Spiel Doch! Interview mit Carsten Reuter (Schwerkraft Verlag)

  • In der gerade veröffentlichten Spiel Doch! Ausgabe 2/2019 bin ich auf Seite 42 auf ein Interview mit Carsten Reuter gestossen, eingebettet in einen mehrseitigen Artikel mit dem Thema "Verspieltes Land". Der Artikel geht der Ursache für die guten Verkaufszahlen im analogen Spielesegment in 2018 in Deutschland auf den Grund.


    Das Interview von ab (vmtl. Andreas Becker?) sind insgesamt nur 7 Fragen auf 1 Din A4 Seite... aber irgendwie hat es mich etwas ratlos zurückgelassen.


    Carsten Reuters Antworten sind, ohne sichtbaren konkreten Anlass, aus meiner Sicht recht schnippisch und bisweilen auch überheblich, und mit Vorurteilen wird auch nicht gegeizt. Ich habe ja schon so manches von der Spiel in Essen und den unschönen Begegnungen mit Ihm gehört, aber das Interview hat nicht gerade dazu beigetragen dieses verschrobene Bild etwas geradezurücken.


    Die "Thesen" aus dem Interview kurz zusammengefasst (und nicht im vollständig im Kontext wiedergegeben):


    - Die Bereitschaft, Spielregeln zu lesen, sinkt von Jahr zu Jahr (ja, deshalb kommen immer noch beliebte Spiele wie KDM mit 80+seitigen Regelbüchern auf den Markt...?)

    - Es sei "naiver Quatsch", dass Menschen das analoge Erlebnis als digitale Entgiftung wollen, weil nicht alle analogen Freizeitaktivitäten boomen würden

    - Die Digitalisierung macht das Fahren zu LAN-Partys überflüssig, und das ist gut so - denn damit stinken Nerds nur noch die eigene Bude zu

    - Seit Exit Kennerspiel wurde, muss laut C.R. die Frage, was Spielen ist, neu definiert werden, wenn jetzt auch Knobeleien und Rätsel dazugehören (noch verstimmt dass das Kennerspiel 2017 nicht TFM oder Räuber der Nordsee geworden ist?)

    - Nur mit einem "Klong" hole er einen 15-jährigen PC-Junkie für zwei Stunden vom Rechner weg - mit Sicherheit schafft das kein Dampfross, Hase und Igel und Quacksalber von Quedlinburg (in Bezug auf vermehrt thematische Spiele)


    Bin ich da vllt. viel zu dünnhäutig, oder wirkt das wirklich so unsympathisch wie es bei mir ankommt? Oder ist das etwa sogar nur eine etwas verschrobene Art von Humor? :/


    Jedenfalls finde ich das Interview merkwürdig deplatziert in der Spiel Doch!, einem Magazin mit Fokus auf Familienspiele. In der Spielbox hätte ich das jetzt eher vermutet.

    2 Mal editiert, zuletzt von Elektro ()

  • Darum kaufe ich alle Spiele die der von mir sehr geschätzte, nette Mann auf deutsch auflegt, konsequent nur im englischen Original zu meist deutlich besseren Konditionen. Sprich der sieht keinen Cent mehr von mir...

    Einmal editiert, zuletzt von aphratus ()

  • Das was ich bisher von ihm gehört/gesehen habe - er ist ein sehr eigener Typ und du wirst viele im Forum finden die ihn nicht mögen und dir sofort recht geben werden. Als Menschen mag ich ihn nicht beurteil, seine Art Geschäft zu machen ist definitiv "eigen". Seine Argumente dazu sind meist nicht unlogisch, wenn auch nicht automatisch kundenfreundlich ;)

    Was die Aussagen oben betrifft (sind die eigentlich 1:1 oder mit eigenen Worten wiedergegeben?) muss ich aber sagen - ich kann die nachvollziehen und finde sie zumindest nicht komplett falsch.

