Design vs Design

  • Im WROTH Thread wurde immer wieder vom ansprechenden „Design“ gesprochen, das hat bei mir die Frage aufgeworfen wie ihr so das Wort Design im Kontext Spiele interpretiert. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist damit ja eher die optische Gestaltung gemeint, im Kontext von Spielen verstehe ich Design aber automatisch eher auf das Mechanische bezogen und Artwork als das was sonst mit Design gemeint ist. Geht es euch auch so oder bin ich damit in der Minderheit? Und woher kommt eigentlich der Begriff Game-Designer (bei Videospielen ja auch) anstatt developer oder author wie im deutschen Entwickler oder Autor?

  • Der Begriff "Design" ist halt nicht geschützt und wird inflationär gebraucht...vom Nageldesigner bis zum Mediendesigner. Ist halt wie mit Managern, früher war man Hausmeister heute ist man Facility Manager.

  • Das ist schlicht der Unterschied zweier Kulturen. Bei uns ist Design meist auf Gestaltung gemünzt. Im englischen kommt der Begriff eher vom technischen konstruieren.


    EN = DE = Funktion

    Designer = Autor = Denker

    Artist = Designer = Gestalter

  • Design ist seit jeher schon mehr als nur eine Sache. Es wird auch nicht inflationär verwendet, ein Grafik-, Industrie, Mode-, Sound oder Gamedesigner machen einfach nicht annähernd das gleiche.

    Ohman, jetzt hab ich einen ewig langen Text verfasst, warum ich dir widerspreche und am Ende erst das „nicht“ in deinem zweiten Satz gesehen… Da ich nach dem Löschen meines gesamten Posts nicht garnichts schreiben will, gebe ich dir jetzt einfach recht und ergänze:

    Design ist in meinen Augen der Prozess des konzeptionellen Entwurfs einer Sache, der dem eigentlichen Herstellungsprozess voransteht. Völlig egal wie unterschiedlich das Endprodukt ist. Es beschreibt also eine Tätigkeit, wie eben auch „Herstellung“.

    Und genau wie man ein Brettspiel herstellt indem man Pappe bedruckt und Plastik gießt und Artwork indem man etwas mit Stiften zu Papier (oder Bildschirm) bringt, so kann man beides eben auch designen. Beim Spiel sind das dann die Mechanismen, wie sie funktionieren und ineinandergreifen und beim Artwork der Artstil, Farbgebung, Bildkompositionen usw. (Vereinfacht ausgedrückt)

  • Schau mal hier: https://boardgamegeek.com/boar…ni-darkness-light/credits

    Zitat

    Designer Sherria Ayuandini

    [...]

    Developer Robin Spathon Ek

    Designer und Developer gibt es beide auch im Brettspiel-Bereich. Der Unterschied ist sehr ähnlich zur Software: Der Game-Designer entwickelt das grobe Konzept, die Mechanismen, die Spielidee etc. Der Game-Developer arbeitet das dann bis ins Detail aus und setzt es um. Im Regelfall ist Designer = Developer, wie das auch bei Software sehr oft der Fall ist, daher kenne ich nur auch nur das eine Beispiel auf BGG, wo die Rollen auf zwei Personen entfallen.


    Und ja, Designer (ohne Vorwort) ist bei mir auch der Spiele-Designer, nicht der Graphic-Designer. Der Mensch für die Grafik heißt bei mir Illustrator (Edit: bzw. Grafiker).


    Gruß Dee

    Blog (manchmal sogar über Brettspiele): deesaster.org

    Einmal editiert, zuletzt von Dee ()

  • , nicht der Graphic-Designer. Der Mensch für die Grafik heißt bei mir Illustrator

    Uhhhhhn...nein nich wirklich...zu Grafik gehört auch Typografie, Satz, Seitenaufbau...ein Illustrator erstellt Zeichnungen um einen Text zu verschönern (vereinfacht ausgedrückt)

  • Der Mensch für die Grafik heißt bei mir Illustrator.

    Oh oh. Nicht alle Grafik im Spiel wird auch zwingend vom Illustrator gemacht. Ich gehe mal davon aus, dass hier mindestens noch jemand aus dem Mediendesign mit im Boot ist. Vielleicht auch jemand aus dem Grafik- oder Kommunikationsdesign. Je nachdem, wie eng man den Betrachtungswinkel setzt.


