Ich habe leider auch mal das Gegenteil erlebt.
Im Rahmen eines Spieletreffs war auch immer ein Spieler dabei, der recht häufig im Nachhinein Züge ändern oder zurücknehmen wollte, auch schon mal, nachdem bereits ein oder mehrere andere Züge danach stattgefunden hatten. Generell ist dagegen nichts zu sagen, finde ich (außer, wenn die Züge dazwischen so viel verändert hätten, dass es nicht mehr möglich wäre - oder wenn andere Aktionen seinerseits zu größeren Änderungen in der Strategie anderer geführt hätten), aber wie immer - die Menge machts. Das störte schon mal, aber man konnte auch "nein" sagen, und dann fügte er sich meist grummelnd in sein (selbst-gezimmertes) Schicksal.
Im Rahmen dieses Spieletreffs kam dann aber irgendwann die (natürlich nie direkt vorgebrachte, sondern nur hinter dem Rücken gemunkelte) Vermutung auf, er würde schummeln. Nun war er nicht unbedingt der sympathischste und kollegialste Spieler (vielleicht zu zielorientiert und auf das Besiegen anderer aus), und dann kam dazu dieses "Rekorrigieren" komplexer Züge, bei dem man manchmal nicht so genau nachvollziehen konnte, was da gerade wie rekorrigiert wurde - aber darauf vertraute, dass er nicht schummeln würde. Und manchmal machte er dabei Fehler. Vergaß ein Detail, oder Ähnliches.
Und mitten da hinein diese Vermutung.
Es war superkrass, was einfach dieses kleine Gerücht auslöste. Ich halte mich selbst für einen offenen Menschen, der viel vergibt, über vieles hinweg sieht, und generell versucht, jedem und allem gegenüber offen zu sein. Und doch ertappte ich mich dabei, dass ich ab diesem Zeitpunkt wie ein Adler alles überwachte, was dieser Spieler tat. Und das Misstrauen so weit heranreifte, dass an vielen Ecken und Enden ich selbst vermutete (ohne Beweise), Zeuge von Schummelei geworden zu sein. Gerade bei den Fehlern, die er beim Retconning machte. Ich begann, ihm ständig böse Absicht zu unterstellen.
Es ist sauschwer, ein solches Stigma loszuwerden - ganz egal, ob es gerechtfertigt ist oder nicht. Ich hab mich, als ich mitbekam, was da (in meinem Kopf passierte), mich mit ihm unterhalten und mich dann ganz bewusst dagegen entschieden, ihn zu verdächtigen. Denn außer dem Hörensagen über zig Ecken gab es nichts, was das gerechtfertigt hätte. Aber es vergiftete die Atmosphäre am Tisch unglaublich...
Ich weiß nicht, ob er geschummelt hat, oder ob hinter den Fehlern böswillige Absicht lag. Aber seitdem habe ich es ihm nicht mehr unterstellt, und mir geht es besser damit (und ich kann auch das Spielen mit ihm wieder genießen). Und ich muss auch sagen, ich mache ebenfalls Fehler bei solchen Dingen, manchmal. Dass dann als böswillige Schummelei zu eigenen Gunsten auszulegen, ist nur zu leicht...
...mal als Blick von der anderen Seite auf die Problematik der Schummelei...
Ich glaube, gerade bei Leuten, die sehr sehr stark auf den Sieg (insbesondere auf das BEsiegen von anderen) Spielen, ist es kein weiter Weg, ihnen zu unterstellen, sie würden für den Sieg alles tun (auch schummeln)...