Der verlinkten Kritik von Udo Bartsch würde ich trotzdem weitestgehend zustimmen. Sieh es so: Die Spannungskurve geht wellenförmig nach oben. Im Großen und Ganzen stimmt's, die Steigerung über die Gesamtspielzeit ist definitiv da.
Die Spannungskurve ist auch eigentlich gar nicht mein Problem mit dem Spiel, das war mehr so eine Vermutung, bevor ich es gespielt habe, dass das tendenziell nach oben geht, ist mir inzwischen schon auch klar.
Mein "Problem", wenn man es so nennen will, ist ein anderes.
Mehr als in jedem anderen Worker Placement Spiel, das ich kenne, wird hier zwischen "Arbeit" und "Vergnügen" getrennt. Ich "will" plündern, ich "muss" ins Dorf.
Das ist nicht nur thematisch zweigeteilt, es wird graphisch durch den Aufbau des Spielplans hervorgehoben, und es ist mechanisch überdeutlich: ich bekomme Punkte, Beute, bessere Worker.
Ich will da hin.
Das Dorf dagegen ist pure Arbeit. Ich baue keine richtige Engine auf, ich muss immer wieder alle Stationen abklappern. Die Aktionen werden nicht wirklich besser, ich gebe immer noch mehrere Züge ab, um Wikingerkarten bezahlen zu können und sie dann auszuspielen und mir die Nahrung für Raubzüge zu besorgen.
Was es an "Engine" gibt, bezieht sich auch wieder nur auf den Spaßteil, weil eine bessere Crew besser plündern kann.
Klar kann ich zwischendurch mal mehr Nahrung nehmen, als ich akut brauche, aber das ändert nichts daran, dass sich das wie ein verlorener Zug anfühlt. Weil ich gar nicht erst im Dorf sein will.
Gekoppelt mit dem Wettlauf um die besten Beutestücke sorgt das für ein Spielgefühl, das ich eben eher im "Negativen" verorten würde. Ich fühle mich aufgehalten, gebremst, zu Tätigkeiten gezwungen, die ich nicht wahrnehmen will und die ich nicht verbessern kann. Jeder Spielzug im Dorf ist ein Scheißzug.
Es ist "fair", weil für alle gleich negativ, aber reicht das?
Zitat(Im 2er-Spiel ist z.B. Walküren-Nehmen anders als beim 4er-Spiel kompletter Quatsch, der nur zur Niederlage führt, und das kann man auch mit Erwartungswerten & Co mathematisch begründen.)
Sowas fällt für mich erstmal unter "Details".
Es ist ok für mich, dass bei wechselnder Spieleranzahl "Strategien" ihre Wirksamkeit einbußen. Dann ist das halt so. In einem meiner Lieblingsspiele, #Bubu, passieren zu zweit und zu viert auch völlig andere Dinge. Macht es für mich nicht kaputt.
Auch dass einige Wikingerkarten absurd gut und andere eher unbrauchbar wirken, dass Eisen unnötigerweise eine Mangelware darstellt, dass die Aufgebote für den Jarl (oder wie das heißt) meist eher unattraktiv sind, weil man sich mit dem Bezahlen der Dinger den eigenen Spielfluss abtötet. Erstmal geschenkt.
Unterschiedliche Strategien sind ja immer noch möglich. Plündere ich kleines oder großes Zeug, baue ich eine Kämpfer- oder eine Utility-Crew auf, will ich eine Allstar-Crew oder nehme ich, was ich kriegen kann, und kann die Typen dafür gegen Walküren verheizen... Passt schon irgendwie.