Beiträge von ravn im Thema „New Angeles“

    Geht auch gut zu viert. Man sollte nur bereit sein, je nach Situation mal den einen oder anderen zu unterstützen. Das läuft dann zu fünft einfacher, weil Vorschlag und Gegenvorschlag potentiell drei Mitspieler haben, die zu überzeugen sind. Ob vier oder fünf, wichtiger ist nach meiner Spielerfahrung damit eher, dass alle das Spielsystem verinnerlicht haben und aktiv mitspielen wollen.

    New Angeles lebt von den Abstimmungen über die auszuführende Aktionskarte. In einer Erstpartie muss man erst einmal verstehen, wie das alles spielmechanisch zusammenhängt, um sinnvoll Abstimmungen zu inszenieren oder gegenzuhalten oder zu wissen, wann man warum dafür oder dagegen stimmen sollte. Sehr dynamisch, sehr interaktiv. Zudem muss man den Überblick bekommen, was diese Vorteilskarten können und wie mächtig die teilweise sind.


    Deshalb kann ich gut nachvollziehen, warum eine Partie gemischt aufgenommen und ggf. anders empfunden wird, je nachdem wieviel Einfluss man auf das Spielgeschehen ausüben konnte. Wenn alle immer gegen einen stimmen und man auch nicht sieht, wie man zeitweise Verbündete für gemeinsame Ziele gewinnen kann, dann kann so eine Partie sicher langatmig bis ernüchternd werden. Deshalb im Zweifel lieber mehrmals spielen, sofern man das Spiel in seiner Runde im Erstkontakt nicht verbrannt hat.

    War eine gut kommunikative Runde und hat mir Spass gemacht. Danke, dass ich mitspielen konnte. Als geheimer Verräter der Runde war es anfangs gar nicht so einfach, meine persönlichen Interessen durchzubringen, um das benötigte Kapital zum Spielsieg zu bekommen. Kannte ich aber schon, da ich als Nicht-Erstspieler dazu auserkoren war, den Medizinkonzern zu spielen und da ist die Argumentation, die anfangs nicht so offensichtlich schlechten Seuchenmarker zu entfernen, nicht so einfach. Andere Vorschläge gehen da eher durch. Kam dann auch so und bis zur Spielmitte konnte ich kaum Kapital ansammeln. Aber dafür haben die Seuchenmarker zugenommen und irgendwann mussten meine Konkurrenten einfach meine "entferne bis zu 4 Seuchen"-Karte abnicken. Das brachte mir das noch benötigte Kapital.


    Ansonsten hab ich das Spielgeschehen laufen lassen. Niemanden direkt benachteiligt, sondern auf gut Freund und Unterstützer gemacht, weil es mir als Verräter eh völlig egal war, wer da ein wenig oder mehr Kapital oder Karten bekommt. Stattdessen Vorschläge unterstützt, die wenig für das Allgemeinwohl gemacht haben, sondern eher für einzelne Spieler. So hat sich langsam aber stetig der Neid gemehrt, ich war aber nicht das Ziel, weil kein offensichtlicher Profiteur davon. In Folge hat das auf Basis dieser Jetzt-aber-ich-auch-mal-zuerst-Stimmung ausgereicht, dass die New Angeles ins Chaos gestürzt ist. Aber eben nicht zu früh, weil ich musste ja noch auf die Kapitalerträge meiner Seuchen-entfernen-Karte warten. Deshalb habe ich auch mehrmals scheinbar grosszügig selbst auf Vorteile verzichtet, damit der Kapitalabstand untereinander nicht zu gross wurde. Weil dann ist immer die Gefahr, dass ein chancenloser Spieler alle zu früh ins Verderben reisst - mich auch. Als Verräter spielt sich New Angeles gut als unauffälliger Strippenzieher.


