Beiträge von [Tom] im Thema „Was ist schlechtes Spieldesign?“

    Guten morgen,

    viele reden hier, vollkommen zurecht, über den Mechanismus beim Spiel. Aber: Die Tatsache, dass ich eine Aversion, mehr noch: EKEL, bei Spinnen und Konsorten empfinde, hindert mich daran, dass Spiel zu spielen oder gar zu kaufen. Ich bin mir im Klaren, dass viele Spieler sich nach neuen Themen sehnen, aber mich macht es betroffen, wenn solche Spiele (ebenso Myrmes, Kakerlakenpoker) auf den Markt geworfen werden. Wenn man Spiele kreiert, dann sollte man bitte auch berücksichtigen, dass das Thema des Spiels die Kunden nicht anekelt. Und nein, ich bin da keine Ausnahme, wenn ich da andere so aus meinem Spielekreis höre...

    Gruß
    Marc


    Während ich Deine persönliche Aversion gegen bestimmte Kreaturen akzeptieren kann, kann ich die Forderung ein Spiel frei von möglichen Aversionen zu produzieren, NICHT nachvollziehen. Der Eine mag keine Spinnen, der Andere mag keine Ratten; den nächsten widert es an, dass bei Agicola Tiere geschlachtet werden, und wiederum ein Spieler weist auf die schrecklichen Zustände der Sklavenhaltung hin, die bei Purto Rico unter den Teppich gekehrt werden.
    Bei Helios stört einen Spieler das Bild eines imaginären Gottes, und bei 7 Wonders fühlt ein Spieler sich belästigt durch die nackten Menschen auf dem Bild des Badehauses.
    So geht es weiter und weiter, und das Einzige was bleibt sind vollkommen abstrakte Spiele ohne jedes Thema.

    Genauso kann ich fordern, dass bitte Rücksicht genommen wird auf Spieler, die keine Würfel oder keinen Glücksfaktor mögen, und somit keine Spiele ohne eben diese produziert werden.

    Es gibt so viele Spiele auf dieser Welt, ich denke, da ist es vertretbar, dass das Eine oder Andere Spiel eben nicht Deinen (oder meinen) Geschmack trifft. Dann spielen wir eben ein anderes Spiel...

    Schlechtes Spieldesign kann ein Missverhältnis zwischen Spieldauer und echter Spieleinflussnahme bedeuten, aber auch so etwas soll Leute, wie so manchen Ameritrash-Fan, glücklich machen können.


    Wobei ich es noch einen sehr großen Unterschied finde, ob man nur nicht um den Sieg (nach Siegpunkten) mitspielt, oder ob man sich selbst "rauskegelt" aufgrund eines Spielfehlers.

    Beispiel: Bei der von mir genannten Situation bei #ChicagoExpress, oder auch bei dem von Euch genannten #Myrmes-Fehler (wenn ich den richtig verstanden habe) ist der SpielerIn raus aus dem Spielgeschehen. Ein richtiges Spielen findet nicht mehr statt, weil man mit den viel zu geringen Ressourcen nur noch darum knappst, IRGENDWAS zu tun.

    Ein anderes Beispiel wäre #Agricola: Auch wenn ich als unerfahrener Spieler nicht effektiv spiele, und am Ende nach Siegpunkten WEIT abgeschlagen hinten liege - so habe ich vor mir auf dem Hof-Tableau einen kleinen, feinen Bauernhof mit Ställen, Zäunen, Äckern und ein paar Tieren. Ich habe dennoch etwas "geschaffen" - auch wenn ich das Spiel nicht gewonnen habe. Auch bei #Helios hat man vielleicht die Wichtigkeit bestimmter Personen oder Landplättchen falsch eingeschätzt, oder dem Mitspieler nicht rechtzeitig blockiert, so dass dieser erdrutschartig gewinnt - aber man hat dennoch seine kleine Landmasse vor sich, Gebäude und Tempel gebaut, usw...

    Ich sehe es ähnlich wie @Jimmy_Dean:
    Erste Partien sind eigentlich immer Kennen-Lern-Partien für mich. Ich spiele aus dem Bauch heraus nach dem Mal-Schauen-Was-Passiert-Prinzip.
    Ich finde es viel schöner, ein Spiel zu SPIELEN, dabei vielleicht auch durch Fehleinschätzungen haushoch zu verlieren, als ein Spiel erst Mal zu ANALYSIEREN, um dann die (anscheinend) beste Entscheidung zu treffen.

    Es hat für mich nichts mit gutem oder schlechtem Spieldesign zu tun, ob der Spieler aufgefangen wird in einem Sicherheitsnetz oder nicht - oder eigentlich doch: Sollte ein Spiel nicht Erfahrung belohnen? Je öfter man spielt, um so besser wird man? Wir hatten auch schon Spiele auf dem Tisch, die waren gefühlt nach 2 Partien erforscht. Das ist nicht sehr toll, finde ich.
    Aber dazu gehört eben auch, dass der unerfahrene Spieler häufiger schlechter abschneidet als die erfahrenen Spieler. Das ist für mich kein Zeichen von schlechtem Design.