  • Dampfross, Hase und Igel, Quacksalber von Quedlinburg ist aber eine komische "logische Folge". 1. lockt ein zig Jahre altes Videospiel sicher keinen heute 15-jährigen hinterm Ofen vor. Zweitens klingt es stark nach Herabwürdigung der Quacksalber, die beim DSP nur einen Platz schlechter waren und beim SdJ bzw KdSJ deutlich besser waren. Wohl kein so guter "Verlierer".

  • Was die Aussagen oben betrifft (sind die eigentlich 1:1 oder mit eigenen Worten wiedergegeben?) muss ich aber sagen - ich kann die nachvollziehen und finde sie zumindest nicht komplett falsch.

    Magst du das mal mit Argumenten unterfüttern? Komplett falsch gibt es bei Meinungen ja eh selten. Aber warum schließt du dich seiner Meinung an?


    Finde das ist fast die interessantere Frage, denn dass der Herr ned Sympathieträger ist, scheint ja klar zu sein.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • Der Ton macht die Musik, aber die Aussagen dahinter finde ich jetzt auch nicht so daneben.


    Ja, den Trend, die Einstiegshürde immer weiter zu senken, sehe ich sowohl im analogen wie auch im digitalen Spielemarkt.

    Klar gibt es noch die Nischen, aber das sind halt... Nischen.

    Ausgerechnet KDM als Gegenbeispiel? 😂


    Ich glaube auch nicht, dass Brettspiele allein wegen "digital detox" gerade so boomen. Die Gründe sind vielfältig, und gerade den hervorzuheben, das ist romantisch verklärt.


    Bis auf die stinkenden Nerds (und so daneben ist das Bild auch nicht, wenn auch nicht sehr höflich) kann ich in der nächsten Aussage keinen Fehler finden. LAN parties, wie ich sie Ende der 90er erlebt habe, sind heute völlig überflüssig.


    Ja, Rätsel sind für mich Spiele, aber ich hätte sie bis vor kurzem nicht zu den Brettspielen gezählt.


    Ja, ich glaube auch, dass ich einen 15 Jahre alten Sohn eher mit klong! Oder ähnlichem fantasylastigen humorvollen Titeln vom PC weg kriege.

    Mein Blog (Illustrationen, Brettspieldesign, Angespielte Spiele)

  • Magst du das mal mit Argumenten unterfüttern?

    Wurde von PeterRustemeyer eigentlich schon perfekt zusammengefasst:

    - Spielregeln: Klar gibt es Spiele mit möglichst komplexen Regeln, aber Spiele dieser Kategorie sind dennoch am Gesamtmarkt "nur" eine Nische. KDM z.B. ist meiner Meinung nach selbst für Vielspieler/Experten eine Nische.

    -digitaler Detox: Mit dem Begriff fang ich nix an. Da wird ein "Trend" konstruiert den ich nicht sehe, geschweige denn wäre ich nich nie darauf gekommen Brettspiele als großes Beispiel dazu zu bringen.

    - LAN Parties sind ja wirklich nicht mehr notwendig. Früher war ich auf LAN Parties und nach eigener Erfahrung sage ich: Ja wir waren/sind alle Nerds, und wenn du zwei+ Tage in so einer Halle mit hunderten anderen zusammengepfercht bist, wenig Schlaf usw. -> ja da stinkt man, definitiv ;)

    - EXIT ist auch für mich keiner Kennerspiel, wir haben alles dieser Kategorie am Tisch gehabt. Gerade weil ich jeden Freund der auf Besuch war einfach mitspielen lassen konnte, keine großen Erklärungen notwendig usw. würde ich es auch niemals als Kennerspiel sehen.

