Beiträge von Yanadil im Thema „Willingen 2015“

    So, nun habe ich auch alle Willingen-Partien bei BGG eingepflegt. Irgendwie immer wieder eine schöne Sache für mich, wenn ich beim Eintragen nochmal an die jeweilige Partie zurückdenke und sie Revue passieren lasse.

    Dann will ich mich gerne mal in die Reihe der Berichterstattungen aus Willingen einreihen.


    Seitdem die Dauer des Spieletreffs von einer Woche auf 10 Tage (9 Übernachtungen) umgestellt wurde (ich meine zum 25jährigen vor 5 Jahren), sind meine Frau und ich immer die gesamte Zeit anwesend. Und so reisten wir auch dieses Mal wieder am Freitagmittag an, mit freudiger Erwartung auf fast 10 wunderschöne Tage in toller Gesellschaft. Und diesbezüglich wurden wir nicht enttäuscht. Viele Großprojekte dauerten teilweise vom Frühstück bis zum Abendessen (mit Aufbauen und Erklären), so dass die Tage teilweise nur so dahinflogen. Dennoch war für große Abwechslung gesorgt - laut meinen Notizen brachte ich es insgesamt auf 60 Spielepartien. In den nächsten Tagen werde ich mir für das Einpflegen auf BGG da noch etwas Zeit nehmen müssen...


    Nachfolgend die Eindrücke zu einigen der Spiele bzw. Partien, die mir besonders in Erinnerung geblieben sind (ohne wertende Reihenfolge):


    Watson & Holmes - Nach dem Lesen der Regeln hatte ich irgendwie nicht viel erwartet, musste dann bei unserer Partie aber feststellen, dass das Spiel sehr viel Spaß macht. Und ich glaube, da spreche ich für alle am Tisch (wir waren zu fünft). Der anspruchsvolle erste Einstiegsfall, bei dem man schon sehr genau kombinieren und analysieren muss, lässt nur ansatzweise vermuten, was uns da in den kommenden Fällen alles noch erwartet. Ich bin gespannt!


    Between Two Cities - Nach einer ersten Testrunde zu Hause, folgten in Willingen viele weitere in unterschiedlicher Besetzung. Einfach ein klasse Spiel! Um ehrlich zu sein, fällt mir spontan kein anderes Spiel mit ähnlich gut funktionierendem semikooperativem Aspekt ein. Man will gut und effizient mit seinen Nachbarn zusammenarbeiten - immer auf Gleichmäßigkeit zwischen seinen beiden Städten bedacht. So viel Spielspaß in so kurzer Zeit - richtig gut.


    Willkommen im Dungeon - Mein neuer "Lieblings-Filler" zwischen 2 größeren Spielen. 2 bis 4 Spieler reizen sich gegenseitig hoch, indem sie die Monster im Dungeon ständig erhöhen oder die Ausrüstung des Helden reduzieren, um auszuspielen, wer den Helden ins Dungeon führen darf. Einfach klasse, wenn man nach dem Passen der Mitspieler und einem abfälligen "Viel Spaß, das kann nichts werden" mit nur 2 Ausrüstungsgegenständen locker durchmaschiert und in die Runde grinsen kann.


    Roads & Boats - Nach vielen Jahren endlich mal wieder Zeit für diesen tollen Splotter-Klassiker. Zu dritt haben wir vom Frühstück bis zum Abendessen gespielt, haben uns aber auch viel Zeit gelassen und sind die Sache gemütlich angegangen, so dass es für alle 3 Mitspieler ein angenehmes Tempo war. Hat mal wieder richtig viel Spaß gemacht.


    Trickerion - Eins meiner absoluten Highlights! Soviel Thema - wunderbar! Eins dieser Eurogames, bei dem jede Aktion in thematischem Zusammenhang steht. Das Spiel "atmet" das Thema förmlich. Hier stimmt für mich einfach alles, ich fühle mich jedes Mal, als wenn ich in einem meiner Lieblingsfilme (Prestige) mitspielen würde. 4-5 Stunden muss man für eine Partie mit Dark Alley-Erweiterung allerdings schon einrechnen. Nicht dass es mich stören würde. ;)


    Innovation - Eine sagenhafte Partie zu dritt mit der neuen, sehr schön umgesetzten deutschen Version. Hier konnte man mal wieder sehen, dass bei diesem Spiel bis zum Schluss unklar ist, wer gewinnt. Ein Spieler hatte ein riesiges Reich (alle Farben aufgefächert und zuvor unzählige Karten ausgespielt), ich selbst hatte eher eine mittelgroße Zivilisation und meine Frau hatte ein ganz kleines winziges Reich, das einfach nicht weiter wachsen wollte - aber am Ende entgegen allen Erwartungen absolut deutlich gewann. Immer wieder gerne.


    The Gallerist - Ich hatte wohl gelesen, dass es dieses Spiel gibt, aber sowohl in Essen, als auch danach hatte ich völlig übersehen, dass es sich hier um das neue Spiel von Vital Lacerda handelt, dessen Spiele ich sehr schätze. So freute ich mich umso mehr, es in einer 4er-Besetzung kennenzulernen und es hat mich begeistert. Ich bin mir absolut bewusst, dass Vitals Spiele stark polarisieren, vielen Spielern zu überfrachtet wirken und davon abgesehen einige auch mit dem semi-kooperativen Aspekt von CO2 ein Problem hatten (wie gesagt, ich mag bisher alle seine Spiele). Aber The Gallerist schafft es für mich erneut, sehr komplexe Eurogame-Mechanismen mit Thema und Leben zu füllen. Und das, obwohl ich vorher dachte, dass mich das Thema nicht mal im Ansatz interessieren würde. Aber hier funktionierte für mich jede Handlung und jede Spielaktion im Kopf als eine schlüssige Vorgehensweise in dieser Spielwelt. Das Spiel war sehr spannend und konnte mich durchgängig fesseln. Neben Trickerion mein großes Highlight der Neuerscheinungen.


