Ich habe gestern beim Spieletreff auch zum ersten Mal "Ein Fest für Odin" spielen können. Ich bin kein großer Fan der jüngeren Rosenberg-Materialschlacht-Spiele, aber beim Spieletreff lerne ich gerne neue Spiele kennen, also mitgespielt. Ich hatte im Prinzip genau die gleichen Vorbehalte, die auch Marcel oben angesprochen hat.
Tja. Am Ende ging's mir auch ganz ähnlich wie Marcel. Es ist kein Spiel, dass ich mir kaufen müsste, aber mitspielen gerne wieder, denn die vermeintichen Minuspunkte sind alle halb so wild. Meist weil die Umsetzung einfach gut ist. Die Fummeligkeit der Puzzleteile bleibt im okay-Bereich, weil die Sortierhilfen im Wargamer-Stil dabei sind. Die Massen von Aktionsmöglichkeiten sind nicht erschlagend, weil die Farbcodierung und Ikonografie einfach gut gemacht ist. Und allzu extrem Sandbox-mäßig ist es auch nicht, weil Würfel und Karten für Zufallselemente sorgen. Der Zeitbedarf ist auch okay, weil es sich überraschend schnell spielt mit seinen sieben Runden.
Bevor ich falsch verstanden werde: dass einzelne Bereiche nicht störend waren, heißt noch lange nicht, dass es gut war. Zwar gibt es viele interessante Spielentscheidungen beim Arbeitereinsetzen, das ist für mich der größte Pluspunkt bei dem Spiel, zumal dadurch auch der Startspieler bestimmt wird. Aber in den ganzen oben genannten Bereichen kommt das Spiel eben auch nicht über ein schwaches gut raus; andere Spiele sind da einfach besser. Ein Fest für Odin ist mir immer noch etwas zu fummelig, ein bisschen zu interaktionsarm, ein wenig zu viel Sandbox.
Die Zufallselemente geben auch keine taktische Auswahl (wie z.B. bei zufällig bestückten Kartenauslagen der Fall wäre), sondern sagen einem direkt, was man tun soll. Ich hatte als Startkarte eine Karte, wo ich beim Wildjagen mit zwei Wikingern mehr Belohnung bekommen konnte. Also sofort Holz geholt, Karte ausgespielt und in der ersten Runde schon jagen gegangen. 3 oder niedriger hätte ich in drei Versuchen mit dem D8 würfeln müssen. 4, 7, 5 gewürfelt. Schei*e. Da habe ich erstmal gedacht: okay, als einziger Anfänger am Tisch schon mal den Start verhauen, null Einkommen in Runde 1, das kann ja heiter werden...
Aber der Ausgleich, dass man einen Bogen und ein Holz bekommt, klappt so halbwegs. Ich war nicht völlig aus dem Spiel und konnte mich zurückarbeiten. Am Ende den eigenen Plan und Neufundland komplett zugepuzzelt und sogar noch Teile übrig. Zu wenig Risiko gegangen. Ach ja: mit 109 Punkten knapp Zweiter geworden hinter dem Erklärer, der das Spiel schon so zehnmal gespielt hatte. Wenn ich die Berichte oben lese, scheint das für einen Anfänger gar nicht so schlecht zu sein.