Beiträge von MetalPirate im Thema „Was ist schlechtes Spieldesign?“

    Ich bevorzuge Spiele, bei denen GUTES Spielen belohnt wird. Mich stört es bei sehr vielen Spielen, bei denen alles getan wird, um das Spiel bis zur letzten Runde offen zu halten. Für mich sind das eher belanglose Spiele.


    Alles richtig. Aber was ist bei Spielen von ~2,5 Stunden Dauer, bei denen nach 1 Stunde feststeht, wer voraussichtlich gewinnen, wer abgeschlagen letzter wird und wer irgendwo im Mittelfeld landet? Meine Erfahrung ist, dass sowas einen Spieleabend ganz leicht zerstören kann. Einer wird zum Dauergrinser in Anbetracht seines sicheren Sieges, einer schaut dauernd auf die Uhr, macht nur noch lustlose seine Züge und fragt offen, was das Spiel denn endlich zu ende wäre -- und die anderen drei am Tisch geben ihm innerlich recht. Klar, etwas überzeichnet geschildert, aber sowas gibt es. Von daher mag ich es, wenn ein Endergebnis nicht zu erdrutschartig ausfallen kann.

    Und selbstverständlich soll am Ende der gewinnen, der am besten gespielt hat, das sollte doch eigentlich unstrittig sein. Wobei ich da auch mit einem eingeschobenen "mit hoher Wahrscheinlichkeit" kein Problem habe. Wenn der eigentlich schlechtere Spieler mit Würfelglück doch gewinnen kann, finde ich das positiv. Die Runde kann noch so gesellig sein, man kann sich persönlich noch so gut verstehen, aber wenn immer der gleiche gewinnt, fliegt das irgendwann auseinander. Gewisses Würfel- oder Kartenglück lockert das etwas auf.

    Die Leute wie wir, die hier in einem Expertenforum schreiben, sind nicht repräsentativ für die typische Spielerunde.

    Erste Partien sind eigentlich immer Kennen-Lern-Partien für mich. Ich spiele aus dem Bauch heraus nach dem Mal-Schauen-Was-Passiert-Prinzip.


    Kann ich 100% unterschreiben. Aber auch da ist wieder die Zusammensetzung der Spielerunde, die gemeinsame Bereitschaft zum Erkunden eines Spiels und nicht zuletzt auch die Länge des Spiels wesentlich, damit am Ende alle Beteiligten ihren Spaß hatten.

    Ah. Die zarte Provokation wurde sofort beantwortet; ich dachte mir schon, dass da jemand recht schnell über das so schön hingehaltene Stöckchen springen würde. ;) Aber jetzt isses sogar von einem Mod zum eigenen Thread erhoben wurde. Ups. Daher erstmal vorweg an alle: wenn ich einen Thread hätte starten wollen, dann hätte ich das sicher anders formuliert. Aber sei's drum, jetzt isses so... Dann lasst uns halt auf Thread-Ebene darüber diskutieren...

    Irgendwie hängt das mit diversen anderen Threads der letzten Tage zusammen. Warum spielt ihr, in welcher Runde spielt ihr, wie haltet ihr's mit überlegenen Spielern, wie wichtig ist das gewinnen? All das spielt natürlich auch eine Rolle, wenn es um richtiges oder falsches Spieldesign geht. Da hat jeder seine eigene Definition, gut und richtig so, wobei man sich über "schlechtes Spieldesign" vielleicht noch eher einigen kann als über gutes. Gutes Design hängt zu sehr von den eigenen Gegebenheiten ab.

    Zurück zum Ursprung: meine Erfahrung ist, dass man sich den Kauf von Spielen, die frühe Fehler gnadenlos bestrafen, komplett sparen kann, wenn nicht die komplette Spielerunde genau dieses eine Spiel unbedingt spielen (= erarbeiten!) will. ("Komplette Runde" darf dabei auch ruhig nur aus einem selbst plus Lebenspartner bestehen, auch okay.) Ansonsten kommen solche Spiele genau einmal auf den Tisch. Dafür ist mir sowas dann idR zu teuer und deshalb erlaube ich mir, solche gnadenlos bestrafenden Spiele als "schlechtes Spieldesign" zu definieren. BTW: Dass das immer aus einer persönlichen Betrachtungsweise heraus passiert, sollte eigentlich klar sein, ohne es immer explizit nochmal erwähnen zu müssen.

    Wenn es ein Spiel mit Spieldauer über einer Stunde dem Anfänger erlaubt, sich in Runde 1 oder 2 mit einem nicht offensichtlich bescheuerten Zug komplett aus dem Spiel zu kegeln, dann ist das für mich auch schlechtes Spieldesign. Ja, wer Fehler macht, soll sie auch spüren dürfen, alles schön und richtig, aber was habe ich von einem Spiel, das sich nur in Expertenrunden spielen lässt? Wenn ich Anfängern das Spiel näher bringen will und habe nur die Wahl zwischen Intensiv-Beratung in den ersten Runden und den Mitspieler voll auf die Schnauze fallen zu lassen, dann ist das einfach Murks, so oder so. Bei gutem Spieldesign gewinnt der Bessere immer knapp. Dann haben nämlich nach meiner Erfahrung alle Beteiligten am meisten Spaß.

    (Für reine Nerd-Runden mag das anders aussehen, die haben interessanterweise oft besonders viel Spaß an Spielen, bei denen jeder kleine Fehler einem die Siegchance komplett nimmt. Dass sind dann auch die Typen, die jegliches Würfelglück als Teufelswerk betrachen und die Spieleforen des Internets mit ihrem Fundamentalismus beglücken. Für mich sind das ganz komische Jungs... Ja, "Jungs", denn das scheint mir ein rein männliches Phänomen zu sein.)