Beiträge von ShotgunPete im Thema „Ich sehe rot, ich sehe grau...“

    @ravn:
    Ich habe so gut wie gar nicht pauschalisiert. Fakt ist, du hieltest die Wahl von Exit zum KSdJ zumindest für fragwürdig. Fakt ist ebenfalls, du hattest zuvor kein KOSMOS Exit-Spiel gespielt (und ich meinte in meinem Post ausschliesslich diese Reihe, darum ging es ja schliesslich auch die ganze Zeit hier). Deine Erfahrungen mit anderen Genrevertretern sowie Live-Escape-Rooms ändern an diesem Umstand nichts, da sich - wie du selbst erst im Nachhinein feststelltest - die KOSMOS Exit-Spiele etwas anders spielen (lassen). Gerade dieses Aburteilen von Spielen (und generell Dingen), die man selbst nicht wirklich kennt, ist halt etwas, was mich ein bisschen triggert (ist ja auch so eine nervige Angewohnheit, die viele Twitter/FB-Nutzer an den Tag legen).


    Ich habe übrigens nicht gesagt, du hättest behauptet, die Exit-Spiele seien spielerischer Schrott. Aber da du offensichtlich mit dem spielerischen Konzept dieses Genres nicht viel anfangen konntest, darf wohl davon ausgegangen werden, dass du dir auch in spielerischer (und nicht nur ökologischer) Hinsicht einen verdienteren Gewinner in dieser Kategorie gewünscht hättest (bevor du es selbst gespielt hast) - nein?


    Und das ist eigentlich alles, was ich mit meinem Post sagen wollte. Vielleicht hab ich auch ein bisschen überreagiert - soll vorkommen. Tut mir jedenfalls leid, falls ich dir damit auf den Schlips trat.

    Von "Schöne neue Brettspielwelt" zu:

    Ein verdientes Kennerspiel des Jahres!

    - interessante Kehrtwendung.

    Wer wie ich, bisher mit Exit-Spielen wenig anfangen konnte [...] einfach mal selbst spielen [...]

    Das wäre wohl generell eine gute Idee, bevor man ein Spiel (und den Verlag dahinter, und die SdJ-Jury) verteufelt.


    Anscheinend bist du nun ja auch zum Schluss gekommen, dass das Vernichten praktisch unumgänglich ist, um solch kreative Rätsel bieten zu können (Wochenthread) - was ebenfalls unterstreicht, dass du eigentlich gar keine konkrete Ahnung davon hattest, um was es bei den Exit-Spielen geht. Aber ja, den Titel einfach mal in die Tonne hauen (ha!) und hier unfundiert die Stimmung anheizen... find ich nicht so doll.


    Seis drum. Es freut mich jedenfalls, dass du trotz deines anfänglichen Widerwillens nun eins der Spiele gespielt hast und deine geänderte Meinung hier mitteilst. Das nächste Mal dann aber bitte erst spielen und dann toben (oder eben nicht). ;)

    Sorry, @widow_s_cruse, ich versteh dich irgendwie grad nicht. Erst sagst du, SdJ hätten mit der Wahl von Codenames ihr selbst gestecktes Ziel, möglichst viele Halbinteressierte anzusprechen, verfehlt - warum? Es gab bestimmt viele Halbinteressierte, die Codenames vor dem Pöppelaufdruck nicht kannten bzw. nicht gekauft hätten. Du sagst ja selbst: "Die wollen [einfach] den roten Pöppel."


    Dann ist mir anscheinend noch nicht klar, was du mit "maximale Reichweite mit den relevanten Titeln erreichen" meinst. Du sagst, es sei ok, bereits erfolgreiche Titel zu empfehlen. Aber anscheinend doch nicht, weil diese dadurch weniger bekannten Spielen den Platz wegnehmen, oder was meinst du damit? Und warum mindert ein Fokussieren auf die nach den Kriterien der Jury besten Spiele die Reichweite? Die Reichweite wird doch - wie du selbst schrobst - hauptsächlich durch den Pöppel erreicht?

    @widow_s_cruse Ein Spiel nicht für die Nomination/den Preis berücksichtigen, weil es sehr erfolgreich ist oder bereits Preise gewonnen hat, fände ich albern - schliesslich ist SdJ ja kein Förderpreis. Dann dürften als nächstes wohl Titel von bereits erfolgreichen Verlagen nicht mehr berücksichtigt werden, oder von Autoren, die bereits Preise gewonnen haben, etc. - das wäre was für ein ganz anderes Format. Ob bereits erfolgreich oder ausgezeichnet sollte keine Rolle spielen. Wenn ein Spiel gemäss Kriterien der Jury "das Beste" ist, dann sollte es den Preis auch kriegen.


    Nachtrag: So gehen wir bei Muwins übrigens auch bei unseren "Top 3"-Beiträgen vor (wovon wir heute übrigens wieder einen aufgeschaltet haben *schamlose Eigenwerbung betreib*): Wenn es heisst "Top 3 X-Spiele", dann gibt es nur ein Hauptkriterium: Welches X-Spiel finde ich am besten? Ob bereits bekannt oder nicht, spielt keine Rolle. Anders wäre das bei der Kategorie "Top 3 unterschätzte/wenig bekannte X-Spiele".
    Und ja, mir ist klar, dass wir im Gegensatz zu SdJ keinen merkbaren Einfluss auf den Spielemarkt haben, aber es geht mir ums Prinzip.

