Beiträge von Countrysidepop im Thema „Artikel in der FAZ über den Schwerkraft-Verlag“

    Aber vermutlich haben Michael Ende und James Krüss beim Schreiben durchaus verstanden, was eine Metapher ist und wie sie im realen Leben vs. dem Märchen zu interpretieren ist ...

    Schon Deine Unterscheidung zwischen "realem Leben" und "Metapher" nimmt das, was Du als Metapher bezeichnest, ganz offensichtlich nicht sonderlich ernst. Kinder tun das. Sie nehmen Momo und Timm ernst. Für kluge Kinder ist das Schicksal vom kleinen Thaler ein warnendes Beispiel. Mehr noch: sie lieben Momo und Timm. Warum wohl? Weil sie dumm sind? Weil sie nicht "abstrahieren können" und "Metaphern" nicht decodieren können? Es sind die schlauen Erwachsenen, die den grauen Herren auf den Leim gehen. Das "Bild" der grauen Herren illustriert zweifellos eine Wirklichkeit, der die Realität seit Entstehung des Buches von Ende ganz offensichtlich näher gekommen ist. Insofern ist Timm Thaler ein sehr visionäres Buch von einem Mann, dessen Motivation es war, eine Botschaft zu vermitteln und nicht Geld mit seinem Buch zu scheffeln.


    Es ist auf der Ebene von Archetypen müßig über Archetypen zu diskutieren, da ich sie mir nicht ausgedacht habe. Und der Archetyp vom "Kaufmann", der Menschen irgendeinen Müll verkauft und ihm mit Tand und Glitterkram die Zeit stiehlt, ist es ebenso. Den Gedanken, Lefuet, als einen "überzeugten Visionär" innerhalb meiner Definition, die keine Definition ist, sondern ein Archetyp, durchgehen zu lassen, ist bereits die Verdrehung, die in seinem Namen steckt. Kinder verstehen das. Sie verstehen auch, warum Pinocchio zu einem Esel wird.

    Ich will eine durchaus auch vorhandene Vision niemandem absprechen, aber ohne den klaren Willen, damit auch Geld zu verdienen, wird niemand langfristig am Markt bestehen können.


    Dem von mir skizzierten Archetyp B geht es nicht darum an irgendeinem "Markt zu bestehen". Der verborgene Zynismus, der dem Pragmatismus innewohnt, nennt solche Leute oftmals "hoffnungslose Idealisten" und belächelt deren vermeintliche Weltfremdheit, bewundert aber Generationen später ihre Kunst. Mit etwas Glück hat der Visionär bereits zu Lebzeiten dann auch gesellschaftlichen Erfolg und wird mit seiner ideellen Idee materiell reich und womöglich ein Geschäftsmann B, speist aber seinen inneren Reichtum nicht aus Geld.


    Ich finde übrigens zum Thema "Geschäftsmann" die klassischen, modernen Kinderbücher "Momo" und "Timm Thaler" immer wieder ganz hervorragende Lernbeispiele für die psychopathologische Mentalität des "Geschäftsmanns", wie er hier negativ gemeint ist. Aber das sind ja "nur" Kinderbücher, die "schwarz-weiß" malen bzw "gut-böse" doch sehr plump, einfältig und "undifferenziert" darstellen, nicht wahr?


    Doch Kinder blicken ziemlich genau, wie es läuft, und laufen lieber einer Schildkröte hinterher, die rückwärts läuft, während man als "aufgeklärter Erwachsener" in seinem "marktorientierten Pragmatismus" die rückwärts laufende Schildkröten nur noch für ein nettes Figürchen aus einer Kindergeschichte hält und lieber im Grauschleier aus schwarz und weiss Alternativen von A bis unendlich formuliert, um sich selbst eines differenzierten Geistes zu versichern. Dann aber lieben doch alle wieder die Klarheit der Archetypen, wenn Geschichten "im Markt" Erfolg haben: Luke Skywalker gut - Darth Vader böse. Gandalf gut - Saruman böse. Elben gut - Orks böse. Und alle haben beim Abspann Gänsehaut, wenn der Soundtrack schmettert. Und der "gute Geschäftsmann" freut sich auch - über die Geldscheine, die er mit dem Verkauf der Geschichten gemacht hat.

