Beiträge von MetalPirate im Thema „CMON: Rising Sun - Geistiger Nachfolger von Blood Rage“

    Ich sehe zumindest Rising Sun als relativ risikolosen Kickstarter, im Zweifel kann man bei Nichtgefallen alles ohne Verluste wieder loswerden.

    (Auf keinen Fall gegen dich gerichtet, ich wünsche dir und allen anderen ggf. einen verlustfreien Weiterverkauf, aber mal ganz allgemein:)


    Irgendwann wird die CMON-Blase platzen (müssen), wenn immer weniger der dort produzierten Sachen aus voller Überzeugung zum eigenen Spielen gebacken werden und immer deutlicher potenzieller Weiterverkauf, zumindest als Plan B, die Entscheidung zum Backen bestimmt. Ich bin mal gespannt, was passiert, wenn irgendeine der CMON-Miniaturen-Orgien den vorherigen Erwartungen so wenig gerecht wird wie das, sagen wir mal, bei SeaFall der Fall war. Vielleicht rettet sie ja die unter Miniaturen-Mal-Freaks manchmal zu findende Haltung "Super Preis! Bei $150 für 187 Miniaturen kostet jede Miniatur nicht mal einen Dollar!!11!!" (für mich als Spieler eher unverständlich :) ), aber das ändert nichts daran, dass bei CMON durch die weitverbreitete Haltung "ich kann zwei Exemplare backen und das zweite zur (teilweisen) Finanzierung des ersten weiterverkaufen" mittlerweile ganz klar eine Blase aufgepumpt wird -- was eigentlich nach gesundem Menschenverstand nicht auf Dauer so gut gehen kann.

    Da die Clans nicht die gleichen Spielfähigkeiten haben, ist eine größere Anzahl von Clans allerdings auch bei kleineren Spielerzahlen von Vorteil, weil man einfach mehr Auswahl und Varianz hat.

    Das ist kein allzu starkes Argument, warum man zwingend bei KS mitmachen müsste. Es hindert einen ja niemand daran, mit den Figuren eines Basisspiel-Clans nach den Sonderregeln des KS-exklusiven Fox Clans zu spielen. Die KS-exklusiven Miniaturen braucht es dazu nicht.

    Wahrscheinlich liegts aber daran, dass ich beschränkende und starre Mechanismen in Euogames eher akzeptiere und als "ist halt so gewollt" annehme als in thematischen Miniaturen-Spielen.

    Na, siehst du, geht doch. Da hat sich meine Nachfrage ja schon gelohnt. :)



    Puerto Rico löst bei mir auch keinen Freudenschrei aus, ist aber für ein Eurospiel recht gut.

    Kann ich genau so unterschreiben.

    Andere Dinge gefallen mir auch nicht ganz so gut: Der aktive Spieler entscheidet was ALLE Spieler in der Runde tun (marschieren, rekrutieren usw...) - Als Spielmechanik gefällt mir diese "Gleichschaltung" nicht so gut. Ist mir irgendwie zu einfach gestrickt auf den ersten Blick...

    Das ist ein ganz klassischer Spielmechanismus, populär gemacht durch Puerto Rico (2002). War früher als Rollenwahl (role selection) bekannt, ist aber in den letzten Jahren irgendwie aus der Mode herausgefallen. Einer wählt relativ frei eine Aktion ("Rolle"), er macht sie mit einem zusätzlichen Bonus, alle anderen machen sie nachfolgend in der Standard-Version. Rising Sun ist im Prinzip genau das Gleiche mit dem Unterschied, dass vorher bei der offenen 2er-Allianz-Festlegung bestimmt wird, wer bei welchem Spieler vom Bonus mitprofitiert.


