Beiträge von Schlamuscle im Thema „Terraforming Mars“

    Dann fang ich doch mal mit den Ersteindrücken an. Also quasi ein Erstersteindruck! Korrigiere: Ein Zweitersteindruck!
    Gestern kam es an und abends in einer 3er-Partie auch gleich auf den Tisch. Insgesamt hat das Spiel einen guten, wenngleich auch nicht überragenden Ersteindruck hinterlassen. Vielmehr war es Überwältigung, die einen angesichts der 208 unterschiedlichen Projektkarten und der asymetrischen Aufstellung (wir haben mit unterschiedlichen Konzernen aber ohne die fortgeschrittenen Konzerne und entsprechender Karten gespielt) erwartet.


    Um dieses Spiel gut spielen zu können, braucht es einige Partien. Mit Intuition ist da auch nicht mehr viel zu holen. Zu welchem Zeitpunkt lohnt es sich, bestimmte Karten auf der Hand zu halten bzw. lohnt sich das für meine Situation überhaupt. Den Forschungsschritt sowie auch die Auswahl der Handkarten zu Spielbeginn finde ich aber äußerst reizvoll.
    Und natürlich drängt sich in einer Erstpartie auch mal das Gefühl auf, dass man "schlechte" Karten bekommt, während die Gegner ihr Ding durchziehen. Natürlich fragt man sich nach der ersten Partie, ob die unterschiedlichen Konzernfähigkeiten wirklich gut ausbalanciert sind. Gerade, wenn die Tharsis Republik das Spiel so nach Belieben dominiert und mit 100 Punkten vor mir (UNMI) mit 78 Punkten und dem dritten Spieler im Bunde (Thorgate) mit 75 Punkten gewonnen hat. Und das, obwohl er wiederholt Ziel aggressiver Karten war!
    Es ist schon ein netter Vorteil, wenn man auch von den Aktionen der Mitspieler profitieren kann, während man selbst für den eigenen Bonus zielgerichtet aktiv werden muss.
    Ich habe mich noch lange im Nachhinein gefragt, ob die festgelegte Erstaktion für die Tharsis Republik kostenlos ist (so haben wir es gespielt) oder ob er nicht doch hätte 25 Megacredits bezahlen müssen. Ersteres kommt mir mit den ihm sonstig zur Verfügung stehenden Boni und Startkapital zu stark vor. Zweiteres fast zu drastisch, da man ja auch erstmal eine Maschine zum Laufen bringen muss, und wenn es da am Anfang fehlt, holt man das im Spiel nie mehr auf.


    So jedenfalls hatte er auch schon einen guten Grundstock für einen Meilenstein und eine Auszeichnung. Das durch die Limitierung erreichte Gefühl eines Wettrennens um diese Faktoren fand ich großartig. Das Rennen um die exklusiven Meilensteine fand unter extremem Druck statt. Während ich mich anfangs recht sicher wähnte, den Meilenstein für den Terraforming-Wert spielend setzen zu können und von da ausgehend gucken, ob ich noch um einen zweiten Meilenstein wettringen kann, sollte sich sehr schnell als Trugschluss entpuppen. Der Tharsis-Spieler hatte sich früh als Gärtner hervorgetan und auch den Bürgermeister-Posten sichern können und beim Terraforming-Wert war ich lange Zeit nur um eine Nasenlänge voraus oder gleichauf mit den Mitspielern, und schließlich musste ich mittlerweile auch den Bauherren-Posten im Auge behalten, der dem Ziel von acht Karten immer näher kam. Letztlich konnte ich mir den dritten und letzten Meilenstein aber doch noch schnappen.


    Das Rennen um die Auszeichnungen ging deutlich entspannter vonstatten, ist dafür aber auch mit einem Risiko behaftet. Mit dem Risiko, eine Kategorie frei geschaltet zu haben, in der man von den Mitspielern ausgestochen werden kann und somit auch noch die Siegpunkte Anderer finanziert zu haben. Jedenfalls waren die drei Meilensteine längst belegt, ehe wir uns an die Auszeichnungen wagten. Auch hier legte der Tharsis-Spieler vor und schaltete die Grundbesitz-Auszeichnung frei. Eine recht ungefährdete Angelegenheit, hatte er zu dem Zeitpunkt doch bereits 15 Gebiete auf dem Mars im Vergleich zu den 10 oder 11, die wir Kontrahenten hatten. Auch den Banker konnte er sich sichern und ganz entspannt zurücklehnen. erst bei der dritten Auszeichnung, die lange vakant blieb, kam dann auf den letzten Drücker doch wieder das Rengefühl auf. Hätte der Thorgate-Spieler in seinem Zug nicht als drittes und letztes den Bergbau besetzt, hätte ich als nächster Spieler in der Reihenfolge die Wärme-Wertung ausgelöst.


    Und da wären wir bei einem Punkt, der mich schon etwas gestört hat. Ich bin davon ausgegangen, dass wir das Spiel mit Erklärung in 2 1/2 - 3Stunden durch bekommen. Zu dieser Einschätzung kam ich anhand der von anderen Spielern getätigten Aussagen, die das Spiel beim BGG schon bewertet hatten. Anfangs klappte das auch ziemlich gut und wir trieben die Parameter zur Nutzbarmachung des Mars schnell voran. Sauerstoff war ratzfatz auf 12 % und dann auch bei 14, Ozeane waren recht fix sieben von neun (Nerd-Witz bitte hier eintragen! ) im Spiel, nur bei der Temperatur wollten wir zunächst mal nicht so recht in die Pötte kommen,aber auch hier arbeiteten wir den Mars schließlich auf -2 Grad hoch. Es sah gut aus, dass wir das Spiel tatsächlich in 3 - 3 1/2 Stunden gespielt bekämen. Und das war der Moment, in dem alles ins Stocken kam. Ab dem Zeitpunkt wollte niemand mehr so recht die Parameter vorantreiben. Jeder wartete auf Gelegenheit, wie man sich selbst noch besser positionieren, wo noch Siegpunkte abzugrasen wären. Hinzu kommt, dass meine Spieler und ich AP-anfällig sind und Terraforming Mars mit all den unterschiedlichen Karten nun mal auch sehr denklastig ist und viele knifflige Entscheidungen bietet. Auch die Möglichkeit, während seines Zuges 1 oder 2 Aktionen auszuführen dient nicht gerade einer schnellen Entscheidungsfindung. Ende vom Lied: wir landeten bei 4 1/2 Stunden! Dieses Eingeständnis wird sicherlich Witz- und Zweifelkommentare herauf beschwören, aber wozu lügen und den Wert schönen? Sind wir halt langsamer unterwegs.


    Abschließend bleibt festzuhalten, dass es sich um ein wirklich schönes Spiel handelt (das gern auch qualitativ etwas höherwertige Spielermatten sowie Spielhilfen in ausreichender Anzahl hätte vertragen können). Ich freue mich über die inkludierte Philipp K. Dick-Anspielung und wüsste nach anschließender Spielbesprechung auch schon, wo man ansetzen könnte, es in Folgepartien besser zu machen. Während wir bei der Besiedlung des Mars stets nach den Platzierungsboni gierten, hätte man sich auch abseits des Äquators platzieren können und so Städte gründen, die potenziell zu jeder Seite von Grünflächen profitieren würden.