Beiträge von MetalPirate im Thema „[Strategie] Marco Polo“

    Dann sind die Geheimwege ja krass unterschiedlich wertvoll.

    Würde ich nicht unbedingt so sehen. Erstens sind die Verbindungen nicht von einer Ecke des Plan in eine andere, sondern nur zwischen benachbarten West-Ost-Routen. Zweitens lassen sich Geheimweg-Karten, die man nicht brauchen kann, für Geld oder Ressourcen verkaufen; da findet ein bisschen balancierender Ausgleich statt, sowohl durch die Alternativ-Verwendung als auch durch die unterschiedliche Höhe des Verkaufspreises. Und drittens ist die Erlangung der Karten immer an regelmäßiges Karteneinkommen gekoppelt, entweder über einen Charakter oder einen Kleinstadt-Bonus; auch das gleicht die Sache etwas aus.

    Es wohl unstrittig, dass man durch sichern der schwarzen Würfel (und ggf. doppeltes Reisen) fast sicher Startspieler bleiben kann, wenn man es garauf anlegt. Das dann zu brechen ist schon ziemlich aufwändig und erfordert das Aufsparen der Einlösung eines Auftrags, der einen schwarzen Würfel als Belohnung gibt: im ersten Zug einen schwarzen Würfel holen, über den Auftrag gleich den zweiten dazu, falls notwendig dann noch einen dritten, und dann mit dem Reisen warten, bis der alte Startspieler gereist ist oder nicht mehr reisen kann. Nur so lässt sich der Startspielermarker gezielt erobern, wenn der Startspieler ihn eigentlich behalten will.


    "Broken" würde ich das nicht nennen, aber wenn jemand diese "Dauer-Startspieler-Strategie" ohne Rücksicht auf Verluste knallhart durchzieht, selbst wenn er damit nicht gewinnen sollte, dann macht das Spiel zumindest denen, die dummerweise die falsche Sitzposition haben und deshalb über das gesamte Spiel hinweg nehmen müssen, was übrig bleibt, nicht mehr allzu viel Spaß.

    Zufällig habe ich diese Woche auch zweimal Marco Polo gespielt. Dabei kam die Frage auf, ob wir mit den zusätzlichen Charakteren spielen sollen. Irgendwo hatte ich mal aufgeschnappt, dass diese neuen Charaktere insgesamt etwas unausgereift/unbalanciert sein sollen - könnt ihr das bestätigen?

    Wenn ihr nicht turniermäßig spielen wollt, dann nehmt sie dazu.


    Ich würde nicht mal "unbalanciert" sagen, höchstens vielleicht, dass ihr Nutzen tendenziell stärker von äußeren Umständen und/oder Zufällen abhängt als im Grundspiel. Aber das ist eine Binsenweisheit, wenn man auf Fähigkeiten wie "nutze diverse Stadtkarten" schaut. Wenn die perfekt zusammenpassen...

    Warum sollte man nicht gezielt darauf spielen, wenn es für sich gesehen nichts kostet und gut ist, Startspieler sein ist doch für jeden attraktiv?

    Ich meine das im Sinne von "man priorisiert den Startspielervorteil normalerweise nicht so extrem hoch". Wer als erstes reist, zahlt keine Zusatzkosten, d.h. das ist attraktiv. Sich früh zwei schwarze Würfel zu sichern ist dagegen mit Kosten verbunden, und das lohnt sich eben erst richtig, wenn man knallhart die "ich bleibe immer Startspieler"-Strategie durchzieht, dann mit dem ganz bewussten Nebeneffekt, so die Hälfte der Mitspieler aus dem Spiel zu nehmen, indem sie 4-5 Runden lang nur noch die Felder abbekommen, die am Ende übrig bleiben.


    Sprichst du hier von gleich starken "starken Spielern" oder von einem schwachen Spieler in einer Runde starker Spieler?