    Der Kontext macht die Musik:


    1: Geschäftsmann A mit Prämisse "Ich will Geld verdienen".
    Ich will Kohle verdienen um jeden Preis. Geld und Reichtum sind mein Ziel. Der Gegenstand und die Mittel sind mir egal (hier: Brettspiele).


    2. Geschäftsmann B mit Prämisse" Ich habe eine Vision"
    Ich bin ein Visionär. Mein Herz brennt für eine Sache (hier: Brettspiele). Ich will mit meiner Idee unter Menschen und sie unter Menschen bringen. Ich verdiene mit der Idee zwar viel Geld, aber es geht mir nicht um das Geld. Die Verwirklichung der Idee erfüllt mich.


    Ich denke, diese Unterscheidung macht klarer, was ich meine. In Geschäftsmann B sind auch Deine Gedanken und Dein Ansatz, @Jimmy_Dean, enthalten.

    Ich sag's mal so: in dem Artikel kommt Carsten Reuter doch rüber wie ein Geschäftsmann, dem es ausschliesslich um's Geschäft geht. Das Mittel hierfür sind halt zufällig Brettspiele. Hätten auch Comics oder Wanduhren aus dem Schwarzwald sein können.


    Dabei meine ich mit "Kaufmann" nicht die Berufsbezeichnung, sondern mehr den "Archetyp des Kaufmanns", dem es um "Profitmaximierung" geht. Dagobert Duck ist ein gutes, weil ein heraus gezeichnetes und zu Ende skizziertes Beispiel.


    Der Grundton des Artikels mag der wirtschaftspolitischen Ausrichtung der FAZ geschuldet sein, was es nicht weniger arm an Seele macht - vor allem für Carsten Reuter, wenn er sich als mehr als "nur ein Kaufmann" versteht, der eben Geschäfte macht - was ich mal vermuten will. Mich als Schwerkraft würde das Bild, das da von mir vom Autor gemalt wird, ankotzen.


    Darüber hinaus finde ich den Artikel auch stilistisch langweilig. Das ist kein informativer Journalismus, da wird im Subtext eine Anschauung oder Haltung mitgeliefert, die ich weiter oben "Gründungsmythos" genannt habe.

    WARUM möchtest DU spalten, was auch zusammen geht? ?(

    Ich spalte nicht, sondern benenne (hier in Deinem Sinne) nur eine Spaltung, die - wie ich persönlich finde - , in unserer kapitalen Geldgesellschaft überall zu sehen ist. So kenne ich zwar Kaufleute, die spielen, aber keine verspielten Kaufleute. Das mag zunächst nach Wortklauberei klingen. "Verspielte Kaufleute" sind höchst untauglich für jede Art von "Business." Ich kenne z.B. kein Kind, das auf die Idee einer Aktiengesellschaft käme. In welchem Markt ("Brettspielmarkt") Kaufleute dann ihr Geschäft aufziehen, ist im Grunde zweitrangig. "Aus Leidenschaft Geld verdienen" - das könnte glatt der Claim einer Bank sein.

    Das ist kein Artikel für spielende Menschen, sondern für Kauf- und Geschäftsleute, die sich die meiste Zeit des Tages mit Geld beschäftigen oder deren Hauptantrieb in seiner professionellen Beschaffung liegt. Der Schwerkraft-Verlag wird als erfolgreiches Start-up im lokal-globalen Markt gefeiert und der mitschwingende Gründermythos verkauft uns immer noch das amerikanische Märchen. Für Schwerkraft eine Promo-Story, für mich eine mittelfristig bis langfristig untergehende Sonne, was das zu Grunde liegende Gedankengut angeht.