    - Unser Sohn ist gerade 15 und wir versuchen immer wieder Schulfreund mit an unseren Brettspieltisch zu bekommen. Viel Spaß mit Quacksalber und Co. - die kriegst du wirklich mit Klong, Adrenalin, Scythe, Zombicide zum Spielen - auch wenn sie zu Hause nie Brettspiele spielen. Quacksalber ist selbst für unseren Sohn (und der spiel seid 10 Jahren mit uns , 4-6 x die Woche) einfach nur uninteressant.


    Und ja, wie Carsten seine Aussagen formuliert sind nicht unbedingt feinfühlig, ändert aber halt am Inhalt nix. Da ich leider nur sinngemäße Zitate und weder den genauen Wortlaut seiner Antworten kenne, geschweige denn den Kontext der Aussagen halte ich mit bei einer Bewertung bzw. mit Mutmaßungen zu seiner Motivation zurück.

  • Nüchtern betrachtet hat Carsten Reuter einen ausgeprägten Spürsinn für gut verkaufbare Spiele, lokalisiert diese, lässt sich die Arbeit angemessen belohnen und hält die Auflagen klein genug um nichts verramschen zu müssen. Solange genügend Spieler nur lokalisierte Spiele akzeptieren läuft das Modell. Dass er sich damit bei Schnäppchen-Jägern nicht beliebt macht nimmt er bewusst in Kauf.


    Wr es nicht mag kann woanders kaufen. Einen Boykott rechtfertigt es imho nicht. Ich persönlich fahre mit ihm günstig. Terraforming Mars habe ich entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten lokalisiert gekauft und es ist weder verwässert noch habe ich Bedenken dass Schwerkraft bei Erweiterungen nicht mitzieht. Ergo brauche ich die angelsächsische Ausgabe hier nicht. Mare Nostrum lief seltsam ab, aber da waren mehrere involviert und mit Asychron/Academy arbeitet er meines Wissens auch nicht mehr zusammen.


    Und bei den Thesen aus dem Interview ist, soweit ich das nach dem Lesenschreiben (also dem Pendant zum Hörensagen) beurteilen kann, auch nichts dabei wo ich nun sagen würde „geht ja gar nicht“.

    Gruß aus dem Münsterland
    Herbert

    ______________________________

    I'm old enough to know what's wise
    and young enough not to choose it

    2 Mal editiert, zuletzt von Herbert ()

  • Terraforming Mars habe ich entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten lokalisiert gekauft

    Was, DU? =O ;)


    und es ist weder verwässert

    Es war nur bei der Erstauflage (leicht) fehlerhaft und die Ersatzkarten sollten Geld kosten.

    Eine nicht übersetzte Karte (Lichen = Flechten) ist bis heute drin.


    noch habe ich Bedenken dass Schwerkraft bei Erweiterungen nicht mitzieht.

    So wie bei Among the Stars, wo ich auf die versprochenen Erweiterungen noch heute warte?



    => Ich habe alle meine Schwerkraft-Spiele verkauft und die besseren durch englische Versionen ersetzt. Schwerkraft kommt mir nicht mehr ins Haus.

    Einmal editiert, zuletzt von MetalPirate ()

  • Magst du das mal mit Argumenten unterfüttern?

    -digitaler Detox: Mit dem Begriff fang ich nix an. Da wird ein "Trend" konstruiert den ich nicht sehe, geschweige denn wäre ich nich nie darauf gekommen Brettspiele als großes Beispiel dazu zu bringen.

    Ist zwar OT aber das sehe ich persönlich anders. Ob es einen Trend gibt, kann ich zwar nicht beurteilen. Für MICH als jemanden, der berufsbedingt täglich stundenlang auf Monitore starrt, ist digital Detox sehr wohl ein Grund, sich abends gerne mit etwas OHNE Bildschirm zu beschäftigen.


    Just my :2cent:

  • - Spielregeln: Klar gibt es Spiele mit möglichst komplexen Regeln, aber Spiele dieser Kategorie sind dennoch am Gesamtmarkt "nur" eine Nische. KDM z.B. ist meiner Meinung nach selbst für Vielspieler/Experten eine Nische.

