Frag mich nur, wieso manche der TM-Liebhaber das so vehement diskutieren. Ist das abwertend für Dich, wenn das Spiel "hauptsächlich" taktisch ist?? Hab ich nie gesagt...
Ich zähle mich auch zu den TM-Liebhabern, kann deine Sichtweise aber besser nachvollziehen als manch anderer hier. Ich finde die Argumentation "sieh ein, dass du dich irrst"; "du spielst einfach suboptimal" auch total daneben.
Insgesamt ist sowieso die Unterscheidung zwischen Taktik und Strategie nicht so einfach. Auf BGG gab es schon den ein oder anderen der meinte, dass Brettspiele viel zu kurz für Strategie sind und dass alles Taktik sei. Naja, teile ich jetzt so nicht. Für mich ist Strategie eher der generelle Plan, wie man sein Spiel ausrichtet. Wie man diese Strategie dann konkret Zug für Zug, möglichst optimal umsetzt geht dann aber schon wieder in Richtung Taktik.
Ich teile nicht die Behauptung, dass man einen Großteil der Karten bereits bei der Starthand sieht. Da gibt es vielleicht 5 für den Start interessante Karten (die man aber auch nicht alle kauft). Wenn man mit Drafting spielt, sieht man vielleicht dann ca. 2-3 für die dann jeweilige Situation interessante Karten. Bei acht Runden also ca. 20. Entsprechend sieht man nur ein Fünftel am Anfang. Auch die Strategien, die man durch die Startkonzerne und Starthand bekommt, sind jetzt nicht wirklich ausgefeilt. Das geht dann eher in Richtung "Bonus auf Titan" -> "Titanproduktion steigern und Weltraumprojekte draften" oder "Bonus auf Stahl und zwei Gebäudesymbole" -> "Stahlkarten draften und den Gebäude-Award ins Auge fassen". Aber das gibt doch nur die grobe Richtung vor (ganz zu schweigen, dass da oft nicht ein konkreter Plan wie man an Punkte kommt Teil davon ist) und ich muss dann tatsächlich jede Runde schauen, ob ich Karten erhalte, die mir was in diese Richtung bringen. Oder erhalte ich andere Topkarten, die mir eine weitere Ausrichtung geben. Beispielsweise bin ich in der letzten Partie mit oben beschriebener "Titanstrategie", hatte dann aber in der zweiten Runde eine Karte mit 3€ Bonus beim ausspielen von Events (Pfeil-nach-unten Icon auf den Karten) bekommen. Das hat mein weiteres Spiel eigentlich mehr geprägt als die vorherige Grundausrichtung. Wenn man dieses Anpassen je nach dem was einem gerade auf die Hand kommt als eher taktisch sieht, kann ich mavos Sicht nachvollziehen. Wenn man sagt, alles was über einen Zug hinausgeht, sei strategisch, dann wäre natürlich jede Karte, die die Produktion steigert (Ressourcen erst in der nächsten Runde) rein strategisch. Ist aber nicht meine Sichtweise.
Aus folgenden Gründen finde ich TM auch weniger strategisch als manch andere aktuelle Spiele (wobei ich TM aber besser finde). TM ist auch nicht so über strategisch, da viele Karten relativ linear sind. Was meine ich damit? Viele Karten erhöhen einfach deine Produktion um einen festen Betrag oder geben dir einen sonstigen festen Bonus. Nur eine Minderheit skaliert, wie dass man irgendeine Produktion in Abhängigkeit der Anzahl bestimmter Symbole erhöht. Bei Wissenschaftssymbolen kann man noch bessere Karten bauen, wenn man bereits mehrer Symbole hat. Punktsalatspiele a la Feld, bei der man verschiedene Sachen machen kann, aber jede Sache umso mehr Punkte abwirft, je weiter man sie vorantreibt (z.B. Felder in Burgen von Burgund oder die Bahnhöfe in Great Western Trail). Das krasseste Beispiel (was mir gerade einfällt) ist aber Russian Railroads: Dort muss man sich richtig strategisch auf die Punkteengines konzentrieren; man kann das aber auch gut, da man ja schon zu Anfang fast vollständig weiß, welche Aktionen man in den jeweiligen Runde machen kann. Da finde ich nichts vergleichbares in TM. Wie gesagt, da skaliert nicht so viel und die Planbarkeit ist auch weniger als in anderen Spielen. Es geht eher darum mal eine interessante Kombo aus zwei oder mehr Karten zu erhalten (z.B. eine Karte die Mikroben produziert und eine andere die damit was anfängt; oder Energieproduktion erhöht und eine andere die daraus Siegpunkte macht). Wenn man mal aber so eine Kombo auf der Hand hätte, dann gibt es aber nur selten die Situation, dass man die aufgrund seiner strategischen Ausrichtung diese Kombo nicht spielen würde.
Ich bin bei mavo, dass ein zentrales Element von TM ist, die aktuelle Kartenhand zu bewerten, was einem in der aktuellen Situation weiterhilft. Das kann man als Taktik bezeichnen; wenn man dann die Karten wählt, die im Einklang mi der strategischen Grundausrichtung sind, dann nennt man das halt Strategie.