Spielbericht Normandy 44, Solitär durchs Gestrüpp

  • Turn 10 - 12, June 15 bis 17:


    Die Halbinsel von Cherbourg ist nun vom Supply abgeschnitten. Da die Stadtfelder von Cherbourg als Supply Source gelten, können sich die restlichen Verteidiger ohne Versorgungsprobleme verteidigen. Die 4. und 9. US- Infantriedvisionen werden den gemeinsamen Weg von Utah Beach nach Cherbourg fortsetzen und die letzten beiden deutschen Stadtfelder von Cherbourg wahrscheinlich in den kommenden 2 Runden einnehmen.


    Die US-Fallschirmjäger riegeln die Halbinsel von Cherbourg ab und warten auf die momentan anlandende 3. US-Panzerdivision um über La-Haye-du-Puits Richtung Coutances vorzustossen. Die bald bei Cherbourg freiwerdenden Infantriedivisionen werden wahrscheinlich diesen Abschnitt unterstützen.


    An dem Abschnitt La-Haye-du-Puits/Carentan und St. Lo ist in Turn 12 ein wenig Bewegung reingekommen. Mal sehen wie die Wehrmacht eine solide neue Verteidigungslinie hinbekommt.


    Am restlichen östlichen Frontabschnitt der Amerikaner gab es nur marginalen Fortschritt. Hier bestehen die selben Probleme wie beim Briten rund um Caen:


    Ich bekomme nur wenige gute Angriffswerte zusammen. Die Wehrmacht versucht in jedem Truppenstapel eine Einheit mit hoher TQ von plus 1, hohe Panzer/Antipanzerwerte zu haben.


    Zum besseren Verständnis ein kurzer Regelexkurs:


    Das Gelände gibt in der Regel einen zusätzlichen Defensivwert von mind. 3, so dass die Wehrmacht mit nur 7 Kampffaktoren in einem Feld gute Angriffswerte des Alliierten verhindert. Egal wieviele Stärkepunkte eine Seite ins Gefecht einbringt, es zählen max. 18 Punkte. Es wird immer zum nächsten Angriffsverhältnis abgerundet. Ein 18:10 wird so zum 1:1. Es gibt noch Shifts zum nächsten Angriffsverhältnis (2:1, 3:1, aber auch 1:2 usw.) durch überlegene Truppen und Panzerqualität, Artillerie und Luftunterstützung. Nur mit Artillerie und Fliegerunterstützung bekommt der Alliierte wenige Angriff von 2:1 oder 3:1 hin und das ist nicht gerade die Bärennummer. Der Brite hat 3 Corpsartillerieeinheiten, der Amerikaner 4 davon. Jeder einzelne Artillerieeinsatz kostet einen supplypoint, mit denen man haushalten muss, da es für Amerikaner und Briten pro Runde nur je neue 2 supply gibt. Je nach Wetter stehen den Alliierten je 3 Flugunterstützungen zur Verfügung. Nur bei einem W6-Wurf von 5 oder 6 erhalten die Alliierten die volle Luftunterstützung bei 1, 2 nichts.


    Bei einem Angriff mit W6 auf der Tabelle 1:1 gibt es nur ein Ergebnis, bei dem der Verteidiger einen Stepverlust erleidet, bei 1 und 2 erleidet nur der Angreifer Verluste und der Verteidiger muss sich nicht zurückziehen.


    Bei einem Angriff mit W6 auf der Tabelle 3:1 gibt es drei Ergebnisse, bei dem der Verteidiger einen Stepverlust erleidet und muss sich bei jedem Ergebnis zurückziehen.


    Wenn die Alliierten also zuviele Risikoangriffe unternehmen erleiden sie auf Dauer zu viele Verluste, die zu einem Sudden Death führen können. Der Brite hat schon viele ramponierte 3-Step- Einheiten. Sobald 5 britische 3-Step-Einheiten mindesten 2 Steps verloren haben, hat der Deutsche gewonnen. Beim Amerikaner liegt der Wert bei 7. Beide alliierten Armeen haben bislang zwei entsprechende Einheiten verloren. Der Brite hat in Turn 12 die britischen Fallschirmjögerdivision abgezogen um die dort ebenfalls angeschlagenen Einheiten aus der Wertung zu ziehen. Weiterhin werden stark angeschlagene britische Divisionen von der Front abgezogen durch frische ersetzt. Allerdings sind fast alle britischen Truppen vor Caen angeschlagen...


