Ich respektiere deine Meinung, habe aber eine grundlegend andere dazu und kann dein Fazit -für mich (!)- nicht verstehen, da es Punkte anführt, die meines Erachten nicht gegeben sind.
- fehlende Variation (="man hat das Gefühl, alles schon mal gesehen zu haben") -> ist für mich kein Punkt, da es -zig unterschiedliche Playermats bereits in der Grundbox im Spiel gibt + unterschiedliche Kartenauslage bei jedem Spiel, die die Taktik im Spiel ändern
- Kritik an 4 oder 5 Spielern -> Karten neu erklären muss man eigentlich nur bei Anfängern. Fortgeschrittene Spieler erkenne meiste sofort die Eigenschaft der Karte. Hinzu kommt, dass auf der Karte meist nur 1 oder 2 Sätze zu ihrer Eigenschaft stehen und keine elend langer Text.
- Downtime hält sich in Grenzen. Sweetspot mE zwar bei 2-3, aber man wartet bei erfahreneren Spielern nicht lange, da oft die Aktionen recht kurz sind. Nur in der aller ersten Partie mit Neulingen zieht es sich....aber das ist bei vielen Spielen so.
Nunja. Da es sich hier um keinen Schlechten, meiner Wenigkeit aber auch um keinen sehr guten Vertreter der Diceplacement-Spiele handelt, ist dass doch eine Diskussion auf hohem Niveau. Das Spiel macht viel richtig, die thematische Einbettung ins Thema passt, nichtsdestotrotz stören mich die bereits angeführten Haken beim Setup (zu viele meist unbrauchbare Startwürfel, die einem zu heftig Stöcke zwischen die Beine schieben), wie auch einige unausbalancierte Spielsituationen, die man bei entsprechend gründlich durchexerzierter Testphase leicht hätte glätten können.
Die fehlende Variation ist für mein Empfinden jedoch gegeben, da muss ich energisch widersprechen, da sich ein zaubernder Bachblüten-Elf genauso spielen lässt, wie ein ponyreitender Zwerg auf Nikotinentzug. Man spielt straight auf die Classkarten, d.h. Siegunkte der Attribute und auf die Siegpunkte/ Übereinstimmungen der Backstorykarten. Sicher hat ein Elf mehr Charisma als ein Zwerg bzw. bei Ausdauer andersrum, aber es gilt lediglich, die auf beiden Karten verteilten Attributziele bzw. Farbwürfel zu treffen, da Spielt die "Rasse" keine Geige, sorry. Genauso hätte man an die Charaktertableaus Klaus-Rüdiger, Hugo-Egon oder Johann-Wolfgang drucken können.
Auf das Dilemma mit den verhunzten Startwürfeldeck bin ich schon zweimal eingegangen, neben dem überflüssigen Charisma-Boni. Auch ziemlich auf den Zeiger ging mit die Tatsache, dass man seine Skill-Karten in den Skat drücken kann, wenn man nicht noch eine Wisdom-Aktion frei hat bzw. erst eine gegenpolige Traitkarte (die man evtl. gar nicht braucht) ziehen muss, nur um den Anzeiger auf der Alligmenkarte wieder zu "richten", die man erstmal auf dem Markt antreffen muss. Da geht viel "gutgemeinte" thematische Umsetzung ins Leere, weil nicht nutzbar. Wie bereits erwähnt, gibt die Wahl der Farbe/Classkarte bereits die Ausrichtung der eigenen Züge vor, und da gibt es starke und schwache Farben mit ebensolchen Sonderfähigkeiten.
Sicher ist das ein Spiel, wo man zumindest wissen sollte, welche Karten bei welcher strategischen Ausrichtung sinnvoller sind. Und sicher kann man das im Spiel beeinflussen. Man hätte das nur so lösen können, dass nicht gekaufte/getrashte Karten im Markt liegen bleiben. So wäre man mit der Hälfte an Marktkarten ausgekommen, so nur die ganzen Stretchgoales verfehlt, denn mehr ist bekanntlich besser als ein völlig ausreichendes Kartendeck. Und bei vier Spielern saßen wir inkl. Einleitung knapp drei Stunden. Dass ließe sich bestimmt bei wiederholten Partien auf knapp 90 Minuten drücken, nur geflasht hat´s lediglich mich, wobei nach 10 Partien für mein Empfinden der Saft raus ist, Sweetspot hin- oder her.