    Rein spielmechanisch betrachtet hat role selection durchaus Vorteile. Alle Spieler sind konstant eingebunden, und wenn klar ist, dass Spieler X die von Spieler Y gewählte Aktion machen darf bzw. muss, dann gibt's auch wenig Raum für unnötige Grübeleien. Bei 4 Spielern wählt man eben nur ein Viertel seiner Aktionen wirklich selbst, und wenn diese Wahl interessant und bedeutsam genug ist, z.B. weil sie die Wahlmöglichkeiten der Nachfolgenden irgendwie beeinflusst (d.h: wähle so, dass der Konkurrent in der aktuellen Runde wenig mit seiner Aktion anfangen kann und/oder später bei seiner Wahl nichts mehr für ihn dann Brauchbares wählen kann), dann kann man mit einem Rollenwahl-Mechanismus als Kern absolut interessante Spiele zusammenbauen.


    Zurück zu Rising Sun. Der Rest vom Spiel (genauer: von dem, was im Video zu sehen ist; Regeln gibt's ja noch keine) ist für meinen Geschmack auch alles sehr gewöhnlich, um nicht zu sagen bieder. Standardkost mit Mehrheiten auf einer auffallend kleinen Karte. Ersteindruck: Teures 0/8/15-Spiel mit vermutlich hochwertigen Miniaturen dabei. Brauche ich nicht.

    Gestern abend habe ich mir das Gameplay Video angeschaut. Mein Interesse an dem Spiel ist ziemlich abgekühlt. Oder positiv betrachtet: Geld gespart. :)


    Bei Blood Rage war ich damals knapp vor dem Backen, aber hier reizt mich wenig bis gar nichts. Insbesondere vom Diplomatie-Anteil hätte ich mir wesentlich mehr erwartet, nachdem #Diplomacy als "distant ancestor" und Inspiration offiziell genannt wurde. Diplomatie beschränkt sich bei Rising Sun auf offen bekannte 2er-Allianzen, die am Rundenbeginn ausgehandelt werden (was ist eigentlich bei ungerader Spielerzahl?), und das bedeutet dann auch nicht viel mehr als dass sich der Rollenwahl-Bonus ebenfalls auf den Alliierten erstreckt. Außerdem gibt's die "Betray"-Rollenwahlkarte, um dem Alliierten Figuren wegzunehmen. Das ist alles. Meh.


    Das alte Diplomacy (ein über 50 Jahre altes Spiel!) lebt davon, dass sich sehr subtil gemeinsame Interessen ergeben, die wechselnde Allianzen natürlich befördern, und zwar als Solospiel bis Allianzen in allen denkbaren Zwischenformen und Größen, sich stets natürlich verändernd und vor allem: niemals offen, immer "hidden information" ohne jeden Zwang für irgendjemand, sich daran zu halten. Etwas vergleichbares kann ich bei Rising Sun absolut nicht entdecken. Das Allianz-System wirkt da vergleichsweise statisch und gezwungen. Und ob sich ein Verrat lohnt, kann man bei Rising Sun ja auch relativ leicht in Form von Siegpunkten ausrechnen; das ist ja quasi die Verrat-Drohung durch demonstratives Schwingen des Holzhammers. Kein Vergleich zu den fiesen Gemeinheiten, die Diplomacy bietet, um "Verbündete" komplett unerwartet hinterrücks zu erdolchen...

    Nach 25 Minuten voll finanziert...

    ...und das bei $300K Finanzierungsziel. Ich hab's mal auf Erinnerung gesetzt, aber bisher reizt mich hier eher wenig. Wenn das Eingehen und Brechen von wechselnden Allianzen zwischen den Spielern ein Hauptelement des Spiels ist (so wie bei Diplomacy), dann wäre es naheliegend, dass man (so wie bei Diplomacy) am besten mit Vollbesetzung spielen sollte. Das ist mir dann zu speziell angesichts des hohen Preises. Und einen Mangel an teuren Crowdfunding-Spielen, in die man sein Geld versenken kann, haben wir ja nun wirklich nicht zu beklagen.