    Natürlich sind Expertenspiele eine Nische. So wie Fixies auch eine Nische beim Fahrradfahren sind. Brettspiele sind imo nur im Expertenbereich ein "Hobby" und bei jedem Hobby muss man erst einmal investieren. Im Vergleich zu Candy Crush ist ja auch Falcon 4.0 eine Nische.

    Die Frage war ja eher, ob die Bereitschaft jedes Jahr sinkt und das denke ich nicht. Es werden nur einfach andere Anforderungen gestellt, auch weil es mittlerweile doch recht viele gute Beispiele für Einstiegsfreundlichkeit gibt, die dann trotzdem viel Komplexität bieten.

    -digitaler Detox

    Damit kann ich tatsächlich auch nicht viel anfangen. Mag ein Grund von vielen sein, aber sicher nicht einziger. Allerdings boomen sehr wohl wieder sehr viele analoge Hobbys. Natürlich nicht alle und sehr wahrscheinlich nicht die gleichen, wie vor 20 Jahren. Aber sein Argument ist so, wie wenn ich sage, dass Schach ja nicht mehr so populär ist und deswegen auch Brettspiele auf dem absteigenden Ast sind.


    - LAN Parties

    Hier wäre interessant, was gefragt wurde. Weil ich nicht weiß, was LAN-Partys mit Brettspielen zu tun haben. Ansonsten kann ich PowerPlant nur zustimmen...<X


    - EXIT ist auch für mich keiner Kennerspiel, wir haben alles dieser Kategorie am Tisch gehabt.

    Es ist aber auch kein Familienspiel, weil der Achtjährige das mit seinen Kumpels im Normalfall nicht spielen kann. Da ist der Anspruch der Regeln sicher nicht so hoch, aber der Anspruch des Spiels schon. 7 Wonders ist von den Regeln auch leicht zu erklären.


    - Unser Sohn ist gerade 15 und wir versuchen immer wieder Schulfreund mit an unseren Brettspieltisch zu bekommen. Viel Spaß mit Quacksalber und Co. - die kriegst du wirklich mit Klong, Adrenalin, Scythe, Zombicide zum Spielen

    Die Hardcore-Zocker kriegt man auch mit Klong! nicht an den Spieltisch. Da könnte es mit WoW-Das Brettspiel klappen, aber dann wird es dünn. Das hat aber mit der Güte des Spiels nichts zu tun, sondern mit anderen Triggern. Da geht es imo um Grafik, Minis u.ä., aber nicht um Spielmechaniken. Genau bei solchen Leuten schlägt nämlich beispielsweise Munchkin total ein, obwohl das Spiel dahinter aus Vielspielersicht sicher eher unterdurchschnittlich ist.

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • noch habe ich Bedenken dass Schwerkraft bei Erweiterungen nicht mitzieht.

    So wie bei Among the Stars, wo ich auf die versprochenen Erweiterungen noch heute warte?

    Naja, also klar, das mag ein Gegenbeispiel sein, aber mal Hand aufs Herz, was Erweiterungen der lokalisierten Spiele angeht sieht es doch nun wirklich nicht so schlecht bei Schwerkraft aus (wenigstens in den letzen Jahren), oder?

    Viele Grüße,
    Andreas.

  • Sicherlich könnte man über all seine Aussagen sachlich diskutieren, durch die aggresiven Aussagen habe ich dazu aber gar keine Lust und TfM ohne Erweiterungen wird das einzige Spiel bei mir vom Schwerkraft Verlag bleiben.

    Einmal editiert, zuletzt von Rei ()

  • Kann jeder halten wie er will, ich habe Schwerkraft bis heute noch keinen einzigen Cent zukommen lassen. Entweder kauf ich die englische Version oder ich verzichte ganz. Ist ja nicht so, dass es nicht genügend andere gute Spiele bei anderen Verlagen gibt, die ungleich kundenfreundlicher sind.

