Beiträge von Dumon im Thema „Umfrage: Betrügen in Brettspielen“

    Ich habe allerdings schon einmal als Spielleiter beim Rollenspiel geschummelt, als die Heldentruppe meine schönen Monsterhorden mühelos wie geschnittenes Brot plattvgemaxht haben. Da gab es dann mal fix eine "Anweisung von oben", natürlich nur um die Spannung und den Spaß zu erhöhen und die Heldengruppe nicht arg zu enttäuschen oder gar zu langweilen... ;)

    Das hingegen ist ein ganz anderes Metier.
    Ich bin beim RPG fast ausschließlich Spielleiter. Und als Spielleiter halte ich mich nicht an Würfelwürfe, biege Regeln, wenn es passt, etc.
    Alles im Sinne der Story, der Atmosphäre, und des Spaßes (für die Spieler als auch für mich). Das kann natürlich abschrecken, aber es gibt ja auch Sichtschirme. Und ich würfele eigentlich nur verdeckt...
    :)
    Oder aber ich würfele gar nicht, sondern erzähle nur. Geht auch.


    Aber das werte ich nun wirklich nicht als "Betrügen" oder "Schummeln". Und wenn wir uns in diesen Bereich begeben, kommen wir (meines Erachtens nach) etwas zu sehr vom eigentlichen Thema bzw. vom eigentlichen Bezugspunkt ab...

    Ich meinte, ihn mit den eigenen Waffen schlagen. Bzw ihn so mit Schummelei konfrontieren, dass er selbst keinen Spaß dabei hat.
    So, wie ich das verstehe, sieht der Spieler es als normal und richtig an, "während dem Spiel" zu schummeln. Allerdings ist "schummeln" eben "die Regeln brechen" oder "sich eigene Regeln schaffen". Damit sind alle gemeinschaftlichen Basiswerte ohnehin aus dem Fenster.
    Da wäre es durchaus recht einfach, mit ihm Spiele zu spielen, bei denen man bereits vorher das Spiel so vorbereitet, dass alle ihn eben in die Pfanne hauen können. Am Besten mit Spielen, bei denen man Frustpotential durch direkte Interaktion erzeugen kann.
    Das ist dann weniger "spielen" als "therapeutische Charade", und ein Riesenaufwand, natürlich. Und wahrscheinlich den Aufwand und Ärger einfach nicht wert...

    Ich habe mal mit jemandem gespielt, der ständig geschummelt hat. Er hat auch gar nicht versucht, das abzustreiten, er betrachtet es als Teil des Spiels, sich nicht erwischen zu lassen.

    Wäre natürlich mal die Frage, ob man sowas mit den eigenen Waffen bekämpfen kann. Man könnte sich ja verabreden und absprechen, was man spielt. Und dann eben "vorbereitet" ihn voll auflaufen lassen. Und ihn hinterher damit konfrontieren...

    Ich sehe Spielen zum Beispiel als Herausforderung an mich selbst. Ich spiele zwar auch, um zu gewinnen, besiege dabei aber das Spiel und mich selbst (eigene Dummheit/Unfähigkeit). Mein Ziel ist es eben, so gut zu spielen, dass es zum Sieg reicht. Damit gewinne ich (falls ich gewinne) zwar auch über andere (ich besiege sie ja), aber das ist für mich irrelevant. Die Herausforderung liegt im Spiel, nicht darin, besser zu sein als der andere. Für mich...


    Aber es gibt eben auch Leute, die möchten ganz bewusst besser sein als andere, sich profilieren, sich über andere erheben, auf andere als schlechter (besiegt) herab schauen. Klingt härter, als es oft ist, aber es gibt sie eben - Leute, denen der Sieg deshalb wichtig ist, weil sie BEsiegen...
    ...und bei solchen gibt es eben auch jene, denen jedes Mittel recht ist, um sich als besser, als Sieger, zu sehen...
    ...zudem fällt es Außenstehenden leichter, diesem Spielverhalten zu bescheinigen, es sei "jedes Mittel recht" - und dann ist der Vorwurf des Schummelns nicht so ein großer Gedankensprung...


    Aber es gibt ja überall und in jeder Form sone und solche...
    :)

    Ich habe leider auch mal das Gegenteil erlebt.
    Im Rahmen eines Spieletreffs war auch immer ein Spieler dabei, der recht häufig im Nachhinein Züge ändern oder zurücknehmen wollte, auch schon mal, nachdem bereits ein oder mehrere andere Züge danach stattgefunden hatten. Generell ist dagegen nichts zu sagen, finde ich (außer, wenn die Züge dazwischen so viel verändert hätten, dass es nicht mehr möglich wäre - oder wenn andere Aktionen seinerseits zu größeren Änderungen in der Strategie anderer geführt hätten), aber wie immer - die Menge machts. Das störte schon mal, aber man konnte auch "nein" sagen, und dann fügte er sich meist grummelnd in sein (selbst-gezimmertes) Schicksal.
    Im Rahmen dieses Spieletreffs kam dann aber irgendwann die (natürlich nie direkt vorgebrachte, sondern nur hinter dem Rücken gemunkelte) Vermutung auf, er würde schummeln. Nun war er nicht unbedingt der sympathischste und kollegialste Spieler (vielleicht zu zielorientiert und auf das Besiegen anderer aus), und dann kam dazu dieses "Rekorrigieren" komplexer Züge, bei dem man manchmal nicht so genau nachvollziehen konnte, was da gerade wie rekorrigiert wurde - aber darauf vertraute, dass er nicht schummeln würde. Und manchmal machte er dabei Fehler. Vergaß ein Detail, oder Ähnliches.


