Ich sehe es ganz ähnlich. Die zweite Stufe heißt "Verhandlungsphase", ist aber eigentlich eher ein Bietmechanismus, deutlich näher dran an Auktionen als am Verhandeln, mit all den bekannten potenziellen Problemen solcher Mechanismen wie unsichere Skalierung auf unterschiedliche Spielerzahlen (2er-Spiel!) und erhöhter Hürde für alle Spielneulinge, die den Wert der Sachen, auf die man bieten soll, noch nicht richtig einschätzen können. Der Bietmechanismus ist durchaus interessant aufgebohrt durch Nachbarbarschaftbeziehungen auf dem 2D-Gitter-Plan; man bietet mit Einfluss auf benachbarte Karten. Sowas kombiniert mit interessanten Kartenfähigkeiten kann (!) interessant sein. Es kann aber auch genau gut floppen. Ich kann's nicht einschätzen.
Was mir mechanisch auch noch aufgefallen ist: Spielreihenfolge wird in umgekehrter Reihenfolge der aktuellen Punktzahlen gewählt und Einflussmarker, die in der zweiten Phase nichts abkriegen, werden automatisch stärker. Das sind Catch-Up-Mechanismen, wo ich auch lieber erstmal sehen möchte, wie sich das ins Spiel integriert. Auch hier: ich kann's nicht einschätzen, ob das so ein "rundes" Spiel ergibt.
Mein Hauptproblem mit dem Projekt ist allerdings, dass ich die Prioritätensetzung nicht ganz verstehe. Warum zur Hölle bläst man ein Erstlingsprojekt bei einem weitgehend unbekannten Verlag (der bisher nur deutlich kleinere Spiele am Start hatte) erweiterungs- und materialtechnisch derart auf, dass es mit den spielrelevanten Add-Ons sofort dreistellig kostet, und versucht das dann mit einer mäßig gut vorbereiteten Crowdfunding-Kampagne an den Mann bzw. die Frau zu bringen? Und als ob das nicht reichen würde, wird noch mit "Part I" im Titel explizit darauf hingewiesen, dass innerhalb der Serie das Geldausgeben weitergehen soll, und ein komplett unnützes Tischtusch (!) gibt's als Add-On auch noch dazu. Haufenweise Zusatzkram, aber da passt es dann wieder nicht recht ins gewählte Crowdfunding-Modell, denn nichts davon ist ein Stretch Goal oder ein sonstiger Bonus für Unterstützer, alles kostet extra.
Ist es da wirklich überraschend, dass die Kundschaft erstmal abwartend reagiert und erstmal neutrale bzw. besser einzuschätzende Reviews abwarten will, bevor man soviel Geld auf den Tisch legt? Ich sehe gewisses Potenzial und würde das Spiel sehr gerne mal anspielen. Aber einfach mal so 100+ EUR dafür auf den Tisch legen? Nö. Das findet ohne mich statt. Wenn's wirklich so gut ist, gibt's das auch noch später zu kaufen, notfalls auf englisch.