  • Ich sehe da grundsaetzlich keine Falschaussagen im Interview, klar die Sprache ist besonders und der Herr polarisiert natuerlich. Aber ich habe lieber jemanden mit Ecken und Kanten, der auch seine Meinung vertritt, auch wenn sie mal nicht weichgespuelt ist 100x lieber als ein weiteres Interview ohne Inhalt.


    Heutzutage sind so viele Aussagen von Sportlern, Politikern usw nur noch weichgespuelt und politsch korrekt. Wehe es wird mal falsch formuliert, dann gibt es gleich Ruecktrittsforderungen usw. was schon fast gesellschaftlicher Zensur gleichkommt.

  • Der Herr versteht einfach nicht, dass Kunde = König, das ist sein Problem (und mein Problem mit ihm). Was er zu sagen hat ist mir ansonsten relativ wurscht... Ich bin ebenfalls in der "Nicht-kaufen"-Fraktion

  • Also "denn damit stinken Nerds nur noch die eigene Bude zu" kann ich nicht als Meinung mit "Ecken und Kanten" ansehen. Warum muss er gleich angreifen und auf der persönlichen Schiene beleidigen?

  • Also "denn damit stinken Nerds nur noch die eigene Bude zu" kann ich nicht als Meinung mit "Ecken und Kanten" ansehen. Warum muss er gleich angreifen und auf der persönlichen Schiene beleidigen?


    Naja, wenn es aber doch so ist. Warum darf man Dinge nicht auch mal beim Namen nennen? Warum muss man verschwurbelt um den heißen Brei reden?

  • Also in meiner Zeit im Spieleaden kamen ab und an mal so Pen & Paper Rollenspieler rein, da dachte ich nur "Oida, nur weil dein Charakter in DSA eine +5 in Körperhygiene hat, heisst das nicht dass du im echten leben nicht mehr duschen musst!"

    :D

  • Also in meiner Zeit im Spieleaden kamen ab und an mal so Pen & Paper Rollenspieler rein, da dachte ich nur "Oida, nur weil dein Charakter in DSA eine +5 in Körperhygiene hat, heisst das nicht dass du im echten leben nicht mehr duschen musst!"

    :D

    Klar, wir kennen solche Begegnungen vereinzelt im Spieleladen. Aber das was hier im Interview unterstellt/verallgemeinert wird, befinde ich schon für provokant / frech.

  • Ohne das Interview gelesen zu haben, sind die Aussagen von CR vom Stil her typisch. Mit seiner schnodderigen Art stößt er Leute total unnötig vom Kopf und verprellt seine Kunden. Das widerspricht eigentlich dem Bild des cleveren Kaufmannes.


    Bzgl. Ecken und Kanten, natürlich darf man diese haben und können sogar erfrischend sein, sind aber ein schmaler Grat, den nicht jeder bewältigen kann.

    Das mit dem stinkenden Nerd hat nichts damit zu tun, ob CR Ecken/Kanten besitzt, sondern sind in seiner Position dämlich. Was hat das mit seinem Beruf zu tun? Was für eine Aussage, bzw. welchen Wert soll diese Aussage für den Leser haben, außer in letzter Konsequenz mögliche Kunden zu verprellen? Das ist mangelnder Respekt und sonst nichts.

    Klar kann man sagen jede Publicity ist gut, ich glaube nicht daran.

  • Also "denn damit stinken Nerds nur noch die eigene Bude zu" kann ich nicht als Meinung mit "Ecken und Kanten" ansehen. Warum muss er gleich angreifen und auf der persönlichen Schiene beleidigen?


    Naja, wenn es aber doch so ist. Warum darf man Dinge nicht auch mal beim Namen nennen? Warum muss man verschwurbelt um den heißen Brei reden?

