses Spiel entwickelt sicht in jeder Partie anders, auch durch den individuellen Aufbau der Galaxis, sodass ich dieses Meisterwerk nicht in seiner Entwicklung beschneiden möchte, nur weil ich um 18 Uhr für die Sportschau wieder zu Hause auf der Couch liegen möchte.