Macher will Fulfillment Center nicht nennen -- schon mal erlebt?

  • Gerade habe ich einen Creator-Kommentar gelesen, bei dem ich gedacht habe: "Huch, was ist das denn?! Habe ich ja noch nie gesehen..."

    in effort to keep the flow of requests (address changes etc.) going to one source, we do not share who the hubs we are working with are. This allows us to provide the best customer service

    (Falls Link im Zitat nicht funktioniert: Kommentar beim Update 21 zur KS-Kampagne für Heroes of Land, Air and Sea (Pestilence + 2nd printing))


    Habt ihr sowas schon mal erlebt? Und ist es glaubhaft, dass es für Macher und/oder Fulfillment Center einen nenneswerten Unterschied macht, ob der Endkunde den zuständigen Partner kennt oder nicht (z.B. Game Quest, Spiral Galaxy, Happyshops, etc. für Europa)? Vielleicht kann uns auch Frank Noack mal erklären, wie Address Changes & Co zwischen Macher und Fulfillment Center üblicherweise geregelt werden. Muss das alles über den Creator laufen und kann/soll das Fulfillment Center da selbst in Kontakt zum Endkunden treten können? Wie oft passiert das überhaupt, dass jemand nach dem offiziellen Festnageln der Adressen, was ja üblicherweise sehr deutlich in einem KS-Update angekündigt wird, noch Änderungswünsche hat?


    Ich frage überwiegend aus reiner Neugier. Aber wenn man mehrfach im Jahr mit einem potenziell wackligen System internationalen Versands mit mehr oder weniger vertrauenswürdigen Paketdienstleistern klar kommen muss, dann ist es auch nicht verkehrt, ein bisschen näher zu wissen, wie das hinter den Kulissen läuft...



    PS, Info zu Gamelyn: Bei einem Erstlingswerk wäre solche Intransparenz abweichend vom Normal-Üblichen für mich ein klares Warnsignal, aber Gamelyn sind eigentlich eine renommierte Firma mit viel Kickstarter-Erfahrung. Wobei die meines Wissen nach bisher nie Fulfillment Center gebraucht haben, weil sie immer nur Spiele in Kleinstpackungen (Tiny Epic Sonstwas) hergestellt und direkt aus China versandt haben. Einzelne Spiele gingen wegen niedrigem Wert (gemäß Zollerklärung...) immer beim Zoll durch, Doppelpacks oft auch.

  • Kommentar beim Update 21 zur KS-Kampagne für Heroes of Land, Air and Sea (Pestilence + 2nd printing)

    Deeplink hinter’m Datum (des Kommentars): Heroes of Land, Air & Sea: Pestilence + HLAS 2nd Printing by Gamelyn Games » Games in Transit to Fulfillment Center — Kickstarter


    Das Ansinnen, dass alle Änderungen über eine zentrale Stelle laufen sollen, kann ich nachvollziehen. Ob es dafür nötig ist, die Fulfillment Centers geheim zu halten, wage ich stark zu bezweifeln. Ich kann mir nicht vorstellen, dass nennenswert viele Leute direkt dorthin schreiben und falls doch könnte man die mit einer Standardantwort abfrühstücken …

  • Deeplink hinter’m Datum (des Kommentars):

    Weiß ich, ist auch oben genau so gesetzt. Ich hatte nur schon manchmal den Eindruck, dass diese Kickstarter-Kommentar-Deeplinks nicht "stabil" sind und irgendwann auch mal ins Leere zeigen.


    Zum Rest volle Zustimmung. Sehe ich aus meinem Bauchgefühl heraus ähnlich: irgendwo verständlich, das ja, aber es bringt vermutlich weniger konkreten Nutzen als man an "Kosten" aufbaut, sei es durch die Irritation der Kunden, die anderes gewohnt sind, oder sei es durch den Arbeitsaufwand, denn Gamelyn dürfte im weiteren Verlauf auf den diversen Plattformen wohl noch etliche Male die Frage beantworten müssen, wer das Fulfillment Center für Region X ist. Aber vielleicht kann uns ja jemand mit direkterer Erfahrung in dem Geschäft noch weitere Einblicke gewähren...

