Beiträge von Herbert im Thema „unknowns Treffen 16.-22.3.2015 in Bad Holzhausen“

    Dann will ich mal meinen Besinnungsaufsatz beisteuern:


    Freitag gegen 12:00 kam ich nach ca. 1 Stunde Autofahrt im ländlich gelegenen Bad Holzhausen an. Auffällig die vielen alten Fachwerk-Bauernhöfe. Fast wie im Münsterland, aber in Bad Holzhausen werden sie nicht verklinkert. Vorbei an Apotheke und Sparkasse, rechts ab über 2 Bahngleise geht es zur Pension Storck. Auto auf die Hofwiese gesetzt und erst mal die Lage gepeilt: Spieleseminar ist beim Essen. Also erstmal kurz einen Zimmerschlüssel geholt und das Gepäck aufs Zimmer gebracht. Schönes Zimmer im Gästehaus mit großem und modernen Badezimmer: mehr als man zum Spielen braucht. Die Spieler sind im Nebenraum über den Hof. Also die Spielekiste geholt, in den Raum getragen und erstmal umgeschaut. Eine Längsseite im Zimmer voll mit Spielen, wohl noch ein paar mehr als auf der Liste vermerkt. 3 Spiele aufgebaut: Eine Gruppe spielt wohl Caylus, eine spielt Winter der Toten und die dritte Gruppe hat Thunder Alley auf dem Tisch. Mindestens ein Dutzend Spieler also und von denen kenne ich bisher nicht einen persönlich.


    Dann trudeln sie langsam ein. Man macht sich bekannt und ich lunze erstmal bei Winter der Toten. Jede Runde bekommen sie ihre Spezialaufgaben und dann wird in Supermarkt, Tankstelle und Bibliothek nach verwertbarem gestöbert. @FBI findet im Supermarkt alles außer Nahrung, alle steuern verdeckt etwas zur Aufgabe bei und am Ende kommt genau das was man braucht. Bestimmt ist da kein Verräter dabei. Es sollte anders kommen...


    Dann war der Nachbartisch fertig und es kam zu einer Vierer-Partie Study of Emerald. @Bernd68 hat das Spiel vorbildlich vorbereitet. Ebenso dabei @Clickworxx und @empinchen. Eine Spielhilfe für jeden und dann wird das Spiel für alle ausführlich erklärt. Wir spielen Deckbuilder-Doppelkopf nach Art von Martin Wallace. Die Alten haben die Weltherrschaft übernommen. Die Welt zerfällt in Loyalisten und Revolutionäre. Jeder von uns zieht eine Karte und weiss zu welcher Fraktion er gehört. Jeder andere kann ein Loyalist oder ein Revolutionär sein. Verlieren tut die Partei, zu der der Mitspieler mit den wenigsten Punkten gehört. Von der anderen Partei hat dann der mit den meisten Punkten gewonnen. Die Gruppe muss also punktemäßig beisammen bleiben aber man selbst natürlich etwas besser sein als die Kameraden. Ich bin Revolutionär, aber was sind die anderen? Gleich am Anfang liegt eine Zombie-Karte aus. Wenn ein Loyalist die bekommt sieht es schlecht aus um die Revolutionäre. Also versuche ich mal da ran zu kommen. @Bernd68 will sie auch und wir streiten fortan um die Zombie-Karte. Will er sie als Loyalist? Oder will er verhindern dass ich sie bekomme da ich ja ein Loyalist sein könnte? Keiner traut dem Braten und fortan liegt eine Blockierscheibe auf der Zombie-Karte. Immer wenn @Bernd68 diese entfernt legt einer der drei anderen eine neue Blockierscheibe darauf. Nach einiger Zeit gebe ich mich zu erkennen und spiele auf die Rebellen-Leiste. @Clickworxx spielt ebenfalls Punkte auf die Rebellen-Leiste. Langsam kommen wir dahinter: auch @empinchen ist ein Rebell. Hätten wir das früher gewusst, hätten wir uns nicht so um die eine Permanenteffekt-Karte gestritten. Wir sind also zu dritt. Also hoch mit der Rebellen-Leiste und gleichzeitig dem Loyalisten die Siegpunkte nehmen. Ich spiele auf die Rebellen-Leiste: Sie steht ein Feld vor der 12 und ich habe gerade die meisten Punkte. Wäre die Leiste ein Feld kürzer wäre das Spiel zu Ende und ich hätte gewonnen. Kurz darauf hat @Clickworxx die meisten Punkte und deckt seine Identität auf: das Spiel ist aus! Gewonnen hat der Rebell mit den meisten Punkten: @Clickworxx



    Und was halte ich von dem Spiel? Es ist kein typischer Wallace. Schaut man aber ins Detail ist schon einiges an Wallace drin. Alleine die Siegbedingungen. Total simpel. Hätte ich selbst auch drauf kommen können. Bin ich aber nicht! Und Martin Wallace kommt auf so etwas und baut ein wirklich gutes Spiel draus. Nichts strategisches aber ein Spiel mit eigenem Charakter. Mit den richtigen Mitspielern eine grandiose Spielerfahrung. Danke Jungs!