    Weil es eben nicht so ist. :thumbsdown:

  • Also "denn damit stinken Nerds nur noch die eigene Bude zu" kann ich nicht als Meinung mit "Ecken und Kanten" ansehen. Warum muss er gleich angreifen und auf der persönlichen Schiene beleidigen?


    Naja, wenn es aber doch so ist. Warum darf man Dinge nicht auch mal beim Namen nennen? Warum muss man verschwurbelt um den heißen Brei reden?

    Wer damals mit 100+ Kerlen (ja zu meiner Zeit waren es quasi nur Kerle) in einer Lagerhalle von Freitag bis Sonntag "eingesperrt" war, alle ohne Dusche ohne Wechselklamotte, nur ein Waschbecken auf den Toiletten... der weiss, dass er verdammt nochmal recht hat :)


    Inwiefern das beleidigend ist oder einfach schlicht weg die Wahrheit kann eine Person unter sagen wir mal 35 ggf nicht mehr nachvollziehen.

    Die Anfaenge waren definitiv so, meine Erinnerung deckt sich da absolut. Meine Erinnerung bezieht sich auf Zeiten wo Counterstrike noch als Halflife Mod gespielt wurde und Monitore ueber 10kg wogen, weil es Roehrenmonitore waren :)


    Aber solche beim Namen genannte Dinge sind heutzutage echt schon ausser der Reihe, merke ich auch privat immer wieder. Wenn man nicht um den heissen Brei redet sind schon viele verschreckt.

    Einmal editiert, zuletzt von Vollkasko ()

  • Wer damals mit 100+ Kerlen (ja zu meiner Zeit waren es quasi nur Kerle) in einer Lagerhalle von Freitag bis Sonntag "eingesperrt" war, alle ohne Dusche ohne Wechselklamotte, nur ein Waschbecken auf den Toiletten...

    Dass auf diesen LAN-Partys der Geruch nicht immer angenehm war, bestreitet ja niemand. Aber es lag eben an genau den von Dir beschriebenen Faktoren. Genauso wird es auf einer Wanderhütte zur Mittagszeit nach Schweiß riechen, weil niemand sich vor dem Essen dort duschen kann.


    Aber die Ausweitung darauf, dass diese Spieler zu Hause, bei verfügbaren Waschmöglichkeiten, genauso stinken ist halt nicht in Ordnung und bestimmt nur bei einem Bruchteil zutreffend...

    Ach ja? Definier mir "normal"!

  • Die Aussage ist aber nicht, dass es in einer Halle stinkt bei 100+ Menschen, die von Freitag bis Sonntag zocken - das kann ich auch nur bestätigen, sondern dass die Nerds zuhause stinken und sich nie duschen würden. Ich bezweile nicht, dass einige dies sicherlich auch zuhause so ausüben, aber das ist einfach nur das dämliche Vorurteil des Nerds im Keller, was Carsten hier wiederkäuert.


    Die Lanpartys mit wenigen Leuten, 8-12 um den Dreh, waren damals übrigens die besten.

    Einmal editiert, zuletzt von Rei ()

  • Mit klaren, auch unpopulären, Aussagen habe ich kein Problem. Mit den Aussagen im Startbeitrag auch nicht, die sind halb so wild (und ohne das Original-Interview gelesen zu haben, kritisiere ich da sowieso nix). Ich habe nicht mal ein Problem damit, dass dieser Verlag im Gegensatz zu allen anderen Reklamationen nur gegen Kaufnachweis abwickelt. Unüblich, aber von mir aus. (Achtung, Essen-Käufer bei Schwerkraft, UNBEDINGT einen Kaufbeleg verlangen, sonst gibt's keinen Ersatz bei Reklamationen!!)


