@fidel77 Auf deine oben genannten Vorschläge zum alternativen Namen, bin ich bei meiner damaligen Antwort leider nicht näher eingegangen, bitte entschuldige. Etwas generisches wie bspw. "championship handball" könnte ich mir mittlerweile gut als Name für das Spiel vorstellen und auch dein Vorschlag "Kreisläufer" ist eine Überlegung wert … Doch nun zu deiner fundamentalen aber auch differenzierten Kritik. Dafür schon mal ein Dankeschön vorab!
Wenn man den Ablauf des Konters rein mechanisch betrachtet, dann MUSS die Reaktion auf die Konteransage langsamer sein – also das Legen des Würfels auf die Ablage (sprich den "Schiedsrichterball", siehe dazu unten stehende Anmerkung). Der auf die "4" (den Konter) lauernde Ansager SOLL hierbei deutlich im Vorteil sein. Dazu muss man wissen, dass die "4" vergleichsweise selten gewürfelt wird und die Chance für einen Konter sich nicht allzu oft bietet; die Zahlenverteilung der Würfel ist bei beiden folgendermaßen: 2x die "1", 1x die "2", 2x die "3" und 1x die "4". Und sollte der passive Spieler mit seiner Ansage erfolgreich sein, und da gibt es durchaus einige Fallstricke die zu beachten sind, dann hat er beim Torwurf (ohne den "Superhandschuh") nur eine Chance von 50:50 um zu treffen. Der neu hinzugekommene dritte Würfel hat diese Trefferquote verbessert, schließlich sollen ja möglichst viele Tore geworfen werden, siehe dazu auch die neue Spielregel.
Neben dem schnellen Reagieren auf das Würfelergebnis gibt es mehrere Faktoren, die der Ansager VOR seiner Ansage berücksichtigen sollte. Dadurch ist es für den aktiven Spieler keineswegs unmöglich und glücksabhängig, ob und wie er seinerseits auf die Ansage reagieren bzw. ihr spielerisch sogar zuvorkommen kann. Der "Hauptmechanismus" lebt von der Unwägbarkeit der Würfel, dem schnellen Sondieren der sich damit ergebenen aktuellen Spielsituation, und damit dem Abwägen der besseren Zahl für sich und für den Gegner. Darum regeltechnisch sowie taktisch betrachtet jetzt das Aber:
- Der Konter muss ausführbar sein (und nicht nur schnell angesagt werden). Das bedeutet, dass am gegnerischen 6m-Kreis mindestens 1 Angriffsfeld frei sein muss, auf das gezogen werden kann; und der Ansager muss mit 1 Figur aus der eigenen Spielhälfte den Konter laufen können. Wenn er vorschnell etwas ansagt, das er nicht ausführen kann, dann hat er in diesem Spielzug KEINE Aktion!
- Das von dir erwähnte Gegengift, das Time-out, steht nur bedingt im Widerspruch zu den Original-Handballregeln. Denn der aktive Spieler ist noch im Ball- bzw. Würfelbesitz, auch wenn der passive Spieler (nach einer gewürfelten "4") "Konteeer!" angesagt hat. Macht er von der Möglichkeit des Time-outs Gebrauch – hier könnte ich noch eine Bedenkzeit dafür von X Sekunden einführen (obwohl es da bisher schon nicht um Sekundenbruchteile ging) –, dann darf er nochmals würfeln und damit die Ansage aufheben. Sollte er erneut eine "4" würfeln, dann kann der passive Spieler auch erneut die Gelegenheit zur Ansage nutzen – mit allen hier geschilderten Konsequenzen. Time-out steht dabei nicht immer zur Verfügung: nach dem Einsatz muss die entsprechende Taktik-Karte zunächst wieder reaktiviert werden. Das geht wiederum nur als passiver Spieler, wenn man die "4" zugeteilt bekommt, also auf die Konter-Ansage auch mal bewusst verzichtet.
- Auf einen Konter (im Gegensatz zum "echten" Handball ist es hier beim Brettspiel gleichgültig, ob dieser zum Torerfolg geführt hat oder nicht) darf der aktive Spieler mit der "Schnellen Mitte" einen sofortigen Gegenkonter ausführen; dieser Spielzug kann auch schon bereits vorbereitet sein. Der dann folgende Wurf wie aus zweiter Reihe hat gute Chancen zum Torerfolg zu führen, wenn das Tor schlecht gedeckt ist. Möglicherweise würde der passive Spieler seine Deckung durch einen Konter öffnen und verzichtet aus diesem Grund auf die Ansage.
- Es gibt neben der Ansage des Konters noch zwei weitere Ansagen („Deckuuung!“ und „Wechseeel!“), die in die Überlegungen einzubeziehen sind; da diese nur unter bestimmten Voraussetzungen ausgeführt werden können und in Wechselwirkung zu den Folgen eines Konters stehen (siehe Auswechslung nach einem Angriff). Außerdem gibt es Würfel-Konstellationen, die im Moment vielleicht gewinnbringender für den passiven Spieler erscheinen. – Übrigens, das Dehnen der Worte hat einen einfachen Grund: es gibt noch die normalen Aktionen "Deckung" und "Wechsel", die nicht angesagt werden müssen und die beiden Spielern bei entsprechender Aktionswahl zur Verfügung stehen. Die terminologische Unterscheidbarkeit zu den angesagten Aktionen ist für das Regelverständins wichtig!
- Doch damit nicht genug, denn auf der Spielplan-Rückseite gibt es ein weiteres "Gegengift": hier kann eine Angriffsseite vom verteidigenden Spieler mit dem Torwart auf einem speziellen Torwart-Feld gegen Konter gedeckt werden. Diese Option gehört in die Kategorie, dass der Konter ausführbar sein muss (siehe ersten Punkt).
Wie es sich anfühlt, diese ganzen Möglichkeiten berücksichtigen zu müssen und wie das die Ansage gewissermaßen verlangsamen kann, das lässt sich wie so oft im Spannungsfeld von Regellektüre und Ausführung eben nur spielend herausfinden. Darum bin ich dir für deine kritischen Anmerkungen sehr dankbar, denn nur so habe ich die Möglichkeit, aus meiner praktischen Erfahrung mit dem Spiel zu berichten und kann versuchen, das Spiel für dich (und andere) nachvollziehbar(er) zu machen. Ich gebe dir Recht, dass das oben geschilderte in dieser ausführlichen Form und so verzahnt nicht in der Regel steht. All das was für das grundsätzliche Verständnis wichtig ist, muss natürlich in der Regel zu finden sein. Das obige gehört auch zu dem Teil des Spiels, der entdeckt werden will, und der den erfahrenen Spieler vom unerfahrenen unterscheidet und erstgenanntem einen Spielvorteil verschafft.
Anmerkung zum Terminus "Schiedsrichterball":
Die beiden Spieler müssen gegenseitig auf die Einhaltung der Spielregeln und der korrekten Abläufe achten. Einen dritten Spieler, der diese Aufgabe übernehmen könnte, gibt es ja normalerweise nicht. Aus diesem Grund heißt die Ablage für den (dem passiven Spieler) zugeteilten Aktionswürfel eben so. Alternativ könnte die Ablage auch nur "Schiedsrichter" heißen (und nicht die Form eines Balls haben). Daneben gibt es noch weitere Spielelemente, bei denen die Spieler in die Rolle des Schiedsrichters schlüpfen ("Foul" und "Freiwurf"). Thematisch ist das durchaus so gewollt.