  • Es gibt immer wieder Menschen die dann direkten Kontakt zum Fulfillmentpartner suchen um zu erfahren ob die Ware schon eingetroffen ist oder wann endlich Versand wird weil doch das Schiff schon seit 2 Wochen im Hamburger Hafen liegt.

    Um dem entgegen zu wirken und somit viel unnötige Arbeit auf Seiten der Partner zu eliminieren, denke ich kann es sinnvoll sein den Versender anonym zu halten und selbst als einzige Anlaufstelle zu fungieren.


    Im Endeffekt kann es ja jedem egal sein wer sein Paket einpackt.

  • Im Endeffekt kann es ja jedem egal sein wer sein Paket einpackt.

    Ahem - nope.
    Es ist durchaus legitim, ein KS-Projekt zu meiden, dessen Macher einen miesen Fullfillment-Partner" nutzt. Und diese Entscheidung sollte dem Kunden überlassen werden.

    Wer Smilies nutzt, um Ironie zu verdeutlichen, nimmt Anderen den Spaß, sich zu irren.

    Über den Narr wird nur so lange gelacht, bis man selbst Ziel seiner Zunge wird!

    :jester:

  • Ich gestehe jedem KS-Macher zu, seinen Fulfillment Partner erst dann zu wählen, wenn das Fulfillment ansteht. Das ist im Endeffekt doch nur eine Dienstleistung wie dutzende andere auch bei Design, Produktion und Auslieferung eines Kickstarter-Spieles. Grundsätzlich würde ich auch erstmal davon ausgehen, dass beim Fulfillment alles so klappt, wie es klappen soll; ist ja schließlich im Interesse aller Beteiligten.


    Allerdings ist Intransparenz, wohlgemerkt auch die Intransparenz früherer Kampagnen, genauso auch wie die Wahl bekanntermaßen schlechter Fulfillment Center, ein Minuspunkt, wenn ich im Crowdfunding-Bereich 6-18 Monate vorher ein Spiel bezahlen soll. Da habe ich beim Crowdfunding andere Erwartungen als beim Retail-Kauf. Meiner Meinung nach schießt sich Gamelyn damit ein bisschen selbst ins Knie. Weniger für das aktuell anstehende Fulfillment, sondern für zukünftige Kampagnen, und das gilt gleich doppelt, wenn jetzt beim HLAS-Fulfillment noch etwas schief laufen sollte.


    Es gibt immer wieder Menschen die dann direkten Kontakt zum Fulfillmentpartner suchen um zu erfahren ob die Ware schon eingetroffen ist oder wann endlich Versand wird weil doch das Schiff schon seit 2 Wochen im Hamburger Hafen liegt.

    Hast du dazu Zahlen? Und Leuten, die sinnlose Mails schreiben anstatt geduldig anzuwarten, denen traue ich auch zu, dann einfach mal alle 3-5 in Frage kommenden Fulfillment Center anzuschreiben...


    Für mich als Endkunden ist es z.B. optimal, wenn der Fulfillment Partner so wie Happyshops 1-X Wochen vorher (z.B. kurz vor oder bei der Ankunft im Hamburger Hafen) eine Vorab-Ankündigungsmail sendet, in der steht: "Wir erwarten in ein paar Wochen die Lieferung von <Spiel> und werden sie dann im Auftrag von <Verlag> an <Adresse> verschicken. Wenn du die Adresse ändern oder den Versand verzögern möchtest, klicke auf <Link>." Viel besser kann man doch Änderungswünsche nicht kanalisieren. Mail von Kunde an Macher, Weiterleitung Macher an Fulfillment Center, das Ganze evtl. mit Sprachbarrieren -- das ist doch nicht besser.