    Design an sich ist zunächst einmal der bewusste Gestaltungsprozess oder das Ergebnis eines solchen Prozesses. Was man dabei gestaltet, ob die Spielmechanik, die Schachtel oder das „Look & Feel“, kann variieren.

  • Uhhhhhn...nein nich wirklich...zu Grafik gehört auch Typografie, Satz, Seitenaufbau...ein Illustrator erstellt Zeichnungen um einen Text zu verschönern (vereinfacht ausgedrückt)

    Hab's ergänzt, weil ich's ja besser weiß. (auch Brett Pit). Wobei ich jetzt Satz und Seitenaufbau eher dem Layouter zuschreiben würde. Es ging ja eher im Grafik in einem Spiel (so habe ich die Frage verstanden). Da gibt es selten einen Seitenaufbau. Den Kartenaufbau wiederum ja, das wird vom Grafiker (Graphics Designer) festgelegt.


    Gruß Dee

  • , nicht der Graphic-Designer. Der Mensch für die Grafik heißt bei mir Illustrator

    Uhhhhhn...nein nich wirklich...zu Grafik gehört auch Typografie, Satz, Seitenaufbau...ein Illustrator erstellt Zeichnungen um einen Text zu verschönern (vereinfacht ausgedrückt)

    Recht hat er, Design ≠ Illustration. Das ist wie Hip Hop ≠ Rap, Ballsport ≠ Fußball oder Essen ≠ Pizza ;)


    Ich würde mich aber nur wiederholen. Bei dem Thema hilft es nicht weiter aufzulisten, wie man welche Begriffe subjektiv deutet, versteht und einsetzt, sondern um die Etymologie dahinter. Daher:


    Das ist schlicht der Unterschied zweier Kulturen. Bei uns ist Design meist auf Gestaltung gemünzt. Im englischen kommt der Begriff eher vom technischen konstruieren.


    EN = DE = Funktion

    Designer = Autor = Denker

    Artist = Designer = Gestalter

    #micdrop ;)

  • Designer und Developer gibt es beide auch im Brettspiel-Bereich. Der Unterschied ist sehr ähnlich zur Software: Der Game-Designer entwickelt das grobe Konzept, die Mechanismen, die Spielidee etc. Der Game-Developer arbeitet das dann bis ins Detail aus und setzt es um. Im Regelfall ist Designer = Developer, wie das auch bei Software sehr oft der Fall ist, daher kenne ich nur auch nur das eine Beispiel auf BGG, wo die Rollen auf zwei Personen entfallen.

    Das Wort "Developer" würde man im Kontext Brettspiele mit Redakteur übersetzen. Es ist ein relativ neues, begrüssenswertes Phänomen, dass bei Spielen auch Redakteure für ihren Beitrag namentliche Anerkennung erhalten. Diese Möglichkeit ist bei BGG auch ziemlich neu. Wenn es fast immer dasselbe wäre, wäre dieses Feld nicht eingeführt worden.

    Fabian Zimmermann - Autor von Tiefe Taschen / GoodCritters

  • Wenn es fast immer dasselbe wäre, wäre dieses Feld nicht eingeführt worden.

    Stimme dir voll zu. Aber kennst du noch mehr Beispiele? Ich hab echt ne Weile gesucht, wo ich wusste, dass der Redakteur viel gemacht hat. Habe aber sonst nichts gefunden.


    Gruß Dee

  • Wenn es fast immer dasselbe wäre, wäre dieses Feld nicht eingeführt worden.

    Stimme dir voll zu. Aber kennst du noch mehr Beispiele? Ich hab echt ne Weile gesucht, wo ich wusste, dass der Redakteur viel gemacht hat. Habe aber sonst nichts gefunden.


    Gruß Dee

    Ich glaube, man kann (noch?) nicht explizit nach Developer suchen, allerdings kannst du nach Redakteuren suchen, die auch schon als Spieleautoren tätig waren. Auf ihrer Seite kannst du unter Linked Games dann Developer anklicken ... z.B. ist Roland Goslar Developer bei #Spicy, Bryan Pope bei #FoundationsofRome, Rico Besteher bei #KingOf12 ...

