Aus dem Arche-Nova-Thread:
Ich hatte eigentlich nicht vor nochmal etwas dazu zu schreiben, aber da es hier ständig aufkommt, auch als leichte Kritik am Spiel:
Das Spiel ist durchaus in unter drei Stunden zu spielen. Ich hatte letzten Mittwoch eine Runde mit zwei Freunden, beide Erstspieler, und wir haben keine drei Stunden gebraucht. In der nächsten Partie bin ich mir relativ sicher, dass die Spielzeit sich irgendwo um die 150 Minuten einpendeln wird, wobei ich zwei Stunden zu dritt auch nicht für ausgeschlossen halte.
Das Spiel muss nicht ewig lange dauern, wenn man aktiv auf das Ende spielt. Und dieses Spielen aufs Ende macht auch durchaus Sinn, wenn man selbst vorne liegt und nicht nur versucht einen möglichst punkteträchtigen letzten Zug zu spielen oder einen neuen Punkterekord aufzustellen. Am Ende geht es bei Arche Nova darum vor den anderen zu landen - und natürlich Spaß zu haben - jedoch kann ich eben auch mit 6 zu X gewinnen und brauche keine 35 Punkte.
Der Mechanismus für das Ende ist ein guter und belohnt die, die auf eben diese Siegbedingung spielen. Möchte ich nur meinen Zoo vollpuzzeln und ein paar große Tiere in Gehege stecken, dann kann ich das natürlich auch tun. Wenn es einem so Spaß macht, dann ist das absolut in Ordnung, nur ist es wie bei Terraforming Mars eben so, dass sich das Spiel wie Kaugummi ziehen kann, wenn keiner etwas für's Ende tut. Bei Terraforming Mars noch viel schlimmer als bei Arche Nova, da ich hier das Spielende ohne Zutun der anderen auslösen kann.
Der Post mag jetzt negativer klingen als er soll, ich gönne jedem seinen Spielstil, nur lese ich in letzter Zeit öfter die Kritik, dass ein Spiel zu lange dauere, sich ziehe oder ähnliches. In einigen Fällen muss ich sagen, dass dem nicht so ist. Wenn es grundsätzlich so wäre, könnte ich keine kürzeren Partien spielen. Dementsprechend liegt es eben oft an den Leuten vor dem Spiel. Wenn die Runde damit kein Problem hat, dann ist daran auch nichts auszusetzen, aber bitte lastet sowas nicht dem Spiel an, sondern reflektiert euer eigenes Spiel und schätzt objektiv ein, ob man nicht selbst einen Teil zu dieser Überlänge beiträgt.
Ich finde, das ist ein eigenes Thema wert.
Ich bin einer derjenigen, die sich im vergangenen Jahr sehr oft eine zu lange Spielzeit beim Ersteindruck erwähnt hat. Ich formuliere das absichtlich neutral, weil das je nach Spiel positiv oder negativ sein kann. Bei „Corrosion“ beispielsweise hat es mich extrem gestört, weil das Spiel sich zog und langweilig war. Bei „Arche Nova“ hat es mich gar nicht gestört, weil ich viel Spaß beim Zoobau hatte.
Ich bin aber auch der Meinung, dass das Spielgefühl einer Person oder eine Gruppe halt deren Spielgefühl ist. Zu sagen, dass „dem nicht so ist“ (Zitat oben), wirkt da komisch. Natürlich ist das in der Gruppe so gewesen. Sie haben die Zeit ja gestoppt. Das heißt natürlich nicht, dass dem immer so ist, aber das behaupten die meisten, die sich über eine zu lange Spielzeit beschweren, auch eher nicht. Aber die als zu lang empfundene Spielzeit in einigen Runden ist ein Fakt und nichts, was man jemanden absprechen oder ausreden sollte.
Zusätzlich: Wenn das Spiel nichts dafür tut, dass es sich beendet und jemand das negativ empfinden, dann kann derjenige das auch als Kritikpunkt anbringen. Als Vergleich: „Mensch ärger Dich nicht“ (ich brauchte ein Beispiel, was alle kennen) ist ein Ärgerspiel mit Frustpotential. Es gibt genügend Menschen, die das dem Spiel ankreiden und es deswegen nicht spielen. Und natürlich kann ich erwidern, dass das aber zum Spiel gehört, so wie das Wettrennen bei „Corrosion“ oder „Arche Nova“ zum Spiel gehört. Aber mit meiner Aussage, dass das kein Kritikpunkt ist mindere ich die Meinung der Person, die sich offensichtlich dennoch daran stört.
Deswegen meine Meinung: Wenn jemand ein Spiel als zu lang empfindet, ist das halt dessen Empfindung. Natürlich schadet ein Hinweis auf eine bessere Spielweise sicherlich nicht. Aber demjenigen zu sagen, dass er das Spiel „falsch spielt“ (obwohl er ja nach Regeln alles richtig gemacht hat) und es deswegen dem Spiel nicht anlasten darf, halte ich für falsch. Vor allem, wenn die Erstspielzeit auch dazu führt, dass das Spiel danach nie wieder angefasst wird.
Allgemein zum Thema: Ja, ich halte einige der heutzutage erscheinend schwergewichtigen Spiele (Euros) für zu lang. Und auch gar nicht Wettrennspiele, sondern auch andere, wie z.B. „Stroganov“ (was immer noch ein sehr gutes Spiel ist). Einfach aus dem Grund, dass ich an einem Experten-Spieleabend, die bei mir halt nur unregelmäßig alle 2-3 Wochen stattfinden und nur 3 oder 4 Stunden gehen, gerne auch mal zwei große Spiele spielen würde. Oder dass ich an einem Spieleabend im Nicht-Expertenspieler-Kreis (die dennoch Expertenspiele spielen können) eben nur von 20 bis 22 Uhr Zeit habe. Und da ist es schade, dass ich dort einige meiner Lieblingsspiele gar nicht erst vorschlagen brauche. Ich weiß aber auch, dass ich beispielsweise bei „Wasserkraft“ mit seinen ca. Stunden mir beim letzten Mal eine Runde mehr gewünscht hätte. Sprich, das Spiel unterhält und trägt sogar für eine noch längere Spielzeit.
Das war „früher“ jedenfalls anders - zumindest gefühlt, nicht statistisch ausgewertet. Frühere Euros brauchten um die 60-90 Minuten. Heute sind wir eher bei 120-180 Minuten Spielzeit.
Aber die Spielzeit kann in meinen Augen auch nicht objektiv bewertet werden. Denn wie lang, ist zu lang? Einige sagen, dass ein Spiel 6 Stunden dauern kann und das völlig okay ist. Andere stören sich bereits an mehr als einer Stunde Spielzeit für ein Spiel. Die Gründe mögen vielfältig sein, deswegen kann man das nicht objektiv begründen. Man kann eigentlich nur sagen, wie lange das Spiel gedauert hat und was man dabei Empfunden hat. Zum Beispiel Langeweile. Und dann ist das wieder ein valider, wenn auch kein objektiver Kritikpunkt am Spiel, da es nicht die Spieldauer über zu unterhalten wusste.
Wie seht Ihr das denn?
Gruß Dee