Beiträge von ringo84 im Thema „Ich sehe rot, ich sehe grau...“

    In meinem persönlichen Falle falsch. Ich finde den Catch-Up-Mechanismus so extrem, dass er das Spiel zerstört, weil es sich schon lohnen kann darauf zu spielen, vor der letzten Runde knapp hinter einem anderen zu liegen. (Und ich habe ähnliche Meinungen auch schon von anderen gelesen.)

    In meinen Partien habe ich bisher den Aufholmechanismus nicht als zu stark empfunden. Du hast aber recht, dass man diesen Kritik Punkt öfter hört (z.B. auf BGG). Wenn man von Punkten her eher nahe beieinander liegt, dann kann der Mechanismus sicher mal den entscheidenden Ausschlag geben. Okay, das wird jetzt auch etwas zu sehr offtopic...

    Ich finde es abgefahren wie viele hier etwas gegen "Isle of Skye" haben. Ich liebe das Spiel und finde es nach "7 Wonders" für das beste Spiel das bisher mit dem Kennerspielpreis ausgezeichnet wurde. Und ich verstehe auch nicht warum manche behaupten dass es nichts Neues macht. Da finde ich ein "Terraforming Mars" oder "Village" viel weniger innovativ. Das einzige Spiel das ich kenne, dass sich ein wenig so wie "Isle of Skye" anfühlt ist "Die Schlösser des König Ludwig". Für mich ist dieser Versteigerungsmechanismus bei dem man den Preis entweder selbst zahlt oder bekommt unglaublich frisch und sehr viel interaktiver als diese typischen "wähle eine Aktion aus einer beschränkten Auswahl"-Spiele, von denen ich einfach schon viel zu viele gespielt habe.


    Naja egal geht ja um dieses Jahr. Exit halte ich für einen guten Preisträger, obwohl ich Escape Room immer noch besser finde. Pandemic Legacy hätte ich auch für einen guten Preisträger gehalten letztes Jahr, aber die Abstimmung hat halt einen anderen guten Preisträger ausgewählt. Ich vertraue der Jury mehr als vielen Forenusern hier. Aber ich glaube auch nicht, dass sie eine so viel bessere Meinung haben als jeder andere.


    Es gibt viele gute Spiele, die nicht ausgezeichnet wurden wie eben "Las Vegas", "Pandemie" oder "Wie verhext!" und manchmal kann man im Nachhinein sagen, dass es Fehlentscheidungen waren, aber im Großen und Ganzen sind alle ausgezeichneten Spiele auch verdiente Preisträger. Da ist es doch müßig zu gucken ob ein anderer Preisträger besser gewesen wäre. Bei "Ubongo" glaub ich z.B. dass einzig die miese Wertung dazu geführt hat, dass es komplett unbeachtet geblieben ist, obwohl es mMn ein großartiges Spiel des Jahres geworden wäre.

    Bei Isle of Skye geht es glaube ich auch weniger um das Spiel, als vielmehr darum, dass Pandemic Legacy nicht gewonnen hat. Ich bin auch ein Fan von Isle of Skye und stimme voll zu, was du gesagt hast. Das Versteigern ist der Hauptmechanismus, das Carcassonne-mäßige Anlegen eher mittel zum Zweck und da ist jetzt auch nicht so viel Können und Vorausplanung gefragt wie beim Preise festsetzen.


    Pandemic Legacy ist in meinen Augen trotzdem noch das bessere und revolutionärere Spiel. Trotzdem habe ich meine Zweifel, ob es für den Kennerspielpreis oder sogar Kennerspieler an sich geeignet ist. Sich darauf einzulassen 16 bis 20 Partien mit der gleichen Gruppe zu spielen plus nochmal die Diskussion zwischendrin, welche Perks man sich holt, gehen in meinen Augen über ein Kennerspiel hinaus. Eigentlich sogar vielmehr als Terraforming Mars, wo man mit einigen Grundregeln eigentlich ganz brauchbar drauflosspielen kann und einfach die gezogen Karten umsetzen kann. Naja, bezüglich Pandemic Legacy sah das die Jury wohl anders.


    Also, Isle of Skye an sich eine gute Wahl. Aber wenn Pandemic Legacy gleichzeitig nominiert ist, wirkt es halt als ob man sich nicht getraut hätte, Pandemic Legacy den Preis zu geben.


    P.S.; Ja, Risk Evolution habe ich nicht und werde ich nicht spielen. Was ich aber so mitbekommen habe, hat Pandemic Legacy den Legacy Mechanismus besser umgesetzt, das bessere Narrativ, hat die viel größere Reichweite und ist damit für mich klar das revolutionäre und innovativere Spiel.

    Also mir persönlich ging es darum, mein Unwohlsein mit der von der Jury als Spielkonzept ausgezeichneten Spielereihe anzumerken, zu diskutieren und dadurch tiefer zu ergründen. Als Ergebnis kann ich für mich festhalten, dass sich das Thema eher auf einer emotionalen Ebene abspielt, teils schwierig zu greifen ist, Vergleiche ebenso schwierig sind und Verallgemeinerungen sowieso. Das Argument "eigentlich ist es doch egal, ob ein Spiel für immer ungespielt im Schrank oder wenigstens einmal gespielt dann in der Altpapiertonne landet" fand ich bedenkenswert, ebenso dass man sich bewusst machen sollte, welchen Ressourceneinsatz gewöhnliche Brettspiele haben.

    Du sprichst hier ein paar gute Punkte an, wie dass es eher eine Diskussion auf der emotionalen Ebene ist. Bei Begriffen wie Wegwerfspiele, Selbstzerstörungspiele etc. und Fragen wie den die Jury sowas überhaupt auszeichnen kann steckt eigentlich immer ein Vorwurf von Unsensiblen Umgang mit Ressourcen und eben nicht Nachhaltigem Handeln mit. Ich fasse sowas auch als madig-Machen auf, da der Vorwurf in meinen Augen völlig übertrieben und daher nicht rational ist. Entsprechend sollte man sich nicht wundern, wenn man auch emotionalere Antworten bekommt.


    Wieso findest du von dir zitierte Argument bedenklich? Ich finde da ist was Wahres dran (bzw.nach meiner Meinung lieber einmal gespielt und weg als für immer ungenutzt im Schrank). Selbst ein Spiel, dass zehn mal gespielt wird, wird auf dem Müll landen. Ob dass dann erstmal einen Umweg über Flohmarkt oder sonstiges macht, ist dabei ziemlich egal. Du sagst, du hast dir bewusst gemacht, wie hoch der Ressourceneinsatz von Brettspielen ist. Zu welchem Ergebnis bist du gekommen? Von den Spielen mit eher höherem Papp und Holzanteil ist der doch eher gering. Falls jemand auch mal öfter mit dem Auto zu einem Spieltreff fährt, dann ist wahrscheinlich der Ressourcenaufwand für den Transport (seiner selbst) höher als der Materialaufwand. Oder es gibt Knabbereien am Tisch, die aus einer Plastiktüte kommen. Ja, es gibt sicher hier einige die eher mit dem Rad fahren und eher Gemüsesticks zum Knabbern reichen, aber der Punkt ist, dass der Ressourcenaufwand für die Herstellung der Brettspiele halt wirklich gering ist für den Nutzen den man daraus ziehen kann. Das gilt in meinen Augen auch für die Exitspiele.


    Jeder, der prinzipiell versucht Müll zu minimieren, soll für sich gern die Entscheidung für oder gegen "Wegwerfspiele" treffen, aber eben nicht erwarten, dass das Thema für andere eine ähnliche Relevanz hat.