    Aber ja, ich kenne auch die Situation aus anderen Runden, wenn man einfach nicht voran kommt, keine Vorschläge durchkommen und man sich eher gespielt fühlt. New Angeles ist da knallhart und nimmt auch keinerlei Rücksicht und kann deshalb destruktiv wirken. Was ein wenig hilft, wenn jeder Spieler eine Kurzübersicht der Aktionskarten und Fraktionen sowie der Status-Marker hat, um so das Spielgeschehen auf dem Plan und die Interessen und Möglichkeiten der Mitspieler einschätzen zu können. Und ja, eine Erstspielerrunde ist auch immer ein Kennenlernen der Möglichkeiten, weil das Spielgeschehen so anders als üblich ist. Verstehe aber auch gut, wenn man eher positivere Stimmungsspiele mag.

    Wenn schon zitieren, dann bitte im Sinnzusammenhang:


    "weil ansonsten hast Du immer ein gewisse Sprachbarriere, wenn da deutsch-englisch-denglisch über englischsprachige Karteneffekte verhandelt wird"

    Kannst Du aber gerne alleine mit Dir ausdiskutieren. Die Wortklauberei des unknowns langweilt mich.

    Wegen der ganzen Verhandlungen empfehle ich auch die deutschsprachige Version, weil ansonsten hast Du immer ein gewisse Sprachbarriere, wenn da deutsch-englisch-denglisch über englischsprachige Karteneffekte verhandelt wird. Zumal es die Heidelberger-Asmodee-Ausgabe schon unter 50 Euro gibt. Das FFG-Original war damals teurer.

    bei New Angeles ist das Gefühl - die Angst vor einem Verräter - nicht halb so ausgeprägt wie bei BSG, weil das ganze Ziel ein komplett anderes ist. Bei New Angeles gewinne ich, wenn die Stadt nicht ins Verderben stürzt und ich besser bin, als der Gegner den ich am Anfang des Spiels verdeckt gezogen habe. Ich habe als prinzipiell einen Rivalen im Auge und versuche nur nebenbei den Verräter zu erspähen. Auch dass jeder für sich gewinnen will, ändert die Ausgangslage dramatisch.

    Bei uns steht morgen die erste Partie an – 6 Spieler. Ich freu mich wahnsinnig :D Nach dem ersten einarbeiten des Spiels mal eine Frage zu dem Verräter. Wenn jeder nur auf sich guckt und den Verräter nicht so wirklich beachtet wird, hat der dann nicht total leichtes Spiel?

    Bei New Angeles kannst Du nicht nur auf Dich schauen. Schon alleine, weil man sein persönliches Spielziel als Nicht-Verräter hat, besser als der geheim zugeloste Kokurrent zu sein, aber eben nicht das ganze System kollabieren zu lassen, was der Verräter gerne möchte. Somit steht jeder Mitspieler unter Verdacht, der potentielle Verräter zu sein.


    Aber ja, wenn jeder nur auf seinem eigenen Vorteil bedacht ist und dabei das System kollabiert, hat man selbst verloren. Also versucht man solche Mitspieler auszubremsen und zeitgleich selbst möglichst viel (= mindestens mehr als der eigene Konkurrent) vom Kuchen abzubekommen. Ein Tanz auf der Rasierklinge und genau das macht für mich die Faszination von New Angeles aus. Aber auch gerade deshalb braucht es zwingend eine Spielrunde, die in den Verhandlungen aktiv dabei ist und sich nicht zurücklehnt. Dazu muss man aber erst einmal (im Laufe der Partie) verstehen, wie die einzelnen Faktoren zusammenhängen, welche das System instabil werden lassen. Weil meist möchte man selbst ja eine gewisse Instabilität, um mit seinem Konzern dagegen angehen zu können und "zum Wohle aller" dann Gewinn daraus zu schlagen.


    Wünsche viel Spass - lohnt sich das Spiel! :)

    Funktioniert, wenn eben alle mitdiskutieren und sich einbringen und Vorschläge und Gegenvorschläge machen. Dazu muss man das Spiel aber erstmal verstanden haben in seinen Möglichkeiten und Auswirkungen. Also häufiger spielen, weil man in den ersten Runden einer Erstpartie erstmal ins Spieln kommen muss. Je weniger Mitspieler, desto höher die Chance, dass das Spiel nur dahinplätschert, weil sich eben nicht alle reinhängen wollen, um auf Augenhöhe knallhart zu verhandeln und um Gefälligkeiten und Gegengefallen zu schachern. Wer sich hier überwiegend passiv zurücklehnt, sollte lieber etwas anderes spielen, weil der könnte das gemeinsame Spielerlebnis nach unten ziehen. Ich empfehle eher 5 Mitspieler, weil es dann mehr wechselnde Zweckbündnisse geben kann. Definitiv kein Spiel für jede Zielgruppe. Kein Eurogame eben.

