Beiträge von SpaceTrucker im Thema „[2014] Orleans“

    Ich finde Spiele uninteressant bei denen Anfänger gegen Kenner des Spiels gewinnen können. Das sind dann Glücksspiele und eher nicht meine Sache. Deshalb spiele ich beispielsweise Orleans am liebsten gegen Leute die das Spiel ebenfalls beherrschen und alle Ortskarten auswendig kennen.

    Glaube das war ein bisschen anders gemeint.


    Zuerst einmal gibt es verschiedene Qualifikationen:

    • Ein allgemein guter Spieler sein (weil man schon viele Spiele mit Wettbewerbsgedanken gespielt hat, intelligent ist, ein gutes Gedächtnis hat, strukturiert Probleme lösen kann,....)
    • Ein bestimmtes Spiel gut spielen (Situationen basierend auf Erfahrung besonders gut bewerten können, passende Strategien auswählen und abwandeln, ein Spiel "lesen" können,...)
    • Ein Spiel gut kennen (auswendig wissen, welche Karten im Stapel sind, immer den Überblick über alle möglichen Aktionen und alle Phasen/Effekte haben,...)

    Wenn es keine Rolle spielt, ein guter Spieler zu sein, dann haben wir in der Tat ein Glücksspiel. Wenn es keine Rolle spielt ein Spiel gut zu kennen, dann heißt das noch nicht, dass man es nicht gut spielen muss, um zu gewinnen.


    Nehmen wir zum Beispiel mal Schach - definitiv kein Glücksspiel, die Regel und alles was man machen kann, kennt man schnell gut genug, um es vollständig spielen zu können. Welche Figur wie laufen darf, das kann sich jeder merken und wird auch nicht den Überblick verlieren, welche Figur wie laufen darf. Einem sehr guten Go Spieler könnte man denke ich schon zutrauen, für einen mittelmäßigen Schachspieler sehr schnell zum (zu?) guten Gegner zu werden.


    Nehmen wir dagen mal Agricola mit Draft - da wirft das Spiel einem Spieler am Anfang Karten an den Kopf, von denen er sich welche aussuchen muss. Selbst wenn man ein guter Spieler in anderen Spielen ist, kann man hier erstmal keine fundierte Entscheidung treffen - weil man weder weiß, welche Karten es überhaupt gibt, noch bei der Riesenanzahl überblicken könnte, welche gut zusammenpassen. Oder Spiele wie Terra Mystica, bei dem der Spieler sehr viele Aktionen zur Auswahl hat und dabei anfangs gern mal eine vergisst, die dann nächsten Zug nicht mehr möglich ist.


    Erfahrene Spieler bekommen taktische Entscheidungen sehr schnell gut auf die Reihe - welche Workerplacementfelder in einer Situation vergleichsweise wie gut sind, welche Rohstoffe vergleichsweise wieviel wert sind, auf der Ebene sind sie sehr schnell ein ernst zu nehmender Gegner. Dabei muss ein Spiel mit einer hohen Anzahl kleinerer taktischer Entscheidungen jetzt kein Glücksspiel sein.
    Detailwissen zum Spiel haben neue Spieler natürlich nicht (was mal mehr, mal weniger wichtig ist) und auch "das große Ganze" (wieviele Häuser werde ich im Laufe des Spieles bauen, zahlt sich dieses oder jenes Upgrade bis zum Ende des Spiels aus, zu welchem Zeitpunkt setze ich auf Siegpunkte oder auf Wachstum......) ist natürlich noch nicht da und manche manche Spiele spielen sich da intuitiver, andere sind an manchen Stellen unintuitiv (und bietet z.b. Sackgassen).
    Dazu kommt noch, wie variabel ein Spiel ist und wie sehr ein Mitspieler in die Suppe spucken kann - bei manchen Spielen mit sehr ähnlichen Bedingungen in jeder Partie kann man bewährte Strategien herunterspielen (da ist der gute, aber neue Spieler dann chancenlos, wenn sein Gegner im Wesentlichen ein optimiertes Skript abarbeitet), bei anderen Spielen sind die Startbedingungen so unterschiedlich, dass man jedes mal eine neue, eignene Strategie oder Strategievariante überlegen muss (was der Neue dann natürlich auch noch nicht so sehr gut kann, aber er hat keinen so großen Nachteil gegenüber dem Experten)..