    Fabian Zimmermann - Autor von Tiefe Taschen / GoodCritters

  • Ich sage eigentlich sehr selten Design in Bezug auf Brettspiele. Bei der Person, die ein Brettspiel erschafft, spreche ich von Autor:innen und Redakteur:innen. Wenn ich Design höre, würde ich aufgrund meiner Ausbildung an Gestaltung denken, also die Optik. Was spielerisch besprochen wird, ist die Mechanik. Ich würde nie sagen, das Design des Spiels ist aber mau und damit auf die Mechanik abzielen.

  • Ich sage eigentlich sehr selten Design in Bezug auf Brettspiele. Bei der Person, die ein Brettspiel erschafft, spreche ich von Autor:innen und Redakteur:innen. Wenn ich Design höre, würde ich aufgrund meiner Ausbildung an Gestaltung denken, also die Optik. Was spielerisch besprochen wird, ist die Mechanik. Ich würde nie sagen, das Design des Spiels ist aber mau und damit auf die Mechanik abzielen.

    Aus bereits im Thread besprochenen Gründen, finde ich es auch immer schwierig, bei irgendetwas das "Design" zu kritisieren (sei es positiv oder negativ), da es nur zu Kommunikationsproblemen führt.

    Ähnlich wie du würde ich entsprechend dann vom Gamedesign, dem Artdesign oder von mir aus auch vom Inlaydesign sprechen.

    Man wüsste ja auch nicht was jemand meint, wenn er sagt: "Das Auto ist aber gut designed".

  • Wenn es fast immer dasselbe wäre, wäre dieses Feld nicht eingeführt worden.

    Stimme dir voll zu. Aber kennst du noch mehr Beispiele? Ich hab echt ne Weile gesucht, wo ich wusste, dass der Redakteur viel gemacht hat. Habe aber sonst nichts gefunden.


    Gruß Dee

    Meines Wissens nach wird vor allem im Sammelkartenbereich wie Magic, Yu-Gi-Oh, Lorcana, etc. der erste Entwurf der Designer von Developern weiterentwickelt, u.a. weil die Interaktionen recht komplex werden können und man ein Team braucht, um das mit guter Qualität auf den Markt zu bringen. Quelle müsste ich nachschauen, stammt aus einem Buch mit Artikeln von Spieledesignern, dass ich mir letztes Jahr auf HumbleBundle gekauft habe, hab es hier aber gerade nicht vorliegen und erinnere mich nicht mehr an den Titel. Kann ich bei Interesse genauer nachschauen. Aber ist auch so nachvollziehbar, denke ich.


    Zu der Designfrage: Als UX Designer denke ich nicht überraschend oft erstmal daran. Wenn ich über Spiele rede, meine ich mit Design die Umsetzung von Mechanismen*, teils auch im Hinblick auf das Thema. Für die Symbolik würde ich z.B. "grafisches Design" verwenden. Wobei mir das im Alltag durchaus mal unklarer rausrutscht. Wenn ich Meinungen über Spiele hier im Forum ausdrücke, bemühe ich mich um sauberen Ausdruck oder achte zumindest darauf, dass es aus dem Kontext erschließbar wird.


    * Spielmechanik vs Spielmechanismen: Auch nicht gerade die einfachste Unterscheidung ;)

  • Design ist in meinen Augen der Prozess des konzeptionellen Entwurfs einer Sache, der dem eigentlichen Herstellungsprozess voransteht. Völlig egal wie unterschiedlich das Endprodukt ist. Es beschreibt also eine Tätigkeit, wie eben auch „Herstellung“.

    Ganz genau das. Ich würde denken, dass die passendste Übersetzung im Deutschen "Gestaltung" wäre?


    Meine Vermutung zu der Verwirrung bzgl. Design im Deutschen ist, dass der englische Begriff des "Designers" im Deutschen einfach über den Grafik-Designer (oder vielleicht noch den Mode-Designer) Einzug gehalten hat und deshalb das Wort mit diesen Sparten verknüpft ist, wobei im englischen ja die Spezifizierung, was designed wird, durchaus gegeben war.

  • Hab's ergänzt, weil ich's ja besser weiß. (auch Brett Pit). Wobei ich jetzt Satz und Seitenaufbau eher dem Layouter zuschreiben würde. Es ging ja eher im Grafik in einem Spiel (so habe ich die Frage verstanden). Da gibt es selten einen Seitenaufbau. Den Kartenaufbau wiederum ja, das wird vom Grafiker (Graphics Designer) festgelegt.