    Und wie ist seit den letzten Posts deine Meinung gereift?

    Gar nicht. Schlicht weil es nach einer Zweitpartie in Bad Holzhausen nicht mehr aufm Tisch kam. Andere Spiele waren da zugänglicher. Eventuell auch wegen der Spruchhürde. Deshalb bedauere ich, dass ich nur die englische Version habe, weil das schränkt die potentielle Spielrunde weiter ein.

    New Angeles gibt es in der deutschsprachigen Version für 50 Euro auf der Messe - gesehen bei Tellurian. Die Originalversion war damals rund 20 Euro teurer.

    @Machiavelli101 : An Cosmic Encounter hat mich erinnert, dass es pro Spielzug die zwei Hauptspieler gibt (Angreifer und Verteidiger bei CE, Angebot und Gegenangebot bei New Angeles) und die restlichen Spieler jeweils einen der Hauptspieler unterstützen können. Klar, die Mechanismen sind nicht deckungsgleich, vom Spielgefühl empfand ich es allerdings ähnlich. Allerdings liegt meine letzte CE-Partie auch rund 23 Jahre zurück - in der deutschsprachigen Ausgabe mit Holzscheiben.


    Bei BSG gibt es zwar die Skill Checks, die sehe ich in New Angeles aber eher aufgeteilt über mehrere Spielrunden, so dass man gemeinsam oder eben auch nicht darauf hinarbeiten kann, die geforderten Ressourcen zu erhöhen. Wie man darauf hinarbeiten kann sind dann bei New Angeles die Verhandlungen über Angebot und Gegenangebot per Aktionskarten, von den Spielern bestimmt, während es bei BSG eine zufällige Bedrohung gibt, die per gemeinsamer Skill-Checks-Beteiligung abgehandelt werden. So gesehen kann man einige Mechanismen schon wiedererkennen, aber eben ganz anders zusammengesetzt. Vom reinen Spielgefühl, gemeinsam eine Bedrohung / Anforderung zu bestehen, aber dann doch wohl irgendwie vergleichbar.


    Aber eigentlich ist New Angeles ein eigenständiges Spiel, wo jeder Vergleich nur hinken kann. Ist dann höchstens eine Annäherung. Auch mein Vergleich.

    @Sternenfahrer: Bei New Angeles hilft eine gute Ausleuchtung und ruhige Umgebung nicht nur, nach meiner Erstpartie empfinde ich es inzwischen als zwingende Voraussetzung. Eben weil der Spielplan eher düster gehalten ist und die wichtigen Status-Informationen sich zu wenig von der Spielplangrafik abheben. Und da das Spiel auf Verhandlungen und damit Kommunikation aufbaut und zudem Kartentexte wegen ihrer Winzigkeit vorgelesen werden sollten beim Ausspielen, muss man seine Mitspieler auch ungestört verstehen können. Sich über 3 Stunden "anschreien" zu müssen, weil sich der allgemeine Hintergrund-Lärmpegel gegenseitig hochschaukelt, empfand ich dann doch eher anstrengend. Deshalb auch mein besonderer Hinweis, wer das Spiel auf grösseren Spieletreffs erstspielen wird.


    :drums::secret::moil:


    Bei Railroad Revolution, das keine direkte Kommunikation brauchte, war mir der Lärmpegel hingegen fast egal.


    So oder so, kann New Angeles nur empfehlen. Eben weil es endlich mal wieder ein anderen Spielgefühl auf den Tisch bringt. Aber eben ein sehr spezielles und deshalb sind andere Spiele da gefälliger, wenn eventuell auch langweiliger.