  • Natürlich habe ich dazu keine Zahlen, bin aber selbst im Handel tätig.

    Es gibt genug Kunden, die rufen dich mehrmals täglich an und fragen ob ihr Paket da sei, selbst wenn man Ihnen versichert, das Sie, sobald die Ware da ist, per Mail benachrichtigt werden.


    Zum Thema Intransparenz gebe ich dir Recht, Transparenz wünsche ich bei meinen KS Projekten auch immer. Ich wäre aber glatt damit einverstanden wenn der Fulfillmentpartner geheim bleibt und ich erst bei Versand benachrichtigt werde das XY mein Spiel versand hat.

  • Wenn man Datenschutzgesetze super eng auslegt, dann wäre da ggf. ein Grund... Wobei das auch in dem Moment größtenteils obsolet ist, wenn ein FF-Center beauftragt wird, denn dann ist die Verarbeitung der Adressdaten ja eine Notwendigkeit für den Versand. Ich vermute mal, das Gamelyn einfach noch nicht entschieden hat. Ist ja auch ziemlich schwierig mit dem Brexit vor der Nase.


    Übrigens, weil die Frage aufkam, schreiben uns etliche Empfänger zu irgendwelchen KS-Projekten an. Oftmals auch zu Projekten, die wir nichtmal im Versand haben. Das sind Emailmassen, auf die wir in der Regel gar nicht eingehen dürfen und daher nur eine Standardphrase als Antwort schicken. Die meisten Fragen, die wir da gestellt bekommen, dürfen wir aus datenschutzrechtlichen Gründen eh nicht beantworten. Es hat also überhaupt keinen Zweck, sie überhaupt an uns zu stellen. Dennoch scheinen etliche Endkunden der Publisher der Meinung zu sein, rechtliche Ansprüche auf alles Mögliche gegen uns zu haben. Das geht von Auskunft über den Status der Zulieferung (freilich ist man neugierig, aber dann fragt den Publisher, der darf es euch sagen) über Detailfragen zu Spielen und deren Komponenten, die wir zwar versenden, aber in der Regel nicht kennen, bis hin zu Ersatzteilansprüchen mit denen wir ja nun wirklich gar nichts am Hut haben. Ganz toll sind auch Reklamationen zur Zusammenstellung der Lieferung ("Ich hab nicht Stufe XY gefördert sondern Z. Das müsst ihr austauschen und dann noch dies und das dazupacken."). Wie kommen die Leute nur darauf, dass wir die Zusammenstellung einer Lieferung ändern dürften, wenn uns die Ware nichtmal gehört? Es gibt nur einen, der das darf - das ist unser FF-Kunde, also der Publisher.


    Ich würde auch nicht zuviel auf einen angeblich schlechten Ruf eines FF-Centers geben. Es ist uns leider schon oft passiert, dass wir als Grund vorgeschoben werden, wenn etwas beim Projektpartner nicht klappt. Da werden Backerlisten ewig nicht gesendet oder müssen erst umständlich umformatiert werden, Ware reicht nicht aus, Abschlagsrechnungen werden ewig nicht bezahlt oder Zuliefertermine nicht eingehalten (Die Projekte werden auf bestimmte Zeitfenster geplant, in denen Versandkapazität für sie geblockt wird) und wir können daher nicht (weiter) versenden. Das wird den Endkunden aber nicht erzählt und stattdessen der schwarze Peter an uns weitergereicht und so getan, als seien wir schuld an der Verzögerung. Ich halte es für unseriös, dann in aller Öffentlichkeit zu sagen, dass Firma XY wahlweise zu unorganisiert (die Regel) oder klamm (leider recht häufig) oder sonstwas ist, allerdings überlege ich auch, wie ich verhindern kann, dass dann schlecht über Happyshops geredet wird. Es ist für uns gleichermaßen schlecht, wenn Publisher schlecht über einen reden, wenn man als FF-Partner solche Verlags-Probleme offen anspricht, um sich gegen Anschuldigungen zu wehren (Da ist man schnell bei Rufmord) oder wenn die Endempfänger aus Unkenntnis der Lage anderen Publishern von Happyshops abraten, weil wir angeblich nicht zuverlässig schnell versenden würden.

