Beiträge von Trajan im Thema „ Secrets of the lost Station“

    Nach 6 Szenarien (Tutorial mit eingeschlossen, teilweise zum Test auch 2x gespielt) erlaube ich mir auch ein paar persönliche Eindrücke zu Secrets of the lost Station zu schildern.

    Gespielt habe ich in Ermangelung eines willigen Mitspielers alle Szenarien solo mit 4 Explorern parallel. Ich besitze die Ausgabe mit Standees.


    Schon mal vorab, ich habe das Spiel (zunächst einmal) wieder abgebaut. Und das begründet sich nicht nur darin, weil meine Frau schon gemeckert hat, dass der große Tisch bereits seit einer Woche kontinuierlich belegt war sondern auch und vielmehr darin, weil mich Secrets of the lost Station müde gemacht hat.


    Die Stärken des Spiels liegen ganz klar in der Erzählung einer kontinuierlich sich aufbauenden Story, dem Content selbst an vorhandenen Szenarien und einiger ganz interessanter oder spannender Entwicklungen in den gestellten Szenarien-Aufgaben. An der Qualität des Spielmaterials gibt es meiner Sicht auch nichts zu bemängeln. Das Artwork gefällt mir gut.


    Das, was SotlS liefern möchte, tut es aus meiner Sicht sehr gut. Es nimmt den oder die Spieler an die Hand und führt sie absolut linear ohne jegliche Abzweigungen oder Umwege durch eine Sci-Fi Story und bietet begleitend zu dieser Storyerfahrung überschaubare Heldenentwicklung und vor allem viele Würfelproben, sei es im Kampf oder bei Fähigkeitsprüfungen. Wer so etwas erwartet und liebt, wird an dem Spiel viel Freude haben. Das Spiel richtet sich, so sehe ich das anhand der gemachten Erfahrungen, eher an Einsteiger. Komplex ist SotlS sicher nicht.

    Auf der anderen Seite, SotlS ist sicher kein Abenteuer-Spiel, das man immer mal wieder hervorholt und einfach mal ein oder zwei Szenarien spielt. Dafür taugt es nicht.


    Generell, die Arbeit und Mühen der Entwickler, die hier hineingeflossen sind merkt man definitiv und verdienen Respekt. Das Szenarienbuch ist ein richtig fettes Ding.


    Für mich persönlich ergeben sich aber exakt aus dem obig geschilderten Umstand einige Schwierigkeiten, die, wie gesagt nach 6 gespielten und gewonnenen Szenarien, stark an meiner Motivation kratzen, sogar die Core Kampagne zu Ende zu führen (das sind 13 Szenarien). Auch vor dem Hintergrund, dass dann noch weitere 80 Szenarien warten und das einzige, was mich an dem Spiel triggert die Story ist. Der Rest ist spätestens nach wenigen Szenarien bereits erschöpfend langweilig.

    Zu Beginn nach den ersten beiden Szenarien dachte ich, das könnte was werden mit mir und dem Spiel.


    Auf die für mich wesentlichen Aspekte heruntergebrochen empfinde ich als problematisch ...

    # Das Spiel schließt Abzweigungen in den Szenarien komplett aus. Jede Spielgruppe wird exakt dieselbe Story erleben. Das finde ich sehr schade und entmündigt die Spieler so sehr. Wenn es wenigstens einige Alternativwege gäbe, die Szenarien zu bestreiten.


    # Dies führt dazu, dass man dasselbe Szenario eigentlich nicht nochmal spielen will oder kann, weil alles (Szenarien Trigger, Station Events, Explorer Events) bereits bekannt ist. Da ist es auch vollkommen belanglos, mit welchen Explorern ich spiele.


    # Im Prinzip muss man die Szenarien ohne viel Pause hintereinander wegspielen, da man ansonsten nach einiger Zeit die bis dahin ausgelösten Storyschnipsel ganz sicher vergessen haben wird, und dann macht das Spielen kaum noch Sinn.


    # Das Spiel spielt sich quasi selbst. Als Spieler wartet man fast nur noch auf den nächste Szenario Trigger oder bspw. ein Combat Event.


    # Die Erkundung der Station mit dem Aufdecken neuer Kartenteile ist uninteressant und dient zu weiten Teilen nur dazu, das passende Kartenteil zu finden, was eventuell in dem Szenario gebraucht wird. Es entsteht keine Spannung durch das Erkunden, da es auch egal ist, in welche Richtung die Explorer laufen bzw. auch das durch das Spiel vorgegeben ist, um ein Szenario zu absolvieren.


    # Die jeweiligen Aktionen der Kartenteile sind aus meiner Sicht fast irrelevant. Wurden kaum bis fast gar nicht von mir genutzt bis hierhin.