    Dann gab es für alle ein Abendessen in Buffet-Form. Gleich mal nachgefragt wie es beim Winter der Toten ausging und siehe da: bei Winter der Toten gab es doch einen Verräter, keiner hat gewonnen und allen hat die Partie gefallen.


    Danach ging die Frage nach dem nächsten Spiel los. Ersmal mit @Tyrfing und einem der vielen Franks ein wenig Concept angespielt. Später sind noch @Chii und @Clickworxx dazugestoßen. Und immer die Frage: was spielen wir als nächstes? Vielleicht Britannia? Keine vier Spieler zusammengekommen.


    Dann werden Mitspieler für Terra Mystica gesucht. Spontan schließe ich mich an und gerate unter Vielspieler die mit wenigen Spielen auskommen. @Tyrfing deutete an dass eine Gruppe gefühlt ständig abwechselnd Terra Mystica, Agricola und Caverna gespielt hat. Das stimmt so zwar nicht ganz, aber ich habe schnell gemerkt dass die regelmäßig Terra Mystica spielen. Meine letzten 3 Partien waren Ende 2013 und nachdem meine Tochter da dreimal mehr oder weniger glatt gewonnen hatte war das Spiel beim Rest der Familie erstmal untern durch. Man hat mir dann im Schnelldurchgang die Regeln nochmal eingeflößt und dann habe ich gelernt was es heißt, wenn man die Völker kennt. Da die Völker aus Feuer und Eis doch ein wenig speziell sind im Sinne weiter weg vom Standard durfte ich die Nixen spielen. Die kannte ich noch dunkel aus der Erinnerung. Und nach alter Erinnerung habe ich mich erstmal ausgebreitet - man will ja nicht zugebaut werden. Meine Mitspieler hingegen blieben erstmal alle auf dem Fleck hocken und bauten ihre Gebäude aus. Irgendiwe ging bei denen alles besser und schneller. Langsam war ich wieder drin, aber irgendwie war ich im Getümmel nicht dabei. Da wird der Ausbau teuer. Und als Nixe ist man auch nicht besonders gut im graben. So langsam wuchs ich - der Rest war schon weit enteilt und stritt um den Sieg - ich rang darum den Anschluss zu halten. So auf 50 Partien Terra Mystica müssten sie kommen, meinten meine Mitspieler. Ich komme jetzt auf vier und speziell die Vierte möchte ich nicht missen.


    In der Nacht fand ich ein Bett vor, von dem mein Rücken mir am morgen mitteilte, dass es zwar etwas weich aber doch O.K. gewesen ist. Das Duschgel fühlte sich schon vor dem Duschen so leicht an und nach dem Duschen war es all. Also mal kurz ins Dorf gefahren und nachdem ich auch die dritte der dem Ortskern entfliehenden Straßen abgefahren hatte fand ich auch einen großen Edeka mit Duschgel und D2 Empfang. In der Pension Storck gab es nämlich weder ein die Pension abdeckendes WLAN noch D2 Empfang. Da lenkt nix ab vom spielen - weder unkonwns noch sonst was. Das Frühstück war gut und nach dem einfachen Kaffee gab es sofort einen wohlschmeckenden Latte Macciato: so kann ein Tag beginnen.


    Danach kam dann eine Caylus Runde zusammen. Zweimal Frank und zweimal Rüdiger spielten mit. Mein letztes Caylus lag circa 10 Jahre zurück. Also wieder kurze Druckbetankung und los ging es. Auch hier war schnell klar: mit dem Sieg hatte ich wenig zu tun. Aber so ganz chancenlos war ich auch nicht. Einer der Rüdigers war schnell weg, die andern vier konnten ihn schwer aufhalten. Hoffnung auf das 25 Punkte Gebäude kam auf, doch kurz bevor ich das bauen konnte war das Spiel schon vorbei. Caylus war so ein Spiel dass ich gut in Erinnerung hatte von dem ich aber nicht überzeugt war dass es mir immer noch gefallen kann. Diese Zweifel waren unangebracht. Auch wenn es jedes Jahr viele neue gute Spiele gibt, hat Caylus doch immer noch einige Alleinstellungsmerkmale, die es irgendwie abheben. Schön auch solch ein Spiel mal wieder aufgefrischt zu haben