    (Etwas anderes wäre, wenn Endkunden unsere Art der Verpackung nicht mögen und deswegen argumenteiren, aber das ist selten der Grund einer Ablehnung. Aber auch hier entscheidet der Projektpartner. Da geht alles, bis X-fach Bubblewrap und 3fach Wellpappe mit Eckenschonern, wenn es sein muss, der Verlag es bezahlen will und vor allem die Zeit hat, alles so verpacken zu lassen).


    Es ist inzwischen über ein Jahr her, dass wir ein FF-Projekt mal aus eigenen Kapazitätsgründen verschieben mussten. Das war in unserer berüchtigten Weihnachtsperiode 2017. Seither war keine einzige Verzögerung mehr durch Happyshops verschuldet.

  • Frank Noack

    Danke für die Einblicke. Wie immer höchst interessant :)

    Übrigens, weil die Frage aufkam, schreiben uns etliche Empfänger zu irgendwelchen KS-Projekten an. Oftmals auch zu Projekten, die wir nichtmal im Versand haben. Das sind Emailmassen […]

    Das klingt nach deutlich mehr, als ich vermutet hätte. Kannst du das grob in Zahlen oder Relationen einordnen? Sind „etliche“ eher 5 % der (von euch versorgten) Unterstützer, bewegt es sich deutlich darunter oder gar im Promillebereich? Sind es 100 Anfragen pro Woche oder eher 20?

    Etwas anderes wäre, wenn Endkunden unsere Art der Verpackung nicht mögen und deswegen argumenteiren, aber das ist selten der Grund einer Ablehnung. Aber auch hier entscheidet der Projektpartner. Da geht alles, bis X-fach Bubblewrap und 3fach Wellpappe mit Eckenschonern, wenn es sein muss, der Verlag es bezahlen will und vor allem die Zeit hat, alles so verpacken zu lassen

    Kannst du ungefähr beziffern, wie hoch die Mehrkosten wären (%, €), wenn man vom Standardprogramm (1-wellig, bisschen Packpapier als Füllmaterial) auf Doppelwelle und Spiel(e) eingewickelt in bubblewrap umstiege?

  • Bei "Oftmals auch zu Projekten, die wir nichtmal im Versand haben." verbietet sich doch schon eine prozentuale Angabe relativ zu den tatsächlichen Backern. Passt auch zu meiner Vermutung weiter oben, dass ein paar "Spezialisten" immer Arbeit verursachen, ganz egal wie Macher und FF-Center vorgehen.

  • yzemaze : Ich schätze, etwa 15-20% aller FF-Endkunden schreiben uns in irgendeiner Form. Es sind wirklich Massen von Emails. Absolut vergleichbar mit dem Aufwand von normalem Shopgeschäft.


    Zu den Preisen: Je nachdem, wieviele Artikel verpackt werden müssen, variiert das natürlich, aber um bei deinem Beispiel zu bleiben: bei einem einzelnen Produkt wären das ca. 1 EUR Mehrkosten je Paket. Der Hauptteil entsteht aufgrund des zeitlichen Mehraufwands, ein Spiel extra nochmal in Luftpolsterfolie einzupacken. Es dauert etwa 5 mal solange, ein Spiel darin einzuschlagen, als es einfach nur in ein Paket zu legen. Die Mehrkosten für den Karton sind da eher gering, so im Bereich 10-15 cent. Letzteres geht aber nur mit ordentlich zeitlichem Vorlauf und ausreichender Menge. Die Kartons müssen ja erstmal produziert werden (das macht Sinn ab 1000+ Aussendungen).