Beiträge von MetalPirate im Thema „Gibt es noch Rezensionen oder nur Product Placement Shows?“

    Eben weil einige Leute den ganzen geistigen Dünnpfiff für die breiten Massen, von dem es auf Youtube nur so wimmelt, immer auch als solchen erkennen werden, bin ich eigentlich recht zuverlässig, dass auch in Zukunft einige wenige Qualität-Review-Formate überleben werden. Ich wage dabei die Prognose, dass diese Qualitätssachen zwar bestimmt nicht ausschließlich, aber doch überproportional oft schriftbasiert sein werden. Wie irgendjemand weiter oben im Thread ganz richtig festgestellt hat, ist das schriftliche Ausformulieren eines gutes Reviews eine nicht zu unterschätzende Arbeit. Das verlangt immer eine gewisse Nachdenkleistung, die auch dem Inhalt zugute kommt und wirkt so gleichzeitig als qualitativer Filter. Wer einfach nur ungefragt seinen Dummschwatz in die Welt blasen will, nutzt dazu in der heutigen modernen Medienwelt halt eher Youtube. Das hat auch Vorteile für jeden, der auch im Jahre 2016 noch lesen und verstehen kann, ohne Hörbücher oder Verfilmungen zu brauchen... ;)

    Wenn man aber das Magazin nicht kennt, auf welcher Grundlage will man da ernsthaft diskutieren? Oder um was geht es hier?

    Ich stimme dir oft zu, aber hier geht es um eine öffentlich geäußerte und im Internet verbreitete Meinung zu Spiele-Bloggern, -Youtubern und -Zeitschriften, die völlig unabhängig davon existieren kann, ob und wie der Autor eine Spielezeitschrift betreibt. Warum sollte man das nicht auf einer abstrakteren Ebene losgelöst von der Zeitschrift diskutieren können?

    Ich finde es nur schade, wenn man der Meinung ist, es ist zwingend nötig "mal den Hammer rauszuholen". Eine kritische Meinung zu einem Spiel ist in Ordnung, wenn es angebracht ist.

    Da nicht alle Veröffentlichungen toll sind und ich von einem Rezensenten erwarte, dass er mir das Einteilen in über- und unterdurchschnittlich erleichtert, ergibt es sich für mich automatisch, dass es ab und zu notwendig ist, eine negative Kritik zu verfassen. Das gilt wohlgemerkt für denjenigen, der über seine Position, z.B. als Redakteur einer Spielezeitschrift oder Mitglied der SdJ-Jury, Zugang zu einer breiten Palette von kostenfreien Review-Exemplaren hat.


    Anders sieht's aus bei dem Blogger, der über die selbst vom eigenen Geld gekauften Spiele berichtet (so wie z.B. Rahdo am Beginn seiner Reviewer-Tätigkeit). Der Blogger/Toutuber wird in der Regel wenige oder gar keine Verrisse schreiben, denn warum sollte er sich Gurkenspiele kaufen? Das wird er in aller Regel zu vermeiden suchen. Wenn trotzdem eine kritische Meinung zu etwas kommt, weil man das Spiel z.B. auf einem offenen Spieletreff gespielt hat oder auch nur etwas in der Art von "von dem aktuellen Kickstarterprojekt XY habe ich die Spielregel gelesen, überzeugt mich nicht, weil [...]", dann umso besser, das hilft mir sehr, die Meinung des Rezensenten und damit seiner Reviews einzuschätzen, aber erwarten kann man das vom Hobby-Blogger oder Hobby-Youtuber oder Unknowns-Forenschreiber hier schlicht und einfach nicht.


    (Deshalb zielt die Fairplay meiner Meinung nach mit dem "Hammer-Rausholen-Müssen" auch ein bisschen am Ziel vorbei, so berechtigt das Anliegen im Grunde auch ist.)

    Dir ist klar, dass die zweite Staffel "Brettspielclub" überwiegend von Asmodee finanziert wurde?