    Mein Problem fängt damit an, dass bei Reklamationen der direkte Weg zum Verlag für den Endkunden nur erlaubt ist, wenn man direkt im Schwerkraft-Webshop bestellt hat und sonst über seinen Händler alles abwickeln soll. Das ist eigentlich eine unnötige Verkomplizierung für alle Seiten; da ist die Brettspiel-Branche eigentlich weiter. Und richtig ärgerlich finde ich, wenn in Schwerkraft-Produkten Übersetzungsfehler drin sind und der Verlag steht dafür nicht gerade, sondern verbucht sie als "was wollt ihr, das Spiel ist spielbar, kein Grund zur Reklamation" bzw. verkauft Korrekturkarten nur gegen Geld. DAMIT hat der Schwerkraft-Verlag mich als Kunden dauerhaft verloren, nicht durch die "sperrige" Art seines Chefs.

  • Aber solche beim Namen genannte Dinge sind heutzutage echt schon ausser der Reihe, merke ich auch privat immer wieder. Wenn man nicht um den heissen Brei redet sind schon viele verschreckt.

    So ein Käse... der stinkende Nerd ist ein Stereotyp.

    Sicher gibt es diesen Typ, aber das zu verallgemeinern, zumindest wenn man es ernst meint, ist Stammtischniveau.

    Wenn ich so etwas in einem Forum oder im Freundeskreis in einem Kontext sage, der es als lustig gemeinte Aussage erkennen lässt, ist das eine Sache, aber wenn ich das auf einem professionellen Niveau in der Rolle eines Geschäftsführeres sage, dann ist es zumindest unüberlegt und lässt die Person nicht professionell erscheinen.


    Unsere Lan-Parties gingen über eine Nacht und ich erinnere mich an geduschte und gepflegte junge Männer.

  • Um den Satz mit den stinkenden Nerds einzuordnen wäre es wohl doch mal wichtig, das genaue Zitat und den Kontext zu kennen. So ohne jeden Zusammenhang ist er schon etws grenzwertig, aber ich behaupte mal, es gibt hunderte von Situationen, wo man so was als flapsigen Kommentar mal fallen lassen kann. Egal, wie man sonst zu Herrn Reuter steht, hier wäre der Kontext echt wichtig.


    Und richtig ärgerlich finde ich, wenn in Schwerkraft-Produkten Übersetzungsfehler drin sind und der Verlag steht dafür nicht gerade, sondern verbucht sie als "was wollt ihr, das Spiel ist spielbar, kein Grund zur Reklamation" bzw. verkauft Korrekturkarten nur gegen Geld. DAMIT hat der Schwerkraft-Verlag mich als Kunden dauerhaft verloren, nicht durch die "sperrige" Art seines Chefs.

    Diesen Punkt kann ich vollends unterschreiben, so was ärgert mich auch. Aber das ist doch nicht eine Schwerkraft-exklusive Eigenschaft, oder? Pegasus hat (zumindest soweit ich weiß) das fehlerhafte Material der ersten Auflage von Spirit Island auch nicht kostenfrei ersetzt und auch beim Heidelberger Spieleverlag früher gab es immer wieder mal Übersetzungsfehler, zu denen es keine korrigierten Karten kostenfrei gab (z.B. Battlestar Galactica und Eldritch Horror). Das sind jetzt nur 2 Beispiele, die mir aus dem Stehgreif einfallen. Trotzdem scheint es mir, dass Schwerkraft diesbezüglich mehr Kritik abbekommt.

  • Um einen Harvard-Ratgeber zum Thema 'Verhandlungen' (frei) zu zitieren: Hart in der Sache, aber weich zum Menschen.


    Man kann durchaus klare Ansagen machen, ohne zu pauschalisieren, zu diskriminieren oder zu beleidigen, zumal ja gerade die Schriftform wohlüberlegte Äußerungen ermöglicht. Ist halt anstrengender, als herumzupoltern.


    Ich stelle weder fest, daß vermehrt um den heißen Brei herum geredet würde, noch, daß rund um "das wird man wohl noch sagen dürfen" viel aufschlußreiches zu erwarten wäre; wohl gibt es aber einen Trend zu unreflektierten postfaktischen Schnellschüssen, was ich insgesamt schade finde.