    Mein Plan mit dem Briten ist, in den kommenden Runden bei gutem Wetter mit nur wenigen Angriffen alles an Artillerie, Flugzeugen in die Angriffe auf die Stadtfelder von Caen zu werfen. Die übrigen Truppen sollen nur die guten deutschen Truppenstapel binden.


    Als Deutscher werde ich versuchen bei schlechtem Wetter wenn möglich dem Briten Stepverluste hinzuzufügen um vielleicht einen Sudden Death Sieg zu erlangen.

  • Turn 13 - 16, June 18 bis 21:


    Ich hatte mich zu Beginn der Partie entschieden mit der optionalen Wetterregel zu spielen. Danach wird jedes Wetterergebnis von 1 (storm) neu gewürfelt bis man entweder clear (4-6) oder overcast (2-3) gewürfelt hat. Dafür hat man dann aber historisch korrekt von Turn 14 bis 16 durchweg stürmisches Wetter mit der Konsequenz, dass der Alliierte keinerlei Reinforcements und Supply erhält, ebensowenig Luftunterstützung und Navalbombardment.


    Obwohl der Turn Record Track die 3 Sturmtage farblich hervor hebt, wurde der Alliierte vom Sturm überrascht. Ich hatte aufgrund der ersten Regellektüre warum auch immer im Hinterkopf, dass die 3 letzten Turns stürmig sind.


    Nachdem der Alliierte noch in Turn 13 noch La-Haye-du-Puits und den ersten Stadtteil von Cherbourg einnehmen konnte, ging dann in den nächsten drei Sturmrunden nicht mehr viel. Der vorletzte Stadtteil von Cherbourg wurde eingenommen und das war es dann auch schon.


    Der Deutsche versuchte jede Runde 2 Gegenangriffe mit seinen starken Panzerverbänden durchzuführen um am Suden Death Sieg zu schnuppern. Der Alliierte hat seine Replacements konsequent dazu genutzt, siegpunktrelevante 3-Step-Units wieder aufzubauen. Stand jetzt hat der Amerikaner 2 von 7 Einheiten verloren, der Brite 1 von 5.


    Die endgültige Einnahme von Cherbourg hat sich zwar verzögert, sollte aber die nächsten Runden gelingen. Dies vorweggenommen hätte der Alliierte die notwendigen 10 Siegpunkte für einen Sieg zusammen. Auf dem Spielbrett ist die historische Frontlinie vom 27. Juni (letzte Spielrunde) markiert. Man überprüft bei Spielende wieviele Stadt- und Dorffelder jede Seite jenseits der eigenen historischen Frontlinie hält, für Stadtfelder gibt es 2 Punkte, für Dörfer 1 Punkt. Aktuell liegt der Alliierte den unweigerlichen Fall von Cherbourg mit eingerechnet bei genau 10 Punkten und der Sturm ist vorbei.


    Die letzten 6 Turns stehen damit an.

  • Turn 17 - 20, June 22 bis 25:


    Nach der Einnahme von Cherbourg haben die amerikanischen Truppen sämtliche freigewordenen Verbände und Reinforcements an den westlichen Abschnitt um Coutances geschickt. St. Lo wackelte in der letzten Runde wird aber von den letzten deutschen Reserven in dieser Region noch verstärkt werden können. Der Abnutzungskampf um Caen ging die gesamten 4 Runden weiter. Da das Wetter an 3 von 4 Runden gut war , konnte der Brite mit Artillerie- und Luftunterstützung jeweils zwei Angriffe auf Caen durchführen. Umgekehrt konnte der Deutsche dank überlegener Truppenmoral- und Panzerwerte plus Artillerie je einen Gegenangriff starten, die Jabos machten ihm dabei nur 1x einen Strich durch die Rechnung. Ausser gegenseitiger Attrition war aber nicht viel drin. Die angeschlagenen siegpunktrelevaten britischen Truppen wurden nach hinten rotiert. Insgesamt sind die britischen Divisionen rund um Caen überwiegend stark reduziert. Dies gilt für die deutschen Verbände in Caen jedoch auch.