    Nein, aber danke für Info. Trotzdem sehe ich für die nähere Zukunft nicht, wie man eine Familie durch Bloggen oder "Youtuben" über ein Nischenthema ernähren könnte.


    Eventuell will man ja nur unterhalten, sich selbst produzieren, Spass dabei haben und soviel dabei mitzunehmen an Vorteilen, wie möglich ist?

    Das dürfte das Selbstverständnis vieler "Youtuber" ganz gut treffen...

    @Reich der Spiele: gerade der von dir zitierte Satz aus dem Editorial zeigt doch wunderbar, wie überheblich und unwissend die Fairplay mit den webbasierten Formaten umgeht. Ich lese da erstens ein "der Web-Konkurrenz geht's nur ein Geld" (was definitiv falsch ist, das ist zeitintensives Hobby, mit dem man kein Geld verdienen kann) und zweitens ein "nur so wie wir das machen, ist es richtige redaktionelle Arbeit", was schon etwas überheblich ist. Drittens lese ich ein "Scheint auch wirklich toleriert, sogar bejubelt zu werden", was bei mir als völlig überflüssiges "mimimi"-Rumgeheule ankommt.


    Das Editorial spricht einen wichtigen Punkt an, da bin ich voll bei dir. Ganz ähnliche Sachen wurden hier im Forum ja auch schon in den diversen Threads über Rezensionen geschrieben. Aber mit der Art und Weise des Editorials hat sich die Fairplay meiner Meinung nach keinen Gefallen getan.

    Haltet mich gerne für naiv, aber meiner Beobachtung nach hat man heutzutage selbst als unbedeutender Amateurschreiber aus der Generation der "Jungen Wilden" eine eigene, gut gepflegte Webseite.

    Tja. Fairplay ist halt die Generation der zu spät gekommenen Alten. Der traditionelle Printmarkt wird von dem Platzhirsch Spielbox dominiert und die moderne Welt von webbasierten Formaten von Cliquenabend über diverse Blogs unterschiedlichster Machart bis Hunter & Cron.

    Bei den ganzen "Unterhaltungsformaten" auf Youtube frage ich mich oft, was bei diesem meist elend langen und weitgehend informationsfreien Geblubber jetzt unterhaltsam sein soll. Gegenbeispiele gibt's auch, z.B. das bereits erwähnte Shut Up & Sit Down im Spielebereich oder DigitalRev TV im Fotografiebereich. Das ist dann aber immer Unterhaltung gemacht von Leuten, die sich sachlich verdammt gut auskennen. Das ist meiner Meinung nach im Youtube-Bereich die klare Minderheit. Die meisten "Youtuber" kompensieren fehlendes Hintergrundwissen oft und gerne mit übergroßem Ego und dumm-dreist-coolem Auftreten. Bildzeitung ist niveauvoll gegen vieles, was sich auf Youtube tummelt. Immerhin muss man für deren Konsum noch lesen können -- eine Fähigkeit, die bei der Jugend klar auf dem Rückzug ist. Erinnert ihr euch noch an das Merkel-Interview von diesem vermeintlichen Youtube-Star? Au weia, wenn das die Zukunft der Informationsgesellschaft sein soll, dann gute Nacht.

    Ich hätte das "bei Youtubern wird alles übertrieben postiv dargestellt" jetzt eher auf Rahdo (oder Undead Viking oder andere "Hochjubler") gemünzt...


    Und naja, wir denken, wer austeilt, der sollte auch einstecken können. Besonders dann, wenn er uns vorwirft, wir könnten nicht austeilen.

    Ähem. Erstens seid ihr nie genannt werden. Passt auf, dass das nicht als "getroffene Hunden bellen" ankommt. Je größer ihr das jetzt aufbauscht, umso mehr gebt ihr der Fairplay recht. Und zweitens: Austeilen gegen andere Personen aus der Spieleszene, egal ob Fairplay gegen moderne Medien oder Youtuber gegen Printmedien, hat nichts aber auch gar nichts mit fundierter Kritik in Reviews zu tun. Wenn jemand Spiele in einem x-beliebigen Medium vorstellt, egal ob mit Fokus Rezension oder Unterhaltungsprogramm, dann bin ich über eine ausgewogenen Berichterstattung mit Pro und Contra immer froh. Aber das gegenseitige Beschießen von Youtuber zu Printmedium oder umgekehrt können sich beide Seiten von mir aus gerne klemmen, das interessiert mich herzlich wenig. Besprecht Spiele, nicht andere Reviewer!

