Kolonialismus in Brettspielen - WDR5 Scala

  • Hallo zusammen,

    Gestern Vormittag kam in WDR5 Scala der Beitrag Kolonialismus in Brettspielen.

    Es ist eine journalistische Zusammenfassung der Themen der letzten Monate: Tascini, schwarze Würfel in Marco Polo, Efkas No Pun Included Video zum Kolonialismus, Puerto Rico, Mombasa ( AlexP ) usw.


    Es kommt unter anderem auch MissBaybee zu Wort.


    Auch wenn das vielleicht in den RSP gehört hätte, denke ich doch, dass ein Beitrag in einem seriösen Sender wie WDR5 (für die aus anderen Gegenden: das ist vom Anspruch nah am Deutschlandfunk) durchaus relevant ist.

  • Ohne jetzt in den neulich geschlossenen weitenaußenvorgelassenen Forenvergleich abzudriften, so stellt sich mir die Frage, weshalb eine Wirtsfrau keine Oberweite mehr haben darf....


    ... und dadurch wieder in die Gebetsmühle der Genderisierung eingestimmt wird.


    Beim Bierbestellen muss das Hirnareal mit Belohnungszentrum ja nicht zwingend schon vorher enttäuscht werden. :peinlich:


    Stilp. Der/die Elfebierchen.


    P.S. und Bilerot

    Bei Brettspielen wollen die Stereotypen doch bedient sein. Man muss nicht alles auf den heutigen Zeitgeist zurechtsterilisieren solange grobes Foulspiel draußen bleibt.

    habe die Ehre *hutzieh*

    2 Mal editiert, zuletzt von Stilp ()

  • Stilp nur ganz kurz dazu: Natürlich darf und muss es auch Wirtsfrauen mit Oberweite geben, unbedingt!

    Aber muss denn wirklich jede Wirtsfrau in jedem einzelnen Spiel so aussehen oder könnte es ganz eventuell auch anders aussehende Frauen geben?

  • Ich finde die etwas breitere Diskussion dieses Themas sinnvoll, notwendig und vor allen Dingen endlich mal den Deckel von einer Problematik hebend, die seit Ewigkeiten wie der zotige Altherrenwitz an der Wand des 80er-Jahre Partykellers entmufft gehört. Auf der anderen Seite sind bei mir persönlich gerade aufgrund des Themas einige absolute Lieblingsspiele voll im Schlaglicht: #ImperialStruggle, #Archipelago, #PaxPamir und die #COIN-Serie, die mit ihrer grundlegenden Prämisse schon Unterdrückung und Aufstand thematisiert.


    Nach dem Video von Efka habe ich letzte Woche lange darüber nachgedacht, warum so viele meiner Lieblingsspiele hier sich genau mit den Themen beschäftigen und ob das vielleicht irgendwo mehr über mich aussagt als ich das gerne wahrhaben möchte. Aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass mich gerade die inhaltliche Auseinandersetzung damit interessiert auf einer Ebene, die mich durch Spielmechaniken selbst dazu zwingt, die Denke von Kolonialherren, ihren Ausführern oder Imperialisten zu übernehmen und in diesem Narrativ das Spielgeschehen zu beeinflussen. Wie Efka schon in dem Video zu Imperial Struggle sagt: In gewisser Weise ist das ein "Was wäre wenn"-Baukasten, der dankenswerter Weise im Play Book kommentiert und Verweise nennt.


    Ich glaube, uns Spielern (nicht nur den Autoren!) täte es gut, mehr in die Themen bzw. Settings von Brettspielen zu investieren. Es geht nicht um Hexenjagden auf eventuell politisch inkorrekte Darstellungen, sondern um Kontextualisierung und Einordnung. Selbst die braunen Arbeiter in Puerto Rico wären für mich als Spielelement kein Problem - würden sie genau so einfach in der Regel bzw, in der Spielmechanik genau so thematisiert werden. "Da kommen Sklaven aus Nordafrika an, die von Menschenjägern dort auf grausame Weise entführt wurden. Historische Fakten dazu finden Sie im Anhang neben einem Kommentar der Designentscheidungen zur Einordnung durch den Spieledesigner und Redakteur,"


    Die Arbeit muss man sich halt machen. Und wenn man dann immer noch in der Darstellung bzw. Verwendung komplett danebenliegt (Hallihallo Pirates of the Caribbean-Maracaibo), tja, dann hat mans halt einfach verkackt und zieht berechtigte Kritik auf sich.

  • Es freut mich sehr, dass das in der Brettspielblase entstandene Thema nun einen 11min Beitrag in einem bekannten Radiosender bekommt. Das ist für mich eine bewusste kulturelle Auseinandersetzung und Betrachtung mit / von Brettspielen. Viele kulturell interessierte Nichtspieler erhalten mit dem Beitrag tiefergehende Einblicke in die Brettspielwelt.

    Neben dem Thema Rassismus wurden ja noch einige andere Themen abgeschnitten, war schon ein recht verdichteter Beitrag. Spannend, ob da demnächst noch mehr zu den anderen Themen öffentlich sichtbar diskutiert und bewegt wird.

  • Auch wenn das vielleicht in den RSP gehört hätte,

    Ja - aber der unmittelbare Brettspielbezug qualifiziert es über reine Hick-Hack ideologiepotentialstreitereien locker hinaus.

    Somit gut und interessant zu hören -- für nahende Diskussionen betätige ich jetzt trotzdem lieber den Ignore-Link.

    Vorher nochmals: Danke fürs Herverlinken!

    Mit der Nase auf meinem smarten Device getippt.

    Und im Übrigen bin ich der Meinung, dass das :?: entfernt werden muss

  • unittype001 Ich verstehe deinen Einwand. Allerdings sehe ich das differenzierter. Bei Puerto Rico finde ich es eher grotesk, weil mir das Spiel keine Wahl lässt und die Mechanik nicht zum Nachdenken anregt. Da wirkt selbst eine Erklärung in der Anleitung eher wie eine merkwürdige Entschuldigung.


    Anders Archipelago oder Endeavor, wo die Sklaventhematik dann doch irgendwie negativer eingebaut ist.

  • unittype001 Ich verstehe deinen Einwand. Allerdings sehe ich das differenzierter. Bei Puerto Rico finde ich es eher grotesk, weil mir das Spiel keine Wahl lässt und die Mechanik nicht zum Nachdenken anregt. Da wirkt selbst eine Erklärung in der Anleitung eher wie eine merkwürdige Entschuldigung.


    Anders Archipelago oder Endeavor, wo die Sklaventhematik dann doch irgendwie negativer eingebaut ist.

    Jup, aber es wäre zumindest ein Anfang, sich überhaupt damit auseinanderzusetzen. Hatte man das bei Puerto Rico auf Redaktionsseite damals gemacht, könnte das Spiel an dieser Stelle ggf. noch anders ausgesehen haben.