    Ich meine, dass nur gute Spieler in der Lage sind, die "ich bleibe immer Startspieler"-Strategie erfolgversprechend zu spielen. Für den Dauer-Startspieler ist's dann natürlich hilfreich, wenn auf der Position hinter ihm ein nicht ganz so starker Spieler sitzt, denn je weiter weg vom Startspieler, umso stärker spürt man die dauerhafte Verknappung der guten Einsetzfelder.


    Mit Berke oder mit dem Charakter, der nicht würfeln muss, ist seine Strategie nämlich wirklich verdammt stark.

    Oh ja. Selbst mal erlebt auf Position 4 hinter einem Dauerstartspieler mit Nicht-Würfler als Charakter. Jede Runde geskripteter Ablauf am Anfang: erstmal eine 6 auf die Kamele, drei davon nehmen und einen schwarzen Würfel dazu. Wenn der Nicht-Würfel dann noch eine Geld-Engine über Stadtkarten zusammenbekommt (für die Reisekosten), dann ist der Käse gegessen.

    Ich nehme an, es wurde aus Gründen der Vereinfachung verworfen. Ist das denn ansonsten empfehlenswert?

    In bin ein Fan von komplett variablen Spielerreihenfolgen. Also von Spielen, bei denen jeder der N Spieler einen bestimmten Platz zwischen 1 und N hat und Spielen im Uhrzeigersinn sich höchstens mal zufällig ergibt. Sowas ist immer fair. Das "nur variabler Startspieler und ab da reihum" wie z.B. auch bei Marco Polo ist dagegen manchmal unbefriedigend, weil man sich nicht stückweise in der Reihenfolge nach vorn arbeiten kann. Wenn der rechte Nachbar besonders scharf auf den Startspielerstein ist, dann profitiert man davon, ohne etwas dafür tun zu müssen, während der Mitspieler zwei Positionen weiter rechts dauerhaft der Gelackmeierte ist. Einer wird belohnt, ein anderer bestraft, beide haben nicht dafür getan. In diesen Fällen entscheidet effektiv die Sitzposition über die Siegchancen mit. Sowas fühlt sich für mich komplett falsch an.


    Im Falle von Marco Polo ist das aber in 98% der Fälle trotzdem kein Problem, weil man normalerweise nicht allzu gezielt auf "zuletzt reisen" (= Startspieler werden) spielt; das ist eher ein netter Bonus. Deshalb wechselt der Startspieler meist ein paar mal irgendwie hin und her. Leider gilt das nur in 98% der Fälle. Bei den 2%, in denen ein starker Spieler die "Ich bin und bleibe Startspieler!"-Sache knallhart durchzieht, passt es nicht mehr. Betonung dabei auf "starker Spieler", denn das braucht es dazu -- diese Dauer-Startspieler-Strategie ich nicht einfach zu spielen und deshalb dürften viele Leser hier das auch noch nicht live erlebt haben. Seid froh drum. Das macht das ansonsten so tolle "Auf den Spuren von Marco Polo" dann leider etwas kaputt, weil es im 4er-Spiel 1,5 Spielern wegen der falschen Sitzposition jegliche Siegchancen nimmt.

    @SpaceTrucker: Die Idee bei dieser wirklich starken Strategie ist es, wenn notwendig immer zweimal zu reisen: einmal mit der eigenen Farbe und einmal mit zwei schwarzen Würfeln, die man als Startspieler, der gleich mit einer 5 oder 6 auf Kamele geht, auch fast sicher bekommt. Bei einem reisefreudigen Charakter als Gegner ist es sehr schwer bis unmöglich, dagegen anzukommen und derjenige, der rechts vom Dauer-Startspieler sitzt, d.h. immer Letzter ist, hat dann wenig Spaß an dem Spiel, weil er immer nur noch das abbekommt, was übrig bleibt. Dieser Spieler ist dann komplett aus dem Spiel genommen, ohne viel dafür zu können. Wenn diese Strategie geschlagen wird, dann fast nur vom linken Nachbarn des Startspielers. (Alles bezogen auf ein 4er-Spiel.)