Beiträge von LemuelG im Thema „Ich sehe rot, ich sehe grau...“

    @Lazax Ich erinnere mich, kürzlich hier im Forum gelesen zu haben, dass ein wesentliches Argument gegen Pandemic Legacy sei, dass der Genuß des innovativen Spielsystems letztlich 12-24 Partien in fester Runde erfordert - eine gewaltige Herausforderung für Wenigspieler und ein Argument, wie vielfältig die von der Jury zu berücksichtigenden Dimensionen sein können.


    Auch würde ich empfehlen, mal die alten Berichte der damaligen Jury-Neulinge über die Art und Weise der Entscheidungsfindung auszugraben (da sind seit ein paar Jahren leider keine neuen Artikel hinzugekommen). Dort wird deutlich, dass die Jury eben keine homogene Einheit ist, sondern aus 2 Handvoll Einzelpersonen besteht, die ihre ganz unterschiedlichen Erfahrungen und Präferenzen auch ganz unterschiedlich gewichten. Zudem weiß keiner von uns, wie knapp oder deutlich die einzelnen Entscheidungen waren - schließlich wird ja per Mehrheitsbeschluss abgestimmt. Aber in jedem Fall ist eine Entscheidung für Spiel A doch nicht gleichbedeutend damit, die anderen nominierten Spiele B und C für schlecht zu halten. Da muss man ganz sicher die Nominierung auch als Auszeichnung verstehen.

    Nachtrag: Hier der Link zu dem einzigen solchen Erfahrungsbericht, den ich wiedergefunden habe (ich meine, es gab mindestens noch einen zweiten). Sehr aufschlussreich, auch wenn noch vor Einführung des grauen Pöppels entstanden.

    @Lazax Ich erinnere mich, kürzlich hier im Forum gelesen zu haben, dass ein wesentliches Argument gegen Pandemic Legacy sei, dass der Genuß des innovativen Spielsystems letztlich 12-24 Partien in fester Runde erfordert - eine gewaltige Herausforderung für Wenigspieler und ein Argument, wie vielfältig die von der Jury zu berücksichtigenden Dimensionen sein können.


    Auch würde ich empfehlen, mal die alten Berichte der damaligen Jury-Neulinge über die Art und Weise der Entscheidungsfindung auszugraben (da sind seit ein paar Jahren leider keine neuen Artikel hinzugekommen). Dort wird deutlich, dass die Jury eben keine homogene Einheit ist, sondern aus 2 Handvoll Einzelpersonen besteht, die ihre ganz unterschiedlichen Erfahrungen und Präferenzen auch ganz unterschiedlich gewichten. Zudem weiß keiner von uns, wie knapp oder deutlich die einzelnen Entscheidungen waren - schließlich wird ja per Mehrheitsbeschluss abgestimmt. Aber in jedem Fall ist eine Entscheidung für Spiel A doch nicht gleichbedeutend damit, die anderen nominierten Spiele B und C für schlecht zu halten. Da muss man ganz sicher die Nominierung auch als Auszeichnung verstehen.

    Kommt darauf an, was der Maßstab ist. Natürlich sind die Teilnehmer nicht repräsentativ ausgewählt nach Geschlecht/Einkommen/Herkunft etc. - Es ist aber doch kaum zu bezweifeln, dass die BGG-Ratings die Meinung von Menschen, bei denen Brettspiel ein ernsthaftes Hobby darstellt, recht repräsentativ wiedergeben.

    Dieser Aussage möchte ich nicht einmal widersprechen. Auch wenn da durch die Selbstselektion und regionale Verwerfungen Ungleichgewichte (z.B. eine deutlich stärkere Präferenz für CoSims, als Du sie in Deutschland unter ebenso ernsthaften Hobby-Betreibern finden wirst) enthalten sind. Allerdings würde ich behaupten, dass die Zielgruppe des grauen Pöppels das Hobby Brettspiel in der Regel eben nicht ernsthaft und ein bisschen manisch :whistling: betreibt und deren Input somit in der BGG-Wertung außen vor bleibt (Selbstselektion wie gesagt).