    Die Erstpartie New Angeles ist dann zum Glück doch noch zustande gekommen, wenn auch am eher späteren Freitagabend und nur in 4er-Runde:


    Für uns alle war es die erste Partie. Demnach brauchte es auch zunächst etwas Zeit, um ins Spiel zu kommen, die Mechansimen und Zusammenhänge zu verinnerlichen. Ein paar Regeldetails mussten wir nachschlagen, bei anderen Details haben wir dann später festgestellt, dass wir diese nicht ganz korrekt gespielt haben. In der Summe brauchte diese Erstpartie dann auch rund 3 1/2 Stunden reine Spielzeit ohne die Erkärzeit vorab gerechnet. Die Spieleschachtel spricht von 120 bis 240 Minuten, so dass wir dann doch ganz gut im Schnitt lagen. Zumindest war am Ende klar, dass New Angeles auch zügiger gespielt werden kann, wenn man mehr Überblick hat. Somit halte ich knapp 3 Stunden für 4er-Partien durchaus für realistisch, wenn eben alle wissen, was man wie machen und umsetzen kann und die Rahmenbedingungen idealer sind.


    Klar war aber auch, dass so eine Partie New Angeles die nötige Zeit für sich beansprucht, weil wir als Spieler offensiv bestimmen, was verhandelt wird, ob es konkrete Gegenangebote gibt und ob man seine lieben Mitspieler davon überzeugen kann, dass die eigene Aktion auch und besonders in ihrem Interesse ist und deshalb Unterstützung verdient. Wie weit man das auslebt in seiner Rolle als Megakonzern ist dann wohl eher vom Spielertyp zu Spielertyp unterschiedlich. Allerdings geht es weniger darum, die Anderen totzulabern, sondern durch Argumente zu überzeugen. Und genau da fängt die Schwierigkeit einer Erstpartie an.


    Die Spielmaterialien von New Angeles sind in der Summe eher auf stylisch-atmosphärisches Aussehen getrimmt und weniger auf Übersichtlichkeit. So ist der Spielplan eher dunkel gehalten, wirkt in und um seine Stadtbezirk-Grafiken unruhig bis überladen und kann deshalb schnell von den eigentlich wichtigen Informationen ablenken. Denn wichtig ist Folgendes: Welche Ressourcen werden wo in welcher Menge produziert. Welche Verbindungswege gibt es zwischen den Stadtbezirken. Welche Gesamtnachfrage an welchen Ressourcen ist verlangt? Wer hat aktuell wieviel Vermögen? Um wirklich gezielt spielen zu können, muss man diesen Status auf dem Spielbrett jederzeit erfassen können. Ansonsten droht das Spielgeschehen ein wenig willkürlich zu wirken und zu werden, wenn man einfach irgendwas macht, ohne den Überblick zu haben.


    Dazu kommt, dass die entscheidenden Spielkarten in FantasyFlightGames typischer Minigrösse umgesetzt sind. So haben die Aktionskarten wie auch die Vermögenswertkarten viel Text auf wenig Raum und sind realistisch gesehen von der anderen Tischseite nicht mehr lesbar. Da sich aber das ganze Spielgeschehen um Verhandlungen über zwei offen auf dem Spielbrett ausliegende Aktionskarten (ein Angebot und ein mögliches Gegenangebot an Aktionen) und einer Vermögenswertkarte (als Bonus für den Spieler, der seine Aktionskarte durchbekommt) dreht, müssen die wortgetreu vorgelesen und dann für die laufenden Verhandlungen erinnert werden. Dabei sind die Details, was diese Aktionkarte machen wird, durchaus wichtig. Ebenso wichtig ist, welchen Bonus die Vermögenswertkarte bietet, wie stark man die also in welcher Mitspielerauslage einschätzt.