    Auch hier im Forum wird viel zu selten Sorgfalt mit Blick auf Grammatik, Wortwahl oder Zeichensetzung gezeigt, häufigster Grund: Es muß ja schnell gehen.


    Warum eigentlich?

    UpLive [bgg for trade] - einfach anschreiben, wenn Dich davon was interessiert!

  • der stinkende Nerd ist ein Stereotyp.

    Zumal Stereotype aktuell auch wieder gerne zur Untermauerung der eigenen Argumente verwendet werden.


    Beispiel - Die Fridays for Future Teilnehmer sind alles Schulschwänzer, die sich sonst mit dem SUV zur Schule fahren lassen.


    Man deckt damit keine Wirklichkeit ab, sondern versucht lediglich seine These zu untermauern.

  • Schwerkraft ist ein reiner Kaufmannsverlag. Spiele sind hier nur das Mittel zum Zweck. Es geht um Asche.


    Das diametrale Gegenteil ist zum Beispiel Feuerland. Die wirken sympathisch. Warum? Weil das verkaufte Produkt immer noch Leidenschaft ist. Das zeigt sich dann im Umgang und im Service.


    Schwerkraft strahlt auf mich eine innere Haltung von Geiz, Pfennigfuchserei und Hybris aus. Das wird sich vermutlich erst ändern, wenn der Erfolg ausbleibt und eine Zwangskatharsis einsetzt.

  • Danke für die vielen Rückmeldungen - die mir zeigen dass ich vllt. etwas zu empfindlich reagiert habe, aber auch dass der Ton durchaus hätte ein etwas anderer sein können (+weniger pauschalisierend).


    Da immer wieder das Thema mit dem Nerd und der Lan-Party kam, liefere ich hier der Vollständigkeit halber noch den gesamten Kontext der Frage:


    SpielDoch:

    Viele Branchenbeobachter sagen: Menschen wollen das analoge Erlebnis als digitale Entgiftung, wollen direkt etwas mit anderen Menschen erleben.


    CR:

    Das ist naiver Quatsch, der einer gewissen Romantik entspringt. Es gibt doch auch Sportvereine, Kegelclubs und dergleichen. Nicht alle analogen Freizeitaktivitäten boomen. Auch die digitale Welt liefert eine direkte Interaktion. Mit einer Webcam und einem Headset kann ich mit meinem Nachbarn bei FORTNITE gemeinsam antreten. Früher haben die Kids für LAN-Partys ihre Monitore und PCs von ihren Eltern irgendwohin fahren lassen. Die Digitalisierung macht das überflüssig. Und das ist gut so. Jeder Nerd stinkt jetzt nur noch seine eigene Bude zu.


    Zum Abschluss von mir noch eine kleine Empfehlung - die Spiel Doch! lohnt sich, es ist ein schönes Magazin und eine nette Lektüre für alle Spieler die an den Spielen der drei Pöppelfarben gefallen finden (...und hat offenbar sogar auch mal kontroverse Inhalte zu bieten 8o) :saint:

    2 Mal editiert, zuletzt von Elektro ()

  • Hab das Interview jetzt auch gelesen und mir kommt er einfach nur verbittert vor. Dem armen Mann scheint die Welt übel mitgespielt zu haben, sonst kann ich mir diese Grundunzufriedenheit die in jeder Antwort mitschwingt nicht erklären.


    Was er allerdings darüber hinaus an den Nerds auszusetzen hat verstehe ich nicht... der Kommentar dazu ist unsachlich, beleidigend und im Kontext seiner Antwort unnötig. Zumal er wohl nie auf einer LAN-Party war, wenn er glaubt Webcam und Headset könnten das Gefühl einer LAN mit Freunden ersetzen...


    Alles in allem ein sehr unprofessionelles Interview, das ihm sicher nicht weiterhilft.