    # Ähnliches gilt für die reparierten Station Systems, die den Explorern zusätzlichen Aktionsspielraum bieten sollen. Bis auf die "Blaster Turret", die für das eine Szenario gebraucht wurde, nicht weiter genutzt.


    # Es gibt pro Szenario eine fest definierte Anzahl an Search Events. Wenn alle ausgelöst wurden, verschwinden alle weiteren Search Marker vom Spielfeld. Nur kann es ja vorkommen, dass ich danach noch weiter Kartenteile mit Suchfunktion aufdecke. Nutzen kann ich die dann aber nicht mehr. Nicht schön.


    # Die Heldenentwicklung (Explorer) ist sehr langsam, aber auch die Möglichkeiten dafür sind sehr wenig vorhanden. Man bekommt nur wenige Items und Fähigkeiten (die bestimmte Attribute verbessern) hinzu. Das gilt sowohl innerhalb eines Szenarios als auch szenarienübergreifend. Fähigkeiten, die im Szenario von 1 auf 2 hochgelevelt wurden, gehen nach jedem Szenario wieder auf Level 1, der Fortschritt also nicht persistent Gefällt mir nicht so richtig gut.

    Die Ressourcenleiste "Courage" ist wichtig, ist aber auch nur ein On-/Off-Schalter. Wenn die Leiste mal voll ist, dann ist das unspannend, denn dass ich nochmal unter die magische Grenze von 6 Courage rutsche, ist eigentlich ausgeschlossen.

    Generell, Heldenbindung findet zumindest für mich somit kaum statt. Daran ändert auch das für jeden Charakter vorhandene Büchlein mit Erinnerungsschnipseln zur Geschichte des Charakter nicht, die bei Auslösen eines Explorer Events gelesen wird. Auch da gilt, hat man SotlS länger nicht gespielt, vergisst man sowieso alles wieder und muss entsprechend nochmal lesen.

    Ich habe doch mal ein wenig durch den noch nicht freigeschalteten Content der Fähigkeiten-Karten geschaut. So richtig geile Fähigkeiten bspw. habe ich dabei nicht entdeckt. Sorgte auch nicht gerade für einen neuen Motivationsschub.


    # Die Explorer sind untereinander nicht gut gebalanced. Von den 10 verschiedenen Explorern habe ich bislang 7 ausprobiert. Nicht alle davon nutzen der Gruppe gleichermaßen gut. Das mag sich im Verlauf der Kampagne ändern, so verhält es sich aber aktuell.


    # Das Kampfsystem bietet null Komplexität und Anspruch. Es beschränkt sich auf ganz triviale Würfelproben. Taktische Entscheidungen (wer greift an, alleine oder zusammen, mit welcher Waffe usw.) gibt es praktisch gar nicht.

    Ich habe tatsächlich etwas Zweifel, ob die 12seitigen Würfel aufgrund produktionstechnisch bedingter Abweichungen nicht zu Imbalancen führen und daher beschissene Würfelergebnisse deutlich häufiger vorkommen als es die Wahrscheinlichkeit vorgibt.

    Die Möglichkeit zum Fernkampf gab es bislang nur in einem Szenario und nur für eine Monsterspezies. Finde ich etwas merkwürdig.


    Was gibt's sonst noch zu berichten?

    Das Szenarien Buch hat ein paar Bugs. Bei dem Umfang überrascht mich das nicht wirklich. Hier und da sind die Event Token falsch angeordnet, oder es fehlt irgendwo ein Storyschnipsel, als eine Aufgabe gelöst wurde. Mit dem verfügbaren Errata Dokument alles kein Problem. Auf BGG werden Fragen vom Autor beantwortet.


    Jetzt könnte man meinen, das Secrets of the lost Station so eine der besch.... Spielerfahrungen für mich bis hierhin war. Dem ist nicht so. Das Spiel macht zu gewissen Teilen Spaß, wenn man es als ein reines lineares Storyspiel mit viel Lesen betrachtet und sich genau darauf einlässt. Jedoch, dieser Spaß trägt glaube ich nicht so lange, dass ich unbedingt das Ende der Story erfahren möchte und alle genannten Probleme für mich komplett dabei ausblenden könnte. Sehr schade. Ich werde es aber trotzdem erst einmal behalten. Vielleicht küsst mich die Muse ja nochmal :D

    Bin gerade beim Lesen. Eine Regelfrage an die (Noch-)Besitzer des Spiels,

    wenn eine Kreatur getötet wird, bekommt der kämpfende Explorer insgesamt 2x Courage + 1x Power?

    Also, 1x Courage für das Verwunden und 1x Courage + 1 Power als zusätzlicher Kill Bonus?

    Danke und Gruß

    Wow. Das ist ja ein vernichtendes Urteil von Eurer Seite.

    Mal schauen, wie es mir gefallen wird.

    Da bin auch gespannt, wie die nächsten Projekte von EE so werden.