Beiträge von Machiavelli101 im Thema „29.05.-04.06.2017“

    Ich fande meine Endwertung im Schnitt eher mäßig durchwachsen. In 4er Besetzung nicht zu empfehlen, aber ich denke im Solospiel kann es gut sein.
    BGG 6 bedeutet. "Ok, würde ich spielen, wenn ich in der richtigen Stimmung wäre"
    Grundsätzlich finde ich die BGG Bewertung 4-6 für eine Erstpartie sehr schwer auseinander zu halten. Das sind zu große Nuancen für das Verständnis des Spieles und der Spieltiefe, die man in einer Erstpartie gar nicht ausloten und damit erfassen kann.

    den Eindruck eines "seltsamen" Koop-Spiels (weitergeben des Buchs und Verantwortlichkeit des dann aktiven Spielers).

    Ja, das war eigentlich auch der größte Kritikpunkt und daher bin ich der Meinung, dass das Spiel höchstens mit zwei Spielern spielbar ist. Es hat sich in der 2. oder 3. Runde ergeben, dass zweimal hintereinander ein Spieler nur Fate-Karten am Ende der Runde vorlesen durfte und sonst nichts direkt zum Spiel beitragen durfte. Das ist etwas frustierend.

    Gestern kam in einer 4er Runde "This war of mine" auf den Tisch. Ich war der Einzige, der das Computerspiel gezockt hatte. Das Computerspiel fande ich sehr gut.
    Wir haben in 2 Stunden, inkl. Erklärzeit, das erste von drei (?) Chapter gezockt. Die Komponenten und Token sind schön, die Minis toll und das Artwork ist schön düster und wurde direkt dem Computerspiel entnommen. Man findet sich schnell zurecht. Bei der Ausstattung und deren Qualität gibt es überhaupt nichts zu meckern.


    Mechanisch ist das Spiel eine Mischung aus Robinson Crusoe (Pegasus) und Dead of Winter (HDS), leider wurden nicht die besten Elemente entnommen. Es ist eigentlich ein Solo-Spiel und ich würde es zukünftig max. zu zweit zocken, nur aus dem Grund, dass 4 Augen mehr sehen als zwei. Es skaliert überhaupt nicht und die gewählte Koopvariante leidet sehr unter dem bekannten Alpha-Spielerproblem.


    Zum Spiel: Die Spieler übernehmen gemeinsam eine Gruppe Zivilisten in einem städtischen Kriegsgebiet, der heutigen Zeit. Hauptaktionsort ist vorerst ein Haus, das ziemlich zusammengeschossen wurde. Die Zivilisten müssen den ganzen Unbill eines Krieges ertragen, Medikamente, Wasser und Essen aus den Trümmern sammeln, oder besser noch selbst herstellen, bzw. anpflanzen. Zusätzlich können Gegenstände, wie Ofen, Töpfe, Betten bis hin zu ganzen Werkstätten gebaut werden. Bezahlt werden diese Tätigkeiten mit Aktionspunkten, ähnlich wie man es aus Robinson Crusoe kennt.
    Da es Tags- und Nachtsphasen gibt, kann man sich aus dem Haus schleichen, sich mit anderen Menschen treffen, Verbündete finden, Waren tauschen oder ganze Trümmerberge nach brauchbaren Sachen durchsuchen. Die Gefahr von Heckenschützen ist allgegegnwärtig. Auch Plünderer bedrohen das eigene Haus und brechen immer wieder ein und klauen das wertvolle Material.
    Jedes Mitglied der Gruppe muss mit Nahrung, Wasser und falls notwendig mit Verbandsmaterial versorgt werden. Dies zwingt die Spieler dazu, einzlene Gruppenmitglieder nach draußen auf die Suche zu schicken.
    Super gemacht sind die unterschiedlichen Vitalwerte der Zivilisten. Es gibt Werte für Verwundung, Laune, körperliche Erschöpfung und Müdigkeit. Diese kann speziell behandeln, indem man dem Charakter Nikotin, Kaffee, Verbandsmaterial gebe oder zur Erholung ins Bett schicke. Auch sind Mitglieder speziell Nikotinabhängig und brauchen hin und wieder ihre Ration. Dumm ist nur, dass Zigaretten und Kaffee absolut zufällig zu finden sind. Ein wenig zu realistisch für ein Brettspiel und somit nicht händelbar, bzw. steuerbar.


    Leider schafft das Spiel nicht, die düstere Atmosphäre des Computerspiel auf/in das Brettspiel zu transferieren. Es fehlen die moralischen Dilemmas, vor denen man im Computerspiel stand. Wenn ich Meds oder Futter nehme, hat das dort meistens direkte Folgen für andere Menschen. Das Baby stirbt an fehlenden Medikamenten, der Opa wird verhungern etc.. Im Brettspiel besitze/ finde ich es einfach, habe es quasi gefarmt. Je nachdem was man findet, passieren zwar noch kleine Geschichtchen aus einem Scriptbook, mit ein wenig Rollenspielcharakter gewürzt, das aber gestern völlig untergegangen ist, da man mehr auf die Beschaffung der Ressourcen fokussiert war. Die kleinen Geschichten hatten außer den Funden keinerlei Auswirkungen. Also z.B. bekomme 3 Holz und eine Wunde. Keine Entscheidungen, Kein warum und wieso, ist einfach nicht wichtig. Im Gegensatz dazu bekommt es Dead of Winters mit den Crossroads-Karten dies deutlich besser hin.


    Meiner Meinung nach, nach einem Spiel wohlgemerkt, ist das Vollkoop nicht das richtige Design für dieses Thema oder Art von Spiel. Eine Art Moralleiste in Verbindung des Crossroadselements aus Dead of Winter würde mehr Leben ins Spiel bringen und das mechanische mehr in den Hintergrund drängen. Außerdem im Mehr-Spielermodus wäre das Kompetitve, zumindest das Semi-Koop eher das Richtige, als das gemeinsame Führen einer Gruppe. Dies führt dazu, dass man einzelne Mitglieder der Gruppe waghalsige Aktionen durchführen lässt, die man nie machen würde, wenn jeder eine eigene Figur/ Gruppe führen würde.
    Daher würde ich dazu tendieren, jedem Mitspieler eine Figur zu geben, so dass eine Identifikation entstehen kann.


    Fazit:
    Das Thema ist neu und unverbraucht, das Spieldesign ist nicht so durchdacht. Da hätte man sich besser bei Robinson Crusoe oder Dead of Winter bedienen können. Ich würde, nach einer Partie eine BGG 6, mit Tendenz aufgrund des Themas, 7 geben. Die restlichen 2 Chapter würde ich sehr gerne zu Ende zocken um ein gültiges Urteil fällen zu können.



    #ThisWarOfMine