Hi @MetalPirate,
erstmal vielen Dank für die ausführliche Antwort! Sehr toll! Dann ein paar Diskussionpunkte:
Ab dem Draften ist alles im Prinzip durchrechenbar. Genau deshalb gehören solche Spiele in der Regel zu nicht meinen absoluten Favoriten, weil es sich dann doch allzu oft nach mathematischen Optimierübung anfühlt.
Das trifft ja nur bedingt zu, denn normalerweise kennt man ja die zukünftigen Würfelergebnisse nicht. Wer da in Bezug auf weitere Würfelrunden anfängt zu rechnen, der rechnet an Sachen rum, die er halt nicht bewerten kann. Ich gebe zu, dass manche Spiele diese Art Leute einladen und zu AP führen. Ich halte bsw. Trajan auch für so ein Spiel, wo man versucht die bunten Aktionssteine so anzuordnen, dass man auf Trajanplättchen, die man noch gar nicht besitzt, versucht hinzuoptimieren...
Man spielt nicht mehr, man rechnet.
Hier gebe ich deiner Argumentation voll Recht. So etwas mag ich auch nicht. Daher spiele ich bsw. auch nicht so gern ein Spiel wie Arkwright - da hab ich schon Experten mit dem Taschenrechner gesehen und da hört es dann einfach für mich auf...
Aber diese beiden Punkte treffen auf Roll Player ja glücklicherweise auch nicht unbedingt zu. Ich hatte ein wenig die Befürchtung, aber die haben sich nach einigen Partien wohl erledigt, da ich genug "Spiel" finde.
Ein paar kleinere Schwächen hat's nämlich auch. Im 3er-Spiel kann (und im 4er-Spiel wird) es passieren, dass zwei Spieler Klassenfarben haben haben, die sich ein bevorzugtes Set von Rüstungskarten teilen, während der/die andere(n) Spieler da keine Konkurrenz haben.
Stimmt. Das ist ein guter Punkt und aus meiner Sicht definitiv ein Designfehler im 4er. Fragt sich, wie wichtig das ist, oder ob vernachlässigbar...?
Interaktion gibt's sehr wenig, und wenn, dann allzu oft rein negativ: "ich wähle vom Markt die 'leather boots' zum Verschrotten für 2 Gold, damit du nicht dein leather armor set zusammenbekommst." -- das ist die stärkste From der Interaktion, die man finden wird.
Das sehe ich nicht unbedingt negativ. Jemand, der sich beschwert, wenn ein anderer Spieler dies tut, der hat sicher einen höherwertigeren Würfel bekommen. Ich finde die Spielreihenfolge an der Stelle einfach auch wichtig und der Verweis darauf müsste normalerweise diese Beschwerde killen. Da stört es mich mehr, dass man als Startspieler immer Startspieler bleiben kann, wenn man es nur will. Allerdings glaube ich nicht, dass dies, besonders in Partien mit 3 oder 4 Spielern, jemals der Fall sein wird. Es wird immer Chancen geben sich in der Spielreihenfolge vor zu schieben. Und dann muss man das halt auch mal machen. Oder damit leben, dass einem Karten weggekickt werden. Oder im Zweifel auf die Regelvariante "friendly market" zurückgreifen.
Außerdem kann der Glückfaktor schon zuschlagen in einem Maße, der in Anbetracht der Spielzeit schon etwas grenzwertig werden kann, z.B. bei der Verfügbarkeit der "class color dice", insbesondere bei wenig Spielern. Der eine hat im 2er-Spiel gerade mal 1 Siegpunkt durch class color dice, mehr war schlicht nicht möglich, und der andere holt so 5 Punkte, ohne groß etwas dafür getan zu haben, einfach weil deutlich mehr Würfel dieser Farbe auf dem Beutel gezogen wurden -- und 4 Punkte Differenz sind bei Roll Player schon viel.
Auch das ist ein valider Punkt und uns auch aufgefallen. Halte ich aber (besonders im 2er, das ja wirklich schnell abläuft), für einen okayen Zufallsfaktor. Besonders, da ich seinen Wert eher darin bemesse die Würfel im Draft unterschiedlich zu bewerten und eben nicht nur durch die Augenzahl. Auch hier spielt die Spielreihenfolge mit rein: Dann nehme ich dir deine Würfelfarbe eben mal weg.
Ich finde, dass das Spiel eben auch mehr Interaktion zu bieten hat, als man erst annimmt. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die dann in solchen Winkelzügen durchschlagen.
Jetzt zu #Sagrada. Auch das wurde bei uns im Spieletreff ein paar Mal als Absacker gespielt, nach kürzeren Hauptspielen wie El Dorado. Ganz ehrlich: für mehr als Absacker taugt's mir nicht. Bisher jedes Spiel gewonnen, aber Sagrada muss ich definitiv nicht haben. Sagrada bestätigt nämlich ziemlich gut alle meine Vorbehalte gegen solcherlei Spiele. Thema kommt kaum durch, das ist die mathematisch-abstrakte Optimierübung pur, mit dem einzigen Vorteil, dass es wunderhübsch aufgemacht ist, zumindest die Kickstarter-Version, die ich mitspielen konnte
Ich finde, das klingt durchaus interessant! Dann kann man das Spiel vielleicht eher in eine Schublade mit bsw. Blueprints stecken? Das wäre für mich ja auch völlig okay. Ich mag es manchmal auch gern etwas kürzer und fluffiger.
Nochmals vielen Dank für deine Ausführungen. Sehr interessant!