    Deshalb empfehle ich für New Angeles dringend einen bestens ausgeleuchteten Spieltisch, der für alle Mitspieler einen unverstellten Blick aufs Brettgeschehen bietet und eine notwendig ruhige Umgebung, damit alle Mitspieler die aktuell zu verhandelnden Aktions- und Vermögenswertkarten auch mitbekommen und in erster Instanz rein akkustisch verstehen können. Das war situationsbedingt mit drei weiteren laufenden anderen Spielrunden auf eher beengten Raum bei weit fortgeschrittener Spielstunde bei uns leider nicht wirklich gegeben. In Folge hat deshalb die Übersicht gelitten und die wurde Spielzeit durch Nachfragen und Herumreichen der Karten nach oben getrieben.


    Ebenso weiss ich jetzt, dass ein paar Spielübersichten dem Spielgesehen gut tun würden: Welcher Megakonzern verdient durch welche Aktionen Geld? Damit man eben nicht umbemerkt die lieben Mitspieler unterstützt, denn am Ende des Spiels geht es um Geld im Vergleich zu den Mitspielern, wenn man selbst gewinnen will. Welche Aktionen bieten welche Aktionskartenstapel? So gibt es fünf Kartentypen mit jeweils vier unterschiedlichen Aktionen. Um gezielt Aktionskarten nachziehen zu können, muss man wissen, was die Aktionen machen. Das kann man gut zusammenfassen. Welche Investmentkarten gibt es? Davon gibt es nur 12 und wechselnd 4 davon sind immer aktiv im Spiel (bei einer 4er-Partie) und bilden sozusagen Zwischenziele für die einzelnen Spieler. Mit Blick auf so eine Kurzübersicht kann man dann erkennen, ob sich irgendwelche Aktionsmuster bei Mitspieler abzeichnen und ob man aktiv dagegen angehen sollte. Das alles sollte sich komprimiert umsetzen lassen. Gibt es aber faktisch noch nirgendwo.


    Denn nur wer die Übersicht hat, der kann auch wirklich gezielt spielen. Ob man sich die Mühe macht, alle verfügbaren Informatioen zu erfassen, um daraus abgeleitet für sich zu wissen, welche Verhandlungen aktuell für welchen Mitspieler Sinn machen und welche Gegenangebote man anbringen sollte, wen man unterstützt bei welchen Vorhaben und welchen Mitspieler und potentiellen Rivalen eben genau nicht, das alles entscheidet man selbst. New Angeles droht immer dann spielerisch zu verflachen, wenn man den Eindruck hat, keine Übersicht zu haben und damit auch keinen Plan, ob und was jetzt sinnvoll für die eigenen Interessen ist.


    Deshalb steht und fällt das Spiel und die Partie mit den Mitspielern und wie stark der Einzelne bereit ist, aus seinen Interessen zu handeln oder eher aus fehlender Übersicht nur Zufallsfaktor ist. Sobald die Partie in eine "ach ich weiss nicht"-Grundstimmung zu kippen droht oder wenn sich einzelne Mitspieler aus Informationsüberforderung aus dem Spielgeschehen zurücknehmen und -lehnen, sollte man aktiv gegensteuern. Funktionale Spielübersichten könnten da gegenwirken und helfen. Denn ob New Angeles über die komplette Spielzeit ein intensiv-interaktives, aber eben auch aus der eigenen Interessenslage begründetes, Geschachere um Aktionen und Boni und Entwicklungen auf dem Spielplan ist, die den eigenen Zielen entgegenkommen, und zudem dabei allen heraufordernd-atmosphärisch Spielspass bringen, liegt wirklich an jeden einzelnen Mitspieler.


    In der Summe ist New Angeles deshalb klar ein Spiel für den erfahrenen Vielspieler, der über die gesamte Spielzeit ins Spielgeschehen einbezogen sein will und sich auch jederzeit einbringt in Verhandlungen. Durch das Prinzip der direkten aber geheimen Rivalen und unterschiedlichen Interessen kann so eine Partie leider auch allzu schnell in sich zusammenfallen, wenn sich Mitspieler dominieren und spielen lassen. Somit braucht es bestensfalls eine Runde, die sich spielerisch auf Augenhöhe begegnen kann und will und bereit ist, sich dabei nichts gegenseitig zu schenken. Lieb und nett sollte anderswo stattfinden und das muss man eben mögen, damit einem New Angeles auch gefallen kann.