    Danach konnte ich dann in der Vielspieler-Runde mein erstes Caverna spielen. Viel erinnerte an Agricola, aber das habe ich auch schon lange nicht mehr gespielt. Meine Mitspieler kannten auch hier die Strategie, ich suchte sie. Aber irgendwann kam die Landwirtschaft bei mir ans Laufen und ich konnte auch noch ein paar Siegpunkte einfahren und den letzten Platz vermeiden. Interessant das Element des Jägers. Wurde von den Mitspielern zwar Krieger genannt, aber letztendlich hat der nur gejagt und keinem was auf die Mütze gegeben. Interessant deshalb, da eine Mitspielerin, die das Element eigentlich nicht mag, dieses aufgrund offensichtlichen Desintresses der Mitspieler intensiv und anfangs allein nutzen konnte. Und damit hat sie souverän gewonnen. Ich als einziger Novize konnte immerhin den letzten Platz vermeiden und ein Spiel von meiner ungespielt Liste streichen und eine Spielerweisheit mitnehmen: "es macht einfach Sinn Spiele wiederholt zu spielen". Was mich aber nicht davon abhielt, als nächstes wieder etwas neues anzugehen...


    Es ergab sich die Gelegenheit, endlich mal die zweite der App-Gestützten Essen-Neuheiten spielen zu können: XCOM. Und das in einer reinen unknons Runde mit @ravn als erfahrenem Erklärer, @Chii und @Tyrfing. @ravn als Central Officer wies uns in unsere Rollen ein: Chief Scientist @Tyrfing musste in 3 Laboren forschen und den Rest der Truppe mit innovativer Technik versorgen. Squad Leader @Chii musste mit ihren Mannen die Raumbasis gegen Aliens verteidigen und die Missionen bewältigen und ich als Commander gab den Schäuble (Finanzen) und musste mit den Abfangjägern die Kontinente vor Ufo-Angriffen retten. Der Central-Officer verteidigte zudem in SDI-Manier mit seinem Satelliten den Orbit gegen Ufos. Jede Runde teilt sich eine Planungsphase und eine Ausführungsphase. Im Tutorial geht alles ganz langsam, aber wenn es dann erst wird läuft die Planung unter Zeitdruck. Da erforschte also @Tyrfing erfolgreich so manche Innovation, @Chii ballerte mit ihren Mannen jeden Allien weg und erfüllte zuverlässing die Missionen. @ravn gab den Takt an und zog Ufos von den Kontinenten in den Orbit um ihnen dort den garaus zu machen. Alles klappte gut. Nur die verdammten Ufos wurden immer mehr. Ständig tauchen Ufos über den Kontinenten auf. Dann weist man mit knappem Budget seine Abfangjäger den Kontienten zu und auf einmal kommen noch mehr Ufos. Auch zu Planeten ohne Jäger. Und dann treffen diese Jäger nicht und müssen nochmal schießen und letztendlich verliere ich sogar welche. Jede Aktion ist Push for Luck. Am besten man trifft im ersten oder zweiten Anlauf, sonst verliert man seine Einheiten oder Wissenschaftler. Und immer waren Ufos da. Und die Moral der Kontinente sank und sank. Ganz kritsich war Australien. Da war die Stimmung eine Stufe vor Kontinent ade. Und die anderen Kontinente standen nicht viel besser. Sind zwei Kontinente weg ist der Kampf um die Erde verloren. Squad Leader @Chii war zwar weiterhin erfolgreich, verlor aber auch manch Soldaten, auch die vom Commander so gut ausgebildeten Elite-Einheiten. Und für die Planung bleibt immer so wenig Zeit. Selbst der Central Officer @ravn begann zu zweifeln, lies sich aber natürlich nichts anmerken. Da mussten die Budgets umverteilt werden. Weniger Geld in die Forschung, die Wunderwaffe im letzten Zug ist doch unwahrscheinlich. Und immerhin hatte unser Wissenschaftsoffizier @Tyrfing ja auch schon einige Innovationen zur Verfügung gestellt. Jäger trafen ohne zu würfeln, Jäger überlebten Angriffe. Soldaten durften Würfe widerholen. Also Geld in die Jäger investiert und neue Soldaten angeheuert und ausgebildet. Und auf einmal trafen die Jäger. Da schießen die 3 Jäger über dem gefährdeten Afrika mit dem zweiten Angriff 5 Ufos weg. Das war die Wende. Zum ersten mal waren am Ende eines Zuges keine Ufos mehr über den Kontinenten. Die Moral der Kontiente war zwar ziemlich unten, aber sie blieb stabil. Und so konnte sich Squad Leader @Chii dann doch der finalen Mission widmen. Die war aber nur mit einem Elite-Soldaten gewinnbar und wir hatten gerade den letzten verloren. Also wurde ein Elite-Soldat ausgebildet und die Mission fast erfüllt. Alle Innovationen waren ausgenutzt und ein riskanter Wurf hätte die Entscheidung bringen können. @Chii entschied noch eine Runde zu spielen. Keine Forschung, mit dem knappen Geld wurden die Ufos halbwegs reduziert und der Squad Leader wurde in Postition gebracht. Und dann erfüllte @Chii die finale Mission mit dem ersten Versuch dieser Runde.