    Ich erkläre mal kurz die Verlagssicht am Beispiel einer Magickarte:

    Das Bild im oberen Teil der Karte wird üblicherweise als Illustration bezeichnet, nicht als Grafik. Im Englischen findet man oft die Begriffe Illustration oder Artwork.

    Alles andere auf der Karte (inkl. Layout) wird oft allgemein als Grafik bezeichnet. Manchmal findet man die Begriffe Grafiksatz, Grafikdesign, Layout etc. Im Englischen dürfte vermutlich Graphics Design am öftesten genannt werden.

    Bei manchen Spielen stammen Illustrationen und Grafik von derselben Person, bei anderen Spielen machen dies unterschiedliche Personen.

    Spieldesign bzw. im Englischen Game Design findet man nicht selten als Alternative zu Autor/Author.

    André Zottmann / Thygra Spiele - u. a. viel für Pegasus Spiele tätig
    Ich gebe hier generell immer meine eigene, ganz persönliche Meinung von mir.

    4 Mal editiert, zuletzt von Thygra ()

  • ergänzen würde ich da vielleicht noch, dass das Artwork öfter mal von freischaffenden Künstlern kommissioniert wird oder leider eben auch immer häufiger AI generiert ist, wohingegen (und da kann Thygra sicher mehr zu sagen) die Grafik eines Spiels dann doch eher inhouse oder in direkterer Kooperation mit den Autoren und Redakteuren passiert. Sicher ist das aber sehr verlagsabhängig.

    Ein Grafiker, der genau dafür bekannt ist und der eher selten auch das Artwork macht ist Ian O'Tool. Andrew Bosley wäre vermutlich ein bekannter Gegenpart, der primär für seine Illustrationen und weniger für sein Grafikdesign bekannt ist.

  • Ein Grafiker, der genau dafür bekannt ist und der eher selten auch das Artwork macht ist Ian O'Toole.

    Macht Ian O‘Toole nicht immer beides? Ich glaube schon.


    Mir fällt als Extrembeispiel Imperium ein, was durchaus tolle Illustrationen (von The Mico) hat, das Spiel aber sonst ohne wirklich gutes grafisches Konzept daher kommt. Das wäre ja nicht zu viel verlangt gewesen, z.B. die Exhaust- und Solstice-Effekte durch Symbole kenntlich zu machen. Ich habe das Gefühl, dass bei dem Spiel das gesamte Grafik-Budget in die Illustrationen geflossen und die sonstige grafische Aufbereitung etwas zu kurz gekommen ist.

  • Ein Grafiker, der genau dafür bekannt ist und der eher selten auch das Artwork macht ist Ian O'Toole.

    Macht Ian O‘Toole nicht immer beides? Ich glaube schon.


    Mir fällt als Extrembeispiel Imperium ein, was durchaus tolle Illustrationen (von The Mico) hat, das Spiel aber sonst ohne wirklich gutes grafisches Konzept daher kommt. Das wäre ja nicht zu viel verlangt gewesen, z.B. die Exhaust- und Solstice-Effekte durch Symbole kenntlich zu machen. Ich habe das Gefühl, dass bei dem Spiel das gesamte Grafik-Budget in die Illustrationen geflossen und die sonstige grafische Aufbereitung etwas zu kurz gekommen ist.

    Mh, vermutlich hast du recht. Was ich auch eigentlich nur herausstellen wollte ist, dass O'Toole regelmäßig (zurecht) für sein Grafikdesign gefeiert wird und selten für sein Artwork, welches sich dann zumindest, wenn er es selbst macht, bei Spielen wie Voidfall oder On Mars der Grafik unterordnet und nicht mit ausladenden Illustrationen daherkommt, wie eben Everdell oder aber Spiele wie Magic und Arkham Horror LCG.

    Auch das mag wieder sehr subjektiv sein, aber das ist zumindest meine Wahrnehmung.

    Beim Beispiel Imperium muss ich dir leider recht geben. Leider, weil es wirklich eins meiner absoluten Lieblingsspiele ist und ich normalerweise sowohl Artwork als auch Grafik in Spielen hoch bewerte. Aber das Grafikdesign bei Imperium ist tatsächlich ausbaufähig.