Beiträge von MetalPirate im Thema „Ebayed after one try...“

    Ich glaube, hier wird mal wieder ganz viel zusammen in einen Topf geschmissen, um sich dann aus dem daraus abgeleiteten "alle anderen sind doof!" zu berauschen...


    Fangen wir mal an: Darf man nach einem Spiel (oder auch nur nach Regellesen) einen Eindruck von einem Spiel haben? Aber sicher doch! Jedesmal, wenn man mit irgendwas oder irgendwem das erste Mal Kontakt hat, bleibt irgendein Ersteindruck hängen. Soweit ist alles noch völlig normal.


    Nächste Frage: Darf bzw. sollte man seinen Ersteindruck im Internet sofort in die Welt blasen? Darf: ja, ist nicht verboten. Sollte? Schwieriger. Grundsätzlich finde ich es positiv, wenn jemand seine Meinung äußert. Jetzt kann man natürlich wunderbar theoretische Forderungen aufstellen wie etwa die, dass Reviewer immer dazusagen müssen, wie oft sie welches Spiel in welcher Spielerzusammensetzung gespielt haben oder ähnliches, aber so läuft es doch nicht in der Praxis. Irgendwelche Eindrücke von sehr unterschiedlicher Qualität prasseln auf mich ein und es ist immer MEINE Aufgabe als Rezipient, diese passend einzuordnen. Wem glaube ich wie viel? Wenn jemand in seiner Freizeit Berichte schreibt und ich lese sie, ohne etwas dafür zu bezahlen, dann habe ich da wenig Ansprüche zu stellen. Gefällt's mir nicht, werden die geistigen Ergüsse des Autors beim nächsten Mal eben nur noch überflogen und beim übernächsten Mal gar nicht mehr gelesen, fertig, aus.
    Erste Erkenntnis: Es geht also weniger darum, was die Content-Ersteller im riesigen Internet alles so für Blödsinn schreiben. Wenn's konstruktiv sein soll, muss man sich stattdessen lieber Gedanken machen, wie man sinnvoll die Informationen filtern kann, die auf einen in dieser neuen Welt einprasseln.


    Nächste Frage: Darf man ein Spiel verkaufen, wenn es beim ersten Spielen durchgefallen ist? Auch hier sage ich: klar, warum nicht? Wenn ich im Spieleschrank ein Dutzend Spiele habe, die sowohl bei Neuspielern mit hoher Wahrscheinlichkeit zünden wie auch mir selbst bzw. anderen Spielekennern ein bis zwei Nummern besser gefallen als ich es auch beim besten Willen dem neuen Spiel zutraue, das mich schon beim ersten Mal nicht wirklich überzeugen konnte, dann weg damit. Warum sollte man so ein Spiel zum Verstauben in den Schrank stellen oder mit Engelsgeduld auf seine Freunde einreden, doch bitte, bitte diese eventuelle Gurke nochmal mit einem zu spielen, damit man sich ein endgültiges Bild machen kann? Nicht nötig. Weg damit.


    So. Jetzt bei allem bisher geäußerten Verständnis für eine schnell geäußerte "Das Spiel gefällt mir nicht!"-Meinung incl. dem Verkauf nach nur einer Partie: Eine Sache geht gar nicht: Nach nicht ausreichender Beschäftigung ein Spiel schon als "broken" bezeichnen. Das ist ein Schlag ins Gesicht von Autor, Verlag, Redakteur, Spieletestern, etc., die viel Arbeit in das Spiel gesteckt haben. Damit erklärt man diese Menschen indirekt zu Idioten, die ihr Handwerk nicht verstehen. Das Problem ist eben nicht die Aussage "Das Spiel gefällt mir nicht!", die ist soweit völlig legitim, auch nicht das "nur einmal gespielt haben", sondern der Absolutheitsanspruch, der von manchen (tendenziell weniger cleveren) Leuten mit so einer Aussage wie "broken" verknüpft wird. (Clevere Leute wie Rahdo machen nach 0-2 kompletten Spielen sogar Videos mit bestenfalls wachsweicher Kritik und werden dafür gefeiert.)
    Mit Beschäftigung meine ich übrigens nicht zwingend "X Mal gespielt haben". Ich habe auch schon den Fall erlebt, dass jemand ein Spiel schon ganz oft gespielt hatte, aber immer falsch, weil es ihm mal falsch erkärt wurde. Die Regeln selbst nie gelesen. Aber trotzdem eine felsenfeste Meinung von dem Spiel haben, dass es so-und-so-gut wäre...



    PS: Ab und zu ist so eine "Das Spiel ist broken!"-Aussage in Foren doch richtig. Ich erinnere mich z.B. an "Wir sind das Volk", wo der Autor der entsprechenden Kritik erstmal von allen Seiten auf BGG angefeindet wurde, es wurde Popcorn geholt und gefuttert, dann spielte er online gegen den Autor, die Kommentatoren feixten schon... und dann schlug der Kritiker den Autor mit seiner Strategie mehrfach und das führte zu einer neuen Regelversion... Also ab und zu einfach mal den Ball etwas flacher halten...