    Mein persönliches Fazit auch in Bezug auf unsere Erstpartie: New Angeles hatte am Ende dann doch mehr wichtige Regeldetails, als ich zunächst dachte. Eine zusammenfassende Erklärhilfe wäre toll gewesen. Gibt es aber noch nicht. So habe ich mich anhand der Spielrundenübersicht und vorab gelesenen und erinnerten Detailzusammenhänge bei meiner Erklärung entlang gehangelt. Sicher nicht optimal, aber erst jetzt nach einer Partie weiss ich, was wichtig zu vermitteln ist, was eher nebensächliche Details sind und wo die eigentlichen Fallstricke im Spielfluss und die Zusammenhänge und Auswirkungen der Aktionen liegen.


    Durch das sehr offene Spielprinzip, sozusagen ein Sandkarten an Möglichkeiten, die das Spiel einem bietet, die man erkennen und nutzen sollte, waren die ersten Züge notgedrungen eher ein Austesten und Erkennen der Zusammenhänge. Wichtig ist zu unterscheiden, welche Vermögenswertkarte in der eigenen offenen Auslage wann genutzt werden darf, ob diese einmalig ist, dauerhaft oder erschöpft. Weil genau diese Karten sind sehr mächtig, schaffen sie doch eine ansteigende Machtfülle und sind deshalb auch als Verhandlungs- und Handelsobjekte weitaus interessanter als reine Geldposten zu verschieben. Das hatten wir unterschätzt und in Details auch falsch gespielt, so dass wir auch Karten erschöpft haben, die dauerhaft ihre Wirkung gezeigt hätten. Zumal als zweite Verhandlungsalternative neben Versprechen und Vermögenswertkarten das Geld direkte Siegpunkte darstellt und man sich bestens überlegen sollte, wie viele davon man selbst abgibt und wem man welche Summe anbietet und wer am Ende davon profitieren wird.


    Die zufällige und geheime Rollenverteilung wollt es, dass ich eine direkte Konkurrentin hatte, die mich ebenso auch als Rivalen hatte. Wir uns also ein Wettrennen lieferten, wer wen auf der Vermögensleiste einholen und möglichst abhängen würde. Einen regierungstreuen Verräter hatten wir ebenso zufällig nicht im Spiel, auch wenn es zwischenzeitlich so aussah. Allerdings waren da diverse eigene Investment-Zielkarten wichtiger, als die allgemeine Bedrohung einzudämmen. So war es bis in die letzte Runde ein Kopf-an-Kopf-Rennen, um das meiste Vermögen, da die beiden anderen Mitspieler sich jeweils selbst als Rivalen gezogen hatten und deshalb mindestens zwei beliebige Mitspieler hinter sich lassen mussten, um persönlich zu gewinnen. Mir und meine Rivalin, von der ich bis zum Spielende nicht ahnte, dass es dann doch eine wechselseitige Rivalen-Beziehung war, ging es hingegen nur um die relative Position. Damit erklärte sich für mich dann auch die Spielweise, die mir in der laufenden Partie mehr und mehr rätselhaft bis planlos-zufällig vorkam, aber keineswegs war. Hallo Durchblick und so!


    Am Ende war ich dann mitschuldig daran, dass wir alle verloren haben. Die Bedrohung wuchs auf 26 statt nur 24 an, was knapp aber immer noch ok gewesen wäre, das Spiel war in der letzten Nachfragephase zu Ende, als die Bedrohung den Schwellenwert von 25 überschritt. Aber es ging für meinen persönlichen Spielsieg darum, noch möglichst viel Kapital mit meiner letzten Investment-Karte einzusammeln und dafür musste die Produktion niedrig gehalten werden und die Nachfrage wurde in Folge nicht erfüllt. Nicht (von mir) beachtet kam dazu, dass die Bedrohung eben vorab zusätzlich durch einen Overflow an feindlichen Einheiten zunahm. Das war am Ende dann eben ein wenig zu viel. Die persönliche Gier hatte gesiegt - nicht nur bei mir, weil warum sollte gerade ich zurückstecken - und im Zuge des Wettstreits um mehr und mehr Kaptial gesiegt und niemand von uns hatte dabei gewonnen. Heftig, aber eben auch selbst verschuldet. So muss es sein!