    Knapp gewonnen auf niedriger Stufe. Das Spiel lebt von Atmosphäre. Es schafft das durch die Zeitverknappung in der Planungsphase. Wenn die bevorsteht werden die Ruhigen weniger ruhig und die Nervösen noch nervöser. Die Körpersprache der Mitspieler sprach da deutliche Worte - die eigene gewiss auch. Das schafft die App als Taktgeber. Der Chief-Offizier ist Spielleiter und Vermittler. Durch die klare Rollenteilung ist Teamwork extrem wichtig und man steckt insgesamt tief in der Partie. Gerne mal wieder, die Runde war toll.


    Am letzten Tag erstmal den Koffer ins Auto und dann mal sehen. Vielleicht bis mittag spielen und dann gemütlich nach hause. Mein neuer geekbuddy quasimone meinte wir müssten ja wohl auch noch mal was zusammen zocken und so ergab sich eine Runde mit @Spielteufel, quasimone, @Clickworxx und @empinchen . Spiel der Wahl wurde Euphoria. Das Volk von Euphoria soll dumm bleiben und glückselig werden. Das kann man einfach haben mit Privatfernsehen, man kann es aber auch in einem Spiel mit sehr schönem Material nachempfinden. @Spielteufel übernahm die ausführliche Erklärung für die 3 Novizen und dann mühten wir uns unsere 10 Sterne loszuwerden. Erstmal passierte in der Hinsicht ganz lange nichts und dann auf einmal wurden wir Stück für Stück los. Wäre nur mein Volk glücklicher gewesen - ich hätte mehr Artefakte haben dürfen. Und wären sie nur immer dumm geblieben, dann hätte ich mehr Würfel beschäftigen können. So musste ich sie ständig in den Pool entlassen und neu anheuern, konnte dabei aber meine Sonderfähigkeit nutzenl. Und die Arbeiter haben zu tun. Waren sammeln, in Ressourcen verwandeln und über Artefaktkarten Stern für Stern loswerden. Als ich noch 3 Sterne hatte waren die von @Spielteufel auf einmal alle weg: Spielende!


    Zum Schluss noch was für die Gehirnzellen: Ein kurzes Blueprints mit @Spielteufel, @Clickworxx und @empinchen . Kannte ich bisher nur vom Hörensagen. Ist ein wirklich gut gemachter kleiner Hirnzwiebler für zwischendurch oder aber wie hier als Absacker. Wird wohl bald meine Sammlung bereichern.


    Am Ende war es 16:00 geworden. Aber die Zeit war gut genutzt. Viele aus diesem Forum habe ich jetzt auch einmal live erlebt. Künftig gehören auch diese zu denjenigen, bei denen ich an gemeinsame Spielerlebnisse denke, wenn ich ihre Beiträge lese. Manches werde ich besser verstehen. Manchen Smiley werde ich auch sehen wenn er vergessen wurde. Und manche Äußerung werde ich besser einordnen können. Es waren unterschiedliche Spielertypen vor Ort und mit diesen kam es zu ganz unterschiedlichen Spielerlebnissen. Keines davon möchte ich missen.


    Fazit des Wochenendes:
    - viele wertvolle Menschen kennengelernt
    - viele neue Spiele erklärt bekommen
    - tolle Partien gespielt
    - vom Regen (fast) nichts mitbekommen
    - man kann Spiele auch häufig spielen, sich dabei aber die Offenheit für neues erhalten
    - Terra Mystica kann nicht nur meine Tochter besser
    - einige der unknowns sind jetzt nicht mehr unbekannt
    - keiner bekam die Zombie Karte
    - ein Riesen-Dankeschön an @FBI für die Organisation!
    - nächstes Jahr will ich da wieder hin!


    Und jetzt muss ich langsam ins Bett.


    Da im anderen Thread ja vor allem über eine zusätzliche Veranstaltung in Süddeutschland diskurtiert wird, erlaube ich mir mal einen eigenen Thread zum bereits feststehenden und von FBI organisierten Treffen in Bad Holzhausen zu eröffnen.