    In der gerade online gegangen Sonderausgabe der Brettspiel-News nimmt Hunter zum Editorial der Fairplay Stellung

    Warum nehmt ihr da überhaupt Stellung?!


    Das war ein Rundumschlag gegen andere Medientypen mit völlig überflüssig konstruiertem Generationenkonflikt, inclusive Übertreiben und (bewusstem?) Missverstehen der Positionen der Gegenseite. Das alles unter Pseudonym verfasst in einem Editorial-üblichen Stil. Und was macht Hunter & Cron daraus, ohne überhaupt direkt angesprochen zu sein? Anstatt souverän zu reagieren, gibt's: einen Rundumschlag gegen Printmedien mit völlig überflüssig konstruiertem Generationenkonflik, inclusive Übertreiben und (bewusstem?) Missverstehen der Positionen der Gegenseite.


    Mit einem Wort: dämlich! ||(


    Dieses Rechtfertigungsgeblubber hat Hunter & Cron genauso wenig nötig wie die Fairplay das "Mimimi"-Geheule über den aus ihrer Sicht wohl unverdienten Erfolg moderner Kommunikationsformate.

    Ich finde es irgendwie fast schon belustigend, dass bei der ganzen Review-Diskussion jeder verstärkt auf den anderen zeigt. Die Blogger beschweren sich, dass auf einmal jeder ein eigenes Blog aufmacht anstatt bei ihrem ach-so-tollen-Blog (das gerade mal ein paar Monate länger am Start ist) Content-Zulieferer zu werden, die Zeitschriften lästern Richtung Youtube-Jubelarien, ohne selbst viel besser zu sein (gerade bei Produkten der Werbekunden) und die Kunden verlangen höchste Recherche-Qualität (aber zahlen will dafür natürlich keiner). Jeder hätte genügend Grund, erstmal vor der eigenen Türe zu kehren, insbesondere auch die Fairplay, die nun wirklich nicht unfehlbar ist oder gar der verkannte Nabel der Spielewelt, auch wenn sie sich gerne dafür hält. Fast schon witzig. Ein Reviewer, der mir sagen will, welche Art von Review die einzig Wahre ist, brauche ich aber genauso wenig wie die Spielefirma, die mir sagen will, welche Art von Spiel die einzig Wahre wäre.


    Liebe Reviewer und Rezensenten, macht einfach euer Ding, wie immer ihr wollt. Wenn ihr es gut macht, bekommt ihr Fan / Leser / Youtubekanalschauer / Follower / was-auch-immer. Und wenn ihr's ganz besonders gut macht, dann kann man damit vielleicht direkt oder indirekt Geld verdienen, wobei das mit einem Nischenprodukt grundsätzlich immer schwierig ist. Es gibt die unterschiedlichsten Informationsbedürfnisse, also ist genug Platz da für viele unterschiedliche Arten und Stile von Reviews, dem einen gefällt dieses, dem anderen jenes, eine gewisse Vielfalt ist doch schön. Aber, liebe Rezensenten, spart euch bitte die Schwanzvergleiche mit eurer Konkurrenz, die braucht kein Mensch. Macht's einfach besser. Bzw so wie ihr denkt, dass es besser wäre, die Konsumenten werden es schon zu würdigen wissen, so oder so.




    Wieso dürfen Jurymitglieder kein Geld von Youtube bekommen?

    Ich schätze, es geht um die Jury von "Spiel des Jahres". Die haben nämlich sehr strikte Regeln in Sachen Unabhängigkeit. WIMRE dürfte da noch nicht mal der Lebenspartner kommerzielle Verbindungen zur Spielebranche haben.