    Weitere Partien werden sicher noch folgen. Allerdings sehe ich das Spiel klar als Nischenspiel, weil es eine ausgewählte Spielrunde braucht, die vorab weiss, auf was sie sich da einlässt. Zudem ist die Sprachhürde klar gegeben, denn Kartentextdetails sind wichtig. Durch Spielhilfen wie auch eine Ablagebank für die Aktionskartenhand kann man den Einstieg, die Übersicht und das Handling verbessern. Weil so kann man sich besser aufs eigentliche Spielgeschehen konzentrieren und diese Konzentration ist bei so einem fordernden Spiel auch nötig. Spielerisch liegt New Angeles für mich näher an Machtspiele von Eggert und Cosmic Encounter von FFG als an dem oft zitierten BattleStar Galactica, von dem es nur funktionale Randmechanismen ausgeliehen hat. Der Kern des Spiels sind offene Verhandlungen und diese direkte Spielart muss man mögen, damit einem New Angeles gefallen kann. Mir hat es gefallen - insgesamt eine 8 von 10, eben weil es doch nicht ganz so einfach zu spielen ist und FFG den Einstieg optimaler hätte erleichtern können. Wertungstendenz mit Potential nach oben, wenn es dann wirklich rund läuft.


    Cu / Ralf

    Mitte Dezember ist New Angeles in meine Spielesammlung eingezogen. Als alter Fan von kommunikativ-konfrontativen Spiel mit Verräterkomponente musste ich es einfach haben. Für Freitagabend ist die Erstpartie angedacht, sofern denn mindestens drei weitere Spieler ausreichend Interesse zeigen. Denn das Spiel braucht zwingend Mitspieler, die es nicht nur spielen wollen, sondern die Spielmechanismen mit Leben füllen.


    Wir sind Sci-Fi-Megakonzerne in der Metropole New Angeles und im Kern geht es um offene Verhandlungen. Ein Spieler schlägt eine seine Aktionskarten vor, die ausgeführt werden soll. Andere Spieler können einen Gegenvorschlag machen, welche von deren Aktionskarten denn stattdessen ausgeführt werden sollte. So steht schliesslich eine potentielle Aktion einer anderen potentiellen Aktion gegenüber und die anderen Spieler können per abgeworfene Aktionskarten für eine der Aktionen stimmen. Der Gewinner bekommt zudem eine Vorteilskarte zugesprochen.


    Solche Vorteilskarten kann man ebenso wie Siegpunkte als Verhandlungsmasse in die Runde werfen und auch mit Versprechen koppeln. Und genau da fängt das Spiel an, interessant für mich zu werden. Absprachen, die direkt ausgeführt werden können, sind bindend. Absprachen, die sich auf zukünftige Handlungen beziehen, hingegen nicht. In allen Reviews, die ich bisher gelesen und gesehen habe, liegt da aber auch der Knackpunkt des Spiels. Die Mitspieler müssen sich aktiv einbringen, dabei zusehen, dass die eigenen Interessen gewahrt bleiben und möglichst viel Profit rausschlagen. Wer sich zurücklehnt und das Spiel passiv an sich vorbeistreichen lässt, weil es einem zu direkt und zu konfrontativ und zu viel Geschachere ist, der nimmt der Spielpartie die Chance, wirklich gut zu werden. Genau deshalb wird es auch so kontrovers diskutiert. Auf die reinen Spielmechanismen reduziert ist das Spiel eben kein Selbstläufer, sondern bietet stattdessen eine Spielwiese (nein, nicht der Spieletreff in Berlin!) an Möglichkeiten an.


    Zwei Spielrunden mit jeweils mehreren Aktionskarten hat man Zeit, die vorab offen für alle bekannten Zwischenziele zu erreichen. Ansonsten nimmt das Chaos in der Stadt zu und das vorzeitige Spielende droht. Auf dem Weg möchte man aber gerne so viel wie möglich selbst von den Umständen profitieren, ohne zu sehr die Mitspieler profitieren zu lassen. Aber Kompromisse wird man machen müssen, da man wird sich kaum alleine gegen alle durchsetzen können.


