Das Spiel war in meiner ersten Runde eine große Enttäuschung. Hat mich überhaupt nicht angesprochen.
(Unten spanne ich den Bogen und muss ein wenig zurückrudern...)
Der Kernmechanismus erscheint mir sehr interessant, aber das, was ich damit steuere ist aus meiner Sicht fast nicht des Spielens wert. Waren? Was sind Waren? Ich sammel sie einfach und dann haben sie einen SP-Wert. Boah... Ist das öde. Ok, hier und da muss ich mal eine Ware abgeben. Aber ernsthaft? Geht es noch einfallsloser? Da kann man gleich SP verteilen und gut ist. Und auch dann wäre es lahm. Geld. Wozu brauche ich Geld? Geld ist eine Währung. Wenn ich Geld habe in einem Spiel, dann ist es sinnvoll es auszugeben und es zu investieren. Sonst brauche ich kein Geld. Geld sind hier schlicht SP. Die zweite SP- Währung neben Waren. Auch Geld wird schlicht gesammelt. Es passiert nichts damit! Und wer jetzt hier mit dieser Bauernleiste kommt oder diesem einen Ereignis, der kriegt nen Schlag in den Nacken...
Das einzig interessante sind diese Personenplättchen, die man sich erspielen kann sowie die Gildenhäuser. Da muss ich nämlich selber für sorgen, dass die etwas wert sind! Das macht Spaß! Ich hab eine Aufgabe! Der Rest ist schlicht langweilig.
Doch das Bag-Building hat etwas. Ich hab den Fehler gemacht in meiner ersten Partie zu versuchen meinen Beutel klein zu halten. Ohne ihn entschlacken zu müssen. Dazu wollte ich dann die Mönche nutzen. Größtmögliche Flexibilität ohne einen vollen Sack und immer das Richtige gezogen! Wieso dieses alberne Rathaus nutzen. Was gab es da? Geld. Und was ist Geld? Totes Material. Genau wie Waren. Mein Ansinnen war es Gildenhäuser zu bauen und meinen Beutel schlank zu halten. Dank Mönche und Sakristei als einem Gebäude, dass meine Mönche schützen sollte. Später noch den Pferdewagen dazu.
Aber so entgingen mir die ganzen Fortschritte der Leisten. Am Ende stand es 175:98 und ich hab mit wehenden Fahnen verloren. Da war mir klar: Ohne einen vollen Sack geht es nicht und will ich ihn schlank halten, muss ich entschlacken per Rathaus.
Eine zweite Partie brachte dann genau diese Spielweise mit sich. Alles, was ich nicht brauchte wurde sofort hochgelobt in Ämterpsoitionen. 2 Gebäude, wo ich blaue und graue Plättchen flexibel einsetzen konnte machten es möglich, dass ich alles weiße, rote, schwarze und braune sofort entsorgt habe. Blau und grau machten alles möglich und ich hab bis auf wenige Ausnahmen alles zur Verfügung gehabt.
Das Spiel war deutlich interessanter, weil der Motor so richtig sein Potenzial entfaltet hat. Erkenntnis war: Ohne viele Arbeiter geht es nicht. Und an der Stelle finde ich es nicht so gut, dass es nicht klar gestellt ist. Man kann ja auch ohne. Ob's an meiner Blödheit lag das nicht in Partie 1 zu erkennen? Mag sein. Aus meiner Sicht gehört hier ein Hinweis oder mechanischer Schutz rein. Aber gut. Ist nur meine Meinung.
Obwohl das Spiel mit vielen Arbeitern deutlich interessanter war, war das, worum es am Ende geht nicht faszinierender. Klar: Die Steuerungsmechanik ist toll und macht was her! Wirklich super! Aber das, was ich damit lenke bleibt öde. Das macht es für mich zu einem mittelmäßigen Spiel mit Potenzial für Erweiterungen. Ich hab jetzt aufm Geek gesehen, dass es ein Sondergebäude auf der Messe gab, wo man für Sets von Waren Punkte bekommt. Das ist wenigstens mal ein Ansatz.
Sonst bin ich immer der Meinung, dass ein Spiel interessante Mechaniken braucht um es für mich interessant zu machen. Trajan ist für mich ein Beispiel. Tolle, originelle Mechanik, aber die 6 Spielelemente dahinter sind eher "normal". Bei Orleans fehlen mir selbst die "normalen" Spielelemente, die hinter der tollen Mechanik kommen. Eine tolle Mechanik ist nur so lange toll, wie ich etwas tolles mit ihr steuern muss. Wenn die Mechanik zum Selbstzweck wird, dann reicht es nicht. Zumindest bei Orleans und mir.
Trotzdem: Ich werde das Spiel im Auge behalten und mal sehen, was die Erweiterungen bringen, die ja schon angekündigt sind. Naja. Und die zweite Partie war ja deutlich besser als die erste, aus meiner Sicht. Weiteren Partien gegenüber bin ich nicht unbedingt abgeneigt. Bleibt nach 2 Partien als Fazit ein eher positiver Eindruck und mein Ersteindruck, den ich revidieren muss.