    Stand Ende der. 20. Runde hat der Alliierte 15 Siegpunkte: 9 innerhalb des Cherbourg Perimeter, je 1 durch die Kontrolle der Dörfer Epron (vor Caen), La-Haye-du-Puits, Essay, St. Jean de Daye, Sainteny, Marigny. Periers wird zudem von einer isolierten Einheit in einer verstärkten Position gehalten, zwei Runden wird diese sich wahrscheinlich nicht mehr halten. Evtl. könnte der Alliierte noch St. Lo (2 VP) einnehmen. Da die Entscheidung über Sieg oder Niederlage bei 10 Siegpunkten liegt, kommt es darauf nicht an. Der deutsche suddden death victory ist ebensowenig in Sicht. Der Brite hat 2 von 5 notwendigen 3-Steps-Units verloren, der Amerikaner 2 von 7.


    Daher habe ich mich entschlossen mit dem Deutschen zwei Runden vor Ende der Partie vorzeitig aufzugeben. Bei einer Solitärpartie möchte ich das historische Geschehen nachvollziehen, welche Seite mit exakt wievielen Punkten gewinnt ist mir nicht wichtig.

  • Fazit:


    Die Partie wurde in der 2. Hälfte der Partie im britischen Sektor sehr statisch. Inwiefern dies dem Spielverlauf geschuldet war oder ich für beide Seiten nicht den spielerischen Dosenöffner gefunden habe, kann ich schlecht einschätzen. In einer 2. Solo-Partie würde ich versuchen den Deutschen zumindest in der ersten Hälfte aggressiver zu spielen, als Brite den Brückenkopf über die Orne entschiedener verteidigen. Insgesamt habe ich wenig mit Reserven gespielt. Isolierung kam auch kaum vor.


    Mein Eindruck ist, dass zumindest für einen Anfänger die alliierte Seite einfacher zu spielen ist. Vielleicht lag mein Focus aber auch unbewusst eher darauf zu sehen wie gut sich die Brückenköpfe entwickeln. Viel mehr als die Linie zu halten fiel mir aber als Deutscher aber nicht ein. Das ist für mich der Nachteil beim Solo-Spiel, es fehlen die inspirierenden Einfälle der Gegenseite.


    Der Amerikaner war das gesamte Spiel über gut zu spielen. Im östlichen amerikanischen Abschnitt zwischen Omaha und St.Lo hätte ich vielleicht mit einem früheren verstärkten Einsatz der Artillerie mehr Druck ausüben können.


    Da ich sowohl das Spielsystem kenne als auch Cosims über die Normandy bereits gespielt habe, hat das Spiel das geliefert, was ich in etwa erwartet habe. Die mangelnde Dynamik im gesamten britischen Sektor hat mich aber ein wenig überrascht.

  • Nachtrag:


    Ich habe mittlerweile eine 2. Soloparte gespielt.


    Zuvor hatte ich mir die eine oder andere Regel noch einmal in Ruhe durchgelesen und dabei 2 Regelfehler der ersten Partie entdeckt.

    Die One-hex Retreat-Regel hatte ich nur bei City, Town und Wood gespielt, Bocage warum auch immer überlesen. Da Bocage 3/4 der Spielfläche ausmacht, kann der Deutsche viel häufiger ein Retreat hinnehmen ohne sich Sorgen zu machen zu schnell Boden Preis zu geben. Gefühlt hat dieser Regelfehler sich aber nicht sehr auf den Spielverlauf ausgewirkt.