    Was aber bleibt, ist für mich das zumindestens bedenkenswerte Signal, was von dieser Auszeichnung ausgeht: Es ist völlig ok, wenn ich das gebrauchte und damit verbrauchte Material eines Spiels nach dem mir gebotenen Einmal-Spielerlebnis wegwerfe.

    Es ist auch völlig ok, wenn du das verbrauchte Material danach zu einer Collage verarbeitest, einrahmst und dir über den Kamin hängst.
    Von dieser Auszeichnung geht in der Regel nur ein Signal aus: Der recherchierfaule Gelegenheitsspieler kann hier bedenkenlos zugreifen und erhält ein "gutes" Spiel. Wie bereits von mehreren Nutzern hier erwähnt ist der SdJ-Pöppel nunmal kein Ökolabel. Sonst könnte man genauso gut der "Auto des Jahres" Auszeichnung vorwerfen, sie propagiere, dass es völlig ok sei, die Luft zu verschmutzen. Deswegen erübrigt sich meiner Meinung nach auch ein "Sonderpreis" - es ist schliesslich ein Spiel.


    Und wie du sagst: Sollte dieses einmalige Erlebnis wirklich vielen Käufern sauer aufstossen, werden die sich schon bemerkbar machen. Du könntest ja sonst den Anfang machen und Kosmos um ein Statement bitten?



    Mein bester Freund ist Chinese und hat in den letzten Monaten garantiert mehr chinesische Brettspielhersteller besucht, als alle hier anwesenden zusammen...

    Das ist natürlich schon interessant, wenn auch wenig aussagekräftig, solange wir nicht wissen, in welcher Funktion er das gemacht hat. Spricht er dabei auch mit den Arbeitnehmern über Arbeitsbedingungen, Sozialleistungen, etc.? Man sieht ja öfter Bilder von diesen Produktionsstätten, wo alles sauber und ordentlich aussieht, aber das muss ja noch nichts heissen. Glaubst du, ihr könntet dazu mal einen Beitrag auf eurem Blog bringen? Fände ich sehr spannend.


    Müssen denn heutzutage Spiele ausgezeichnet werden, die speziell dafür designt sind nach ein Mal spielen wieder weggeschmissen zu werden? Klimawandel, Ressourcenverschwendung, Pariser-Klimaabkommen usw.
    Natürlich findet man immer grössere Übeltäter, ja man kann das Produkt danach noch recyclen und ein Brettspiel ist immer ein Luxusartikel und benötigt zur Herstellung Ressourcen und Energie. Aber muss man das denn noch durch das spezielle Design unterstützen?

    Gegenfrage: Was sollte eine Brettspiel-Jury höher gewichten, den Spielspass und die Kreativität eines Konzeptes oder die ökologisch-politische Korrektheit eines Produkts?
    Falls letzteres, dürfte gemäss deines Argumentes wohl kein einziges in China hergestelltes Spiel jemals wieder mit einem Pöppel ausgezeichnet werden (Stichwort Arbeitsbedingungen & Umweltschutz auch bereits vor Ort) - ob es dann, einmal hier angekommen, nach einer Partie und einem Monat oder zehn Partien und 5 Jahren der Papiersammlung übergeben wird, macht letzten Endes weder einen chinesischen Arbeiter noch einen chinesischen Fluss glücklicher.

    Muss ich das gut finden? <X

    Nö, aber du brauchst deswegen auch nicht gleich die Apokalypse der Brettspielkultur und die neu angebrochene Ära der uneingeschränkten Diktatur der Wegwerf-Spiele auszurufen.


    Klar ist es schade, kann man das Spiel nachher nicht noch weiterreichen. Aber man könnte ja auch das Positive sehen, etwa, dass es ein kreatives (wenn auch destruktives) Konzept ist, das etwas frischen Wind in die Branche bringt und sicher auch Leute an den Spieltisch lockt, die sonst beim Stichwort "Brettspiel" nicht grad in Euphorie ausbrechen. Wer weiss, vielleicht kriegen diese Leute danach sogar Bock auf mehr und machen auch mal bei einem "regulären" Brettspiel mit. Ich finde die Reihe jetzt nicht wirklich spektakulär, aber als SdJ-Gewinner ist es mir allemal lieber als der zweitausendunddrölfte Worker-Placement-Plättchen-Lege-Ressourcen-Generierungs-Einheitsbrei.


    Übrigens hält einen niemand davon ab, mit dem eigenen Keramik- oder Thermosbecher bei einem Coffee-to-go-Ausschank vorbeizugehen und diesen dort füllen zu lassen. Aber das nur so nebenbei.



    Nachtrag: Dem Verlag zu unterstellen, er hätte die Autoren gebeten, ein Spiel zu entwerfen, das man nur einmal spielen kann und es sich deshalb alle Leute neu kaufen müssen, finde ich dann aber doch etwas dreist.