Harry2017 : Mach mal langsam. Bei einem vernünftig geplanten und durchgeführten Crowdfunding-Projekt bekommt der Macher zwei Wochen nach der erfolgreichen Finanzierung von Kickstarter mindestens so viel Geld überwiesen, wie er für die gesamte Durchführung inklusive Versand an die Backer braucht. Das muss er nur auf die Bank legen und verbrauchen, um nach und nach Rechnungen zu bezahlen. Es muss per Definition reichen (und normalerweise auch noch Gewinn abwerfen). Sonst hat der Macher etwas falsch gemacht, z.B. mit einem zu niedrigen Funding Goal.
Wir können uns gerne über Details unterhalten, von nötigen Vorabinvestition für Grafiken, Werbung und Kampagnenoptimierung, bis hin zum Aufstocken des Print Runs für spätere Retail-Verkäufe zum Senken der Stückkosten (wo der Macher dann wirklich mal mit eigenem Geld in Vorleistung gehen muss), aber das Grundmuster bleibt gleich: Crowdfunding-Macher, die Schneeballsysteme brauchen, haben sich schlicht und einfach böse verplant. Bei solchen Machern muss man auch vom Backen dringend abraten, denn bei einem oder zwei gescheiterten Kampagnen kann der ganze Laden zusammenbrechen.
BTW: Kann es sein, dass der AT-Bereich mit seiner Miniaturenlastigkeit wesentlich anfällig für solche Crowdfunding-Schneeballsysteme ist als der Eurospiel-Bereich? Im letzteren gibt's einige renommierte Firmen mit einer zweistelligen Anzahl erfolgreich durchgeführter Kampagnen, bei denen ich absolut sicher bin, dass die kein frisches Geld aus laufenden Kampagnen brauchen, um die Auslieferung der vorherigen Kampagne sicher zu stellen. Macher wie Leder Games (Vast, Root) oder Minion Games (Manhattan Project) oder Thunderworks Games (Roll Player) machen ganz bewusst nur kleine print runs (und müssen deshalb relativ hohe Preise aufrufen!), weil sie nur das Geld einsetzen wollen bzw. können, was sie auch haben. Genau deshalb gibt's z.B. schon den vierten Print Run von Roll Player: Kickstarter, normal Retail, Kickstarter für die Erweiterung, normal Retail. Erst verkauft sich etwas gut, dann kommen die ambitionierten Großproduktionen mit den entsprechenden Stückzahlen. Nicht andersrum!
Wenn's andere mit besserer Planung besser hinkriegen, dann habe ich relativ wenig Verständnis für Miniaturenmacher mit hochfliegenden Träumen, die unrealistische Funding Goals aufrufen und damit "erfolgreiche" Kampagnen durchführen, mit denen sie am Ende auch noch Miese machen. Das mag im Miniaturengeschäft schwieriger sein als im Eurobereich, weil die Gussformen hohe Einmalkosten bedeutet, was umgekehrt größere Print Runs zwingend erfordert. Aber das Grundmuster ist doch trotzdem so, dass man keine Kampagnen machen darf, mit denen man sich nachher verschuldet.