    Der 2. Regelfehler war jedoch weitaus dramatischer. In der ersten Partie spielte ich den Einsatz der HQ-Artillerie immer so, dass ein Supplypunkt für den Artillerieeinsatz in genau einem Gefecht verwendet werden kann. Jedoch kann ein HQ-Artillerie beliebig viele Kämpfe innerhalb seiner Range unterstützen. Sprich ein Supply kann bei guter Platzierung des HQ mehrere Kämpfe unterstützen.

    Dadurch konnte in. der 2. Partie beide Seiten häufiger Angriffe durchführen, da schlechte odds von 1:1 oder schlechter häufiger etwa zu 3:1 umgewandelt werden konnten.

    In Konsequenzen dessen entstand in der 2. Partie kein statischer Frontabschnitt, was zu einer dynamischeren Partie führte.


    Der Spielverlauf entsprach in etwa der 2. Partie mit folgenden Ausnahmen.


    Der Deutsche ging bei Caen mit Eintreffen der ersten Panzer sofort in die Offensive. Die deutschen Panzer rückten bis auf 2. Felder Entfernung an Sword- und Juno Beach heran. Aufgrund der dabei erlittenen Verluste und den angelandeten britischen Verstärkungen wurde er aber wieder nach Caen zurück gedrängt.

    Im gesamten weiteren Spielverlauf waren die Dörfer und Stadtteile von Caen nördlich der Ohne stark umkämpft und wechselten mehrmals den Besitzer. Am Ende der Partie hielt der Deutsche die beiden Stadtteile angrenzend zum Flughaften Carpiquet.


    Bei Cherbourg stoppte der Amerikaner nach Isolierung der Peninsula den Vormarsch Richtung Cherbourg und versuchte mit maximaler Truppenstärke in Richtung Coutances durchzubrechen. Dies gelang nicht, das Spielende sah die Amerikaner direkt vor Coutances. Aufgrund des verzögerten Angriffs auf Cherbourg konnte der Deutsche einen Stadtteil von Cherbourg bis Spielende halten. Ansonsten warf der Deutsche mehrere Angriffe auf St. Lo zurück. Zum Ende hielt die Wehrmacht die Linie Torighi Sur Vier - Caumont- Villers Bocage. Villers-Bocage wurde dabei den britischen Truppen noch in der vorletzten Runde entrissen.


    Beide Seiten waren zum Spielende ziemlich abgekämpft. Die britischen Truppen waren häufiger vor dem Auto-Lost von 5 Truppenverlusten, in den letzten Runden hatten sie diese Krisen aber überwunden, da die deutschen Parnzerverbände selbst nicht mehr die Angriffskraft besassen.

    Der Amerikaner sah im gesamten Verlauf der Partie in dieser Hinsicht recht ungefährdet aus. In den letzten Runden griffen die Amerikaner allerdings ein wenig sorglos aus und standen aufgrund einiger determindes defensive Versuche des Deutschen mit Ex Ergebnis plötzlich bei 6 von 7 notwendigen Truppenverlusten.


    Die Partie endete mit einem alliierten Punktsieg von 13. Ich spielte die 2. Partie ohne historisches Wetter.In der ersten Spielhälfte war das Wetter eher freundlich zum Alliierten. Stürme ereigneten sich erst 2 oder 3 mal in der 2. Spielhälfte. Ich denke, dass Stürme zu einem früheren Spielverlauf den Deutschen stark bevorteilen könnten.


    Auch wenn der Gesamtspielverlauf nach vielleicht 6 Spielrunden vorbehaltlich Wetterkapriolen klar für den Alliierten sprach, musste der Alliierte immer genau auf seine Truppenverluste achten um nicht eine Autoniederlage zu kassieren. Dieses Spannungsverhältnis hat mir in der 2. Partie sehr gut gefallen. Der Zwiespalt zwischen energischem Angriff und sicheren Vorrücken erinnert mich an Ukraine 43. Dort versetzen die Haltebefehle von Hitler und zeitlichen Eroberungsziele von Stalin ihre Armeen in ein ähnliches Dilemma.

    Einmal editiert, zuletzt von VoSch ()