    Und mitten da hinein diese Vermutung.


    Es war superkrass, was einfach dieses kleine Gerücht auslöste. Ich halte mich selbst für einen offenen Menschen, der viel vergibt, über vieles hinweg sieht, und generell versucht, jedem und allem gegenüber offen zu sein. Und doch ertappte ich mich dabei, dass ich ab diesem Zeitpunkt wie ein Adler alles überwachte, was dieser Spieler tat. Und das Misstrauen so weit heranreifte, dass an vielen Ecken und Enden ich selbst vermutete (ohne Beweise), Zeuge von Schummelei geworden zu sein. Gerade bei den Fehlern, die er beim Retconning machte. Ich begann, ihm ständig böse Absicht zu unterstellen.


    Es ist sauschwer, ein solches Stigma loszuwerden - ganz egal, ob es gerechtfertigt ist oder nicht. Ich hab mich, als ich mitbekam, was da (in meinem Kopf passierte), mich mit ihm unterhalten und mich dann ganz bewusst dagegen entschieden, ihn zu verdächtigen. Denn außer dem Hörensagen über zig Ecken gab es nichts, was das gerechtfertigt hätte. Aber es vergiftete die Atmosphäre am Tisch unglaublich...


    Ich weiß nicht, ob er geschummelt hat, oder ob hinter den Fehlern böswillige Absicht lag. Aber seitdem habe ich es ihm nicht mehr unterstellt, und mir geht es besser damit (und ich kann auch das Spielen mit ihm wieder genießen). Und ich muss auch sagen, ich mache ebenfalls Fehler bei solchen Dingen, manchmal. Dass dann als böswillige Schummelei zu eigenen Gunsten auszulegen, ist nur zu leicht...


    ...mal als Blick von der anderen Seite auf die Problematik der Schummelei...


    Ich glaube, gerade bei Leuten, die sehr sehr stark auf den Sieg (insbesondere auf das BEsiegen von anderen) Spielen, ist es kein weiter Weg, ihnen zu unterstellen, sie würden für den Sieg alles tun (auch schummeln)...

    Ich kenn ehrlich gesagt bis auf Roll for the Galaxy kein Spiel, welches Schummeln so ermöglicht, dass es dem Gegenüber unmöglich ist das zu merken. ZB muss man bei jedem mir bekanntem Spiel, welches simultane Aktionskartenwahl beinhaltet die Aktionskarten auf den Tisch legen bzw. in die Hand nehmen - ich kenn keins wo jeder einfach sagt: ich hab Aktion a oder b gewählt.

    - Roll for the Galaxy
    - Dark Moon
    - Space Cadets: Dice Duel
    - Cité
    Eigentlich alle Spiele, bei denen man in Echtzeit spielt, oder bei denen geheim gewürfelt wird, und viele andere, bei denen man einen eigenen Sichtschirm hat...

    Tatsächlich halten mich z.B. Spiele, die so konstruiert sind, dass Schummeln viel einfacher möglich ist (Würfeln hinter dem Schirm etc.), noch wesentlich deutlicher davon ab, überhaupt an sowas zu denken (in welcher Form auch immer). Das ist dann irgendwie so ne Ehrensache. Selbiges erwarte ich auch von meinen Mitspielern - genau, wie ich ihnen auch ein "Rekorrigieren" jederzeit verzeihen würde (ich machs ja (wenn auch selten) selbst). Ist aber auch immer eine Frage des Ausmaßes.


    Also, will sagen, für mich sind es nicht die Spiele, die dazu einladen. Egal, wie sie gestrickt sind. Und ich erwarte auch von einem Spiel nicht, dass es das unmöglich macht. Viele Konzepte wären dann einfach nicht möglich...

    Niemals gegen andere ist, wenn ich ehrlich bin, nicht 100%ig korrekt. Aber mit dem Solospiel (und da fehlt noch das "abgesprochene Schummeln im Koop-Spiel") passt das ganz gut.
    Was heißt das - nicht 100%ig korrekt? Nun, es kommt vor, dass ich mich zwischen zwei oder drei Möglichkeiten (z.B. beim Ressourcentausch) entscheiden muss, aber unter dem Druck, die Entscheidung nicht in die Länge zu ziehen, dann eines davon mache. Und dann sehr selten mal mitbekomme, dass eine andere Ressource doch die bessere Wahl gewesen wäre. Nicht aufgrund neuer Infos, sondern aufgrund eigener Nicht-schnell-genug-oder-gar-nicht-(weil unfähig)-Durchrechnerei. Da "korrigiere" ich schon mal. Kommt ein- oder zweimal im Jahr vor...
    ...außerhalb solcher Rekorrekturen aber nie! Keine Zeichen, keine Absprachen, keine sonstigen Schummeleien zu eigenen Gunsten, kein Nachholen von Aktionen...