    Zudem hat jeder Spieler seine eigene Siegbedingung. Es können also mehrere Spieler am Ende gewinnen oder eben auch kein einziger. So hat man entweder einen direkten, aber eben geheimen Rivalen, den man in Sachen Siegpunkte übertrumpfen muss. Der Rest ist egal. Oder man muss zwei/drei (je nach Spielerzahl) andere Mitspieler, die man dann allerdings selbst wählen und ändern kann, in Siegpunkten schlagen. Oder man arbeitet für die Regierung und will den Kollaps von New Angeles provizieren, dabei aber zeitgleich ein gewisses Mindestmass an Siegpunkten einfahren. Der Verräter sozusagen, der das Spiel vorzeitig beenden kann, dabei gezielt gegen alle anderen spielt, aber eben nicht zu offensichtlich, um nicht durch die eigenen Taten enttarnt zu werden.


    Vom eigentlichen Regelwerk ist New Angeles eher einfach und gradlinig gehalten. Sonderregeln und Ausnahmedetails gibt es nicht wirklich. Beim Regelstudium hatte ich eher den Eindruck, dass die Regeln bewusst so einfach gehalten sind, damit sich auf dieser einfachst zu verinnerlichten Grundlage, das eigentliche Spielgeschehen zwischen den Mitspielern abspielen kann und nicht im individuellen Kampf gegen Regeldetails. So langsam hat es FFG auch verstanden, wie man das Regelwerk auf zwei Hefte aufteilt - einmal zum schnellen Spieleinstieg und dann zum Nachlesen der Details bei Bedarf. War schon bei Villen des Wahnsinns 2nd Edition gelungen, hier jetzt auch. Zumal das Spiel jetzt auch nicht so detailkomplex ist wie ein Star Wars Rebellion.


    Ein zweiter in diversen Reviews geäusserter Kritikpunkt sind die Investment-Karten. Die sind geheim und werden bei der Auswertung der offenen Zwischenziele ebenso ausgewertet. Für bestimmte Situationen auf dem Spielbrett wird man belohnt. Die sorgen für einen Glücksfaktor, denn im besten Fall findet man eine Ausgangssituation vor, die der eigenen Investment-Karte weitesgehend entspricht oder im gegenteiligen Fall scheinbar unmöglich zu erfüllen ist. Allerdings hat man immer die Auswahl aus zwei Karten und zudem zwei komplette Spielrunden Zeit, die Situation auf dem Spielbrett zu beeinflussen. Das ist eben Amitrash und das muss man mögen in solchen Spielen, die meilenweit davon entfernt sind, ausrechenbare Eurogames sein zu wollen.


    Mit Blick aufs Material zeigt sich ein typisches Fantasy Flight Games Produkt. Atmosphärischer Spielplan, Miniaturen als Eyecatcher, viele bebilderte Karten. Allerdings auch wieder Spielkarten im Kleinformat. Wer da Augenprobleme hat, sollte seine gute Lesebrille einpacken und für ausreichend Beleuchtung sorgen, denn die Texte der Aktionskarten sind gewohnt klein und aktuell nur in englischer Sprache. Die deutschsprachige Version der Heidelberger soll geplant im zweiten Quartal 2017 kommen, sofern die Übernahme durch Asmodee nicht alles über den Haufen geworfen hat. Spielhilfen gibt es aktuell keine, braucht es aber wohl auch nicht, zumal die Spielregelrückseite eine Kurzübersicht einer Runde sowie Auswirkungen von Miniaturen und Markern bietet.


    Ich bin gespannt, was die Erstpartie bringen wird. Anders vom Ansatz ist New Angeles allemal und auch wenn es gerne mit Battlestar Galactica verglichen wird, dieser Vergleich hinkt dann doch gewaltig. Das Spielgefühl und die Chance, eine Metaebene auf Grundlage der Spielmechanismen zu bilden, könnte aber gleich sein. Mal sehen ...