Beiträge von [Tom] im Thema „Ebayed after one try...“

    Ich habe auch schon den Fall erlebt, dass jemand ein Spiel schon ganz oft gespielt hatte, aber immer falsch, weil es ihm mal falsch erkärt wurde. Die Regeln selbst nie gelesen. Aber trotzdem eine felsenfeste Meinung von dem Spiel haben, dass es so-und-so-gut wäre...

    Na, das kennt wohl jeder von uns...


    Monopoly als bestens Beispiel.


    Dann hat meine Schwester mir damals Carcassonne gezeigt und war felsenfest davon überzeugt, dass man seine Meeples ÜBERALL hin setzen darf - nicht nur auf das gerade gelegte Plättchen.
    Bei SIX hatten wir auch einen Disput. Entgegen dem Namen des Spiels meinte sie, eine 5er-Reihe führt zum Sieg...


    Aber am Schönsten ist immer noch die Geschichte aus meinem (entfernten) Bekanntenkreis von den Siedler-Spielern, die IMMER die Start/Lern-Aufstellung aufgebaut haben, und nur die Farben ausgelost haben (Und dann meinten: Ok, eine Farbe gewinnt halt schon häufig, aber es ist ja nur ein Spiel... darum losen wir die Farben auch aus...) ;)

    Ich persönlich lese ja lieber negative Kritiken, weil bei diesen oftmals detaillierter beschrieben ist, wieso dem Kritiker das Spiel nicht gefällt, als bei einer positiven Kritik.


    Die lautet oftmals: "Alles richtig gemacht! Ich liebe das Spiel!!"


    Negativ liest man eher: "Der Mechanismus der Aktionsauswahl hinkt ab der 2. Runde, wenn die Arbeiter nicht nur gedreht, sondern auch geworfen verteilt werden. Dann kommt es zu der Situation, dass..." usw usf.


    Bei einer solchen negativen Kritik kann ich sehr viel besser abwägen, ob dieser Aspekt mich auch stören würde/wird - oder nicht... :)

    Und Spiele nur nach dem Lesen der Regeln oder nach einer Partie zu beurteilen geschweige denn insgesamt zu durchblicken um mir ein dediziertes Urteil zu erlauben, wage ich nicht und traue mir das auch nicht zu.
    Da vertraue ich auf die Kompetenz verschiedener "unknownser", die das anscheinend so gut können, dass das wirklich ab und zu auch mal mit meinem Bauchgefühl übereinstimmt.

    Ach, man muss ein Spiel ja nicht komplett durchschauen bei der Regellektüre.


    Aber wir haben zum Beispiel mal #TammanyHall gespielt und einer der Mitspieler meinte: Hm, Blind Bidding mag ich eigentlich so GAR NICHT.
    Ich wollte das Spiel darauf hin sofort wechseln, weil Tammany Hall zu einem sehr großen Teil fast nur daraus besteht. Aber er wollte dennoch spielen...


    Worauf ich hinaus will: Wenn ich WEISS, dass ich kein Blind Bidding mag, dann kann ich anhand der Spielregeln schon sehen, dass es Blind Bidding gibt - und weiß, dass mich dieses Spiel nur mässig interessiert...

    Wenn ich so an die Sache rangehe, hätte ich "The Kings Will" wahrscheinlich nie wieder angefasst... Da wäre mir ein Kleinod entgangen. Nicht perfekt, aber das offenbart sich auch nicht nach einer Partie...

    Sicherlich. Aber wer sagt denn, dass das Spiel, das Du stattdessen gespielt hättest, nicht AUCH toll gewesen wäre?
    Es ist ja nicht so, dass wir plötzlich dastehen und sagen: Verdammt! Es gibt kein mir unbekanntes Spiel, dass ich noch spielen kann, weil ich ALLE Spiele gespielt habe und zwar so oft, dass ich sie nicht mehr spielen möchte... ;)


    Edit: DAS ist ja eigentlich der Fluch der heutigen Zeit: Dass die Menschen immer der Meinung sind, etwas zu verpassen. Wahrscheinlich, weil durch die massive soziale Vernetzung IMMER jemand schreibt, dass er oder sie gerade was tolles macht.
    So wird das Gefühl suggeriert, man selbst würde viel, viel weniger tolle Sachen machen...

    Das Problem liegt aber teilweise auch in der Flut der Neuheiten, bei denen viele Spieler meinen, mithalten zu müssen.
    Da wird dann ein Spiel nur einmal gespielt, einfach, weil schon so viele Spiele im Schrank liegen, die noch ungespielt sind und unbedingt ausprobiert werden müssen!


    Von dem Zug bin ich zum Glück abgesprungen, aber ich lese dennoch hier im Forum auch häufig:
    Oh, wow - das Spiel Nippon (nur ein Beispiel) ist total genial! Alle wollten es nochmal spielen!
    ...aber das passiert dann nicht.
    Und dann denke ich mir auch: Krass, wie stark der Cult of the New zuschlägt. Lieber was Neues, als ein Spiel, dessen Regeln man bereits kennt und man nun an den Strategien arbeiten kann.
    Wo man vorher nur geahnt hat, dass es verschiedene erfolgsversprechende Strategien gibt, kann man nun auch abwägen, wann man was wie machen soll.


    Aktuelles Beispiel aus dem Wochenthread ist die Partie #LeHavre von @FischerZ. Bleibt die Frage, ob er das Spiel noch mal anfasst...


    Auf der anderen Seite: Wieso sollte ich ein Spiel, welches ich als unbalanciert wahrnehme, noch mal spielen? Wenn ich doch gleichzeitig noch so viele andere Spiele ausprobieren kann?
    Immerhin könnte es ja sein, dass ich RECHT habe, und das Spiel tatsächlich nicht balanciert ist! Dann habe ich Lebenszeit "verschwendet"... ;)