    Shakespeare - Nach Rahdos Video-Rezension war ich skeptisch, es wirkte auf mich zu abstrakt und die Handlungsoptionen wirkten auf mich sehr limitiert. Ganz anders empfand ich die erste Partie. Ein sehr schönes, leicht von der Hand gehendes Eurogame, das ich fast schon als "fluffig" bezeichnen würde. Keine Längen, man sieht was man aufbaut, keine Downtime, einfach schön. Und die vielen Leute, die man im Laufe des Spiels einstellt, muss man auch erst am Ende bezahlen, so dass das große Erwachen im Zweifel erst ganz zum Schluss kommt und man sich bis dahin daran erfreuen kann, wenigestens schön gespielt zu haben. Konnte mich auf jeden Fall entgegen meinen Erwartungen überzeugen.


    Food Chain Magnate - Ein weiteres typisches Splotter-Spiel. Wer zuerst zuckt... äh, wer zuerst einen gravierenden Fehler macht, ist für den Rest der Partie quasi raus. Das muss man bei Splotter eben einfach wissen, dann kann man sich von den tollen Mechanismen auch in der Welt der entstehenden Fast Food-Ketten faszinieren lassen. Wie immer anderes, wie immer besonders, wie immer knallhart.


    Star Trek Five-Year Mission - Schönes kooperatives Würfelspiel für bis zu 7 Mitglieder der Classic- oder der NextGen-Crew. Viel Spaß und Spannung in 45 Minuten. Spätestens wenn die Kommunikation an Bord "gestört" ist (eine Karte, die bis zu ihrer Behebung das Sprechen am Tisch verbietet) und gleichzeitig eine Prime Directive und eine zeitkritische Sanduhr-Karte auf dem Tisch liegen, der Spieler der dran ist seinen Zug beendet, während alle außer ihm sehen, was noch möglich gewesen wäre, es aber nicht sagen dürfen, erkennt man das wahre Potential diese Spiels.


    Burano - Für mich eine große Enttäuschung. Die Grundidee des Kernmechanismus wirkt faszinierend und vielversprechend, optisch ansprechend und ist (in Verbindung mit der geringen Stückzahl der Auflage) mit Sicherheit auch der Grund für den großen Erfolg des Spiels. Die Aktions-Pyramide, aus deren Würfel am Ende die Stadt errichtet wird, hat schon was. Dass ich diese Würfel aber in die Stadt lege, um damit Fischkarten zu sammeln, Arbeiter zur Mehrheitswertung in Handwerksgebäude zu setzen oder einfach nur Geld zu nehmen, wirkt auf mich völlig belanglos und einfach unfertig. Und so ging es allen am Tisch, nicht nur mir. Ich würde auf Basis der Erfahrung dieser einen Partie niemals ein Pauschalurteil über dieses Spiel fällen, aber für mich ist es eben einfach nichts. Dennoch herschte am Tisch eine super angenehme Stimmung, nochmal danke an ode und Claudia dafür.

    Steam Works - Sehr schönes WP-Spiel mit im Grunde einfachen Regeln, dadurch niedriger Einstiegshürde, gleichzeitig aber einem hohen Maß an Variabilität und Wiederspielzreiz. Und elegant designed ist es auch noch. Man baut Maschinen, die alle Spieler als WP-Felder nutzen dürfen. Da man von der Fremdnutzung durchaus profitiert, ist man entsprechend motiviert, auch schöne und effektive Maschinen zu bauen. Und ständig am schauen, welche Maschinen der anderen man dabei nutzen kann. Danke für diesen Tipp, Atti.


    Swords & Bagpipes - 5 schottische Clans versuchen, die eindringenden Engländer abzuwehren - oder sich verräterisch auf ihre Seite zu stellen, um finanziell stark abzusahnen. Einfache, aber sehr stimmungsvoll und intelligent verknüpfte Regeln, ein leckerer Ardbeg im Glas (danke ode) und dazu der Soundtrack von Braveheart am Tisch (danke Markus H.) - kann ein letzter Abend in Willingen stimmungsvoller enden?


    Gekauft habe ich neben Steam Works in Willingen noch Spirits of the Rice Paddy (kommt heute Abend auf den Tisch, ich bin sehr gespannt) sowie Dark Age Z, das mit seiner großen, cool designten und zugleich nichtssagenden Kickstarter-Banderole auf mich wie ein großes Überraschungsei wirkte, in dem irgendwas mit Zombies und Mittelalter steckt - da konnte ich nicht widerstehen. ;)


    Das waren sie, einige meine großen Momente in Willingen 2015. Wie immer, vor allem und in erster Linie geprägt durch das gemeinsame Spielen, Reden und Zeit verbringen mit so viel netten und angenehmen Menschen. Ein Mikrokosmos, dessen Existenz in mir immer wieder ein großes "Danke-Gefühl" hervorruft!