    Zudem vermischst Du "bestes Spiel" mit "am besten zur Förderung des Kulturguts Spiel geeignetes Spiel" - das Spiel des Jahres (und abgeleitet das Kennerspiel) haben nie und werden nie das beste Spiel des Jahres auszeichnen, sondern das Spiel, mit dem die Vielfalt und der Reiz unseres Hobbys am besten in die Gesellschaft getragen werden kann. Und das ist in BGG-Ratings nicht messbar.

    Und die Menge an Bewertungen reicht üblicherweise für eine Repräsentativität aus. Bei Bundestagswahl-Umfragen werden deutlich weniger Menschen beteiligt.

    Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Repräsentativ auswählen ist etwas anderes als die komplette Selbstselektion bei den BGG-Bewertungen (wer kauft/spielt das Spiel; wer hat einen BGG-Account; wer gibt aktiv Bewertungen ab). Von Repräsentativität kann da keine Rede sein.

    Vielleicht ist ja die Lösung, dass KOSMOS künftig für 4 EUR Packages mit ausschließlich den im normalen Spiel zerstörten Materialien via Online-Shop verkauft, damit auf diese Weise ergänzt das Spiel wieder nutzbar weitergegeben werden kann, der Abfall limitiert wird und zugleich dennoch ein Umsatz mit Marge bei KOSMOS aufschlägt.

    Der Sammelgruppe ist "Kennerspiel des Jahres". In dieser Reihe sticht dieses Jahr "EXIT - Das Spiel" heraus, während Terraforming Mars und Räuber der Nordsee für mich eher im selben Genre der mittelkomplexen Eurogames mit Thema angesiedelt sind mit ihren typischen Eurogame-Mechanismen wie Workerplacement bzw kartengesteuert sowie Ressourcenmanagement und Auftragserfüllung, wenn auch in sehr unterschiedlichen Ausprägungen. Das kooperative Puzzle-Deduktions-Rätsel-Spiel "EXIT - Das Spiel" ist da weiter von den beiden anderen Spielen entfernt als Terraforming Mars und Räuber der Nordsee untereinander auseinanderliegen.


    Wenn der Anspruch ist, eine Mischung unterschiedlicher Spiele abzudecken, ist das dieses Jahr im Kennerspiel-Bereich weniger als im SDJ-Bereich gelungen. Im SDJ-Bereich wäre dieses Jahr "EXIT - Das Spiel" wohl besser aufgehoben gewesen, während die Empfehlungsliste zum Kennerspiel des Jahres mit Captain Sonar, Grimoire des Wahnsinns, Les Poilus und Great Western Trail die wirkliche Bandbreite der fortgeschrittenen Spiele abdeckt.

    Ralf, nach der Argumentation dürfte aber zu keinem Zeitpunkt etwas anderes als ein mittelkomplexes Eurogame mit Thema nominiert werden. Alle in irgendeiner Form innovativen Spielkonzepte (wie es sie unter den für den grauen Pöppel nominierten oder sogar ausgezeichneten Spielen bereits gegeben hat, siehe etwa den Drafting-Mechanismus bei 7 Wonders, das kooperative Spiel bei Legenden von Andor, das Storytelling-Element bei TIME Stories oder das Legacy-Element bei Pandamic Legacy) wären demnach außen vor.


    Bei gegebener limitierter Auswahl qualitativ guter Spiele zwischen Erschließungsaufwand x und Erschließungsaufwand y ist es sicher naturgemäß so, dass die Varianz zwischen den nominierten Spielen von Jahr zu Jahr unterschiedlich ist - abhängig eben davon, welche Optionen zur Nominierung in Frage kamen. Trotzdem liegen auch zwischen Räuber der Nordsee und Terraforming Mars sicherlich Welten im Spielerlebnis.


    Dass übrigens die Empfehlungsliste zum Kennerspiel gerne jenseits von y liegt und daher häufig für eine Nominierung nicht in Frage kommt, das